Black Cats 01. Was kostet der Tod
anderen Tür der Kabine und wartete darauf, dass der Fahrer heraussprang.
Dieser Fahrer war Randy Covey.
»Tim hat mir erzählt, dass er in letzter Zeit einige Male bei Randy mitgefahren ist. Deswegen war er in dem Kaufhaus. Er hat Randy einfach nur begleitet, ohne zu bestimmen, wo es hinging.«
Sie spulte das Video um eine Minute vor und übersprang die Sequenz, in der die beiden Männer sich kurz miteinander unterhielten. Dann zeigte Randy zum Eingang des Einkaufszentrums. Tim ging hinein und tauchte einige Sekunden später auf der anderen Seite des Bildschirms auf: die Kameraaufnahme aus dem Innern. Er spazierte zu den Fast-Food-Restaurants und bestellte etwas. Er schien an nichts anderes zu denken als daran, etwas zu essen zu besorgen.
Dean konzentrierte sich auf die andere Bildschirmhälfte.
Während Tim die Besorgung erledigte, die Randy ihm aufgetragen hatte, sah sein bester Freund dabei zu, wie die Mitarbeiter die restlichen Kartons ausluden. Als sie fertig waren, hielt er ihnen ein Klemmbrett hin, auf dem sie unterschreiben mussten, und winkte ihnen zu, als sie ins Innere des Kaufhauses verschwanden. Sobald sich das Rolltor geschlossen hatte, schlich er vorsichtig zum hinteren Ende des Parkplatzes, spähte in die Müllcontainer und schob sich langsam zum Mitarbeitereingang des Geschäfts, das seinem Sattelschlepper am nächsten war.
Stacey zoomte heran, bis die Aufschrift auf einem Schild lesbar wurde.
»Das ist der Laden, in dem das Opfer gearbeitet hat«, fuhr Dean auf.
»Ich weiß.«
Er griff nach seinem Handy und hoffte, dass Covey dieses Mal den Hörer abnahm. Aber Stacey legte ihm die Hand auf den Arm. »Noch einen Moment.«
Covey klopfte an eine Tür. Ein junger Mann öffnete sie. Er und Randy sprachen kurz miteinander, und beide schauten sich verstohlen um. Bargeld wanderte von einer Hand in die andere. Dann winkte Covey den anderen Mann zu seinem immer noch offen stehenden Lastwagen. Er zog einen großen Karton hervor und drückte ihn dem jungen Mann in die Arme, der wieder zu seinem Laden zurückhastete. Kurz darauf kam Tim heraus. In den Händen hielt er eine große Papiertüte mit Fast Food. Sie stiegen in den Lkw und fuhren weg.
Die Geschichte, die das Video erzählte, war eindeutig. Randy Covey bestahl seinen Arbeitgeber. Hin und wieder fiel ein Gerät vom Laster, und er verkaufte es an einen Typen, der billig an eine Stereoanlage kommen wollte. Dem Jungen schien der ganze Ablauf ziemlich vertraut gewesen zu sein; er hatte das nicht zum ersten Mal gemacht.
»Du hast es gesehen, oder? Tim hatte von alldem nicht die leiseste Ahnung. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Ich frage mich, ob Randy versucht hat, ihn da mit hineinzuziehen. Und das hat ihm dann solche Sorgen bereitet, dass er letzte Woche noch in der Nacht zu mir gekommen ist.«
»Mag sein. Und diese Szene liefert uns ein weiteres Puzzleteil. Randy hätte seine Nebengeschäfte betreiben und gleichzeitig seine zukünftigen Opfer belauern können. Vielleicht hat Amber ihm sogar etwas abgekauft, bevor sie gestorben ist.« Es passte alles zusammen, vor allem auch, wenn er bedachte, was er heute in Erfahrung gebracht hatte. »Stokes und Mulrooney konnten sich die Fahrtenbücher ansehen, die Covey bei seinem Arbeitgeber abgegeben hat«, erzählte er Stacey. »In vielen der Nächte, in denen die Morde verübt worden sind, war er nachts unterwegs – einschließlich der Nacht, in der Amber starb.«
»Ich kann es immer noch nicht glauben«, gestand Stacey, »aber alles, was du vorgestern über den Täter gesagt hast und was wir bisher herausgefunden haben, deutet darauf hin, dass er der Sensenmann ist. Sein Hintergrund, seine Arbeit, dass seine Frau ihn verlassen hat und seine Probleme mit seiner Mutter. Er liefert Elektrogeräte aus, Herrgott noch mal! Es dürfte ihm wohl nicht besonders schwerfallen, für sich selbst einen schnellen Computer und eine Kamera abzustauben, oder?«
Vom anderen Ende der Küche hörte er Mr Rhodes einen tiefen Seufzer ausstoßen. »Ich kenne ihn, seit er ein kleiner Junge war. Er ist nicht gewalttätig, und besonders helle ist er auch nicht. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass er zu so etwas fähig ist.«
Dean rieb sich das Kinn, das von rauen Stoppeln bedeckt war. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit er sich heute Morgen in seiner Wohnung rasiert hatte. Zum Glück war all dies bald vorbei.
Er starrte immer noch auf den Bildschirm, auf dem das Standbild des Überwachungsvideos flimmerte,
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