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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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und dunkle Augen hatte wie Dean. Das gleiche eigensinnige Kinn und denselben hintersinnigen Humor.
    Sie fragte sich, ob Dean ihm jemals auf den Arm hatte nehmen müssen, wenn er vom Fahrrad gefallen war. Ob er Jareds Wunden gereinigt, ihm die Tränen abgewischt und ihn ins Bett gebracht hatte.
    Natürlich hatte er das. Sie hatte gehört, wie zärtlich er seinem Sohn Gute Nacht gesagt hatte. Sie hatte die Liebe heraushören können, die er für ihn empfand. Es gab nichts, was dieser faszinierende Mann neben ihr nicht tun würde, um sein Kind vor allem Leid zu beschützen – genau wie jeden anderen, der ihm etwas bedeutete.
    Stacey staunte, dass er – in seinem Beruf – noch nicht begriffen hatte, dass das ein unerreichbares Ziel war.
    Sie schniefte.
    »Alles klar?«
    Er streckte die Hand nach ihr aus. Sie ergriff sie und verschränkte ihre zarten Finger mit seinen rauen.
    Sie mochte seine Hände. Sie waren stark und männlich, und dennoch – und das wusste sie aus Erfahrung – konnten sie ausgesprochen leidenschaftlich sein.
    In diesem Augenblick waren sie einfach nur zärtlich. Diese Hand im Dunkeln war wie eine Rettungsleine, an die sie sich klammern konnte, ein Pfad durch das verworrene Geflecht aus Schrecken und Erinnerung und Emotionen, das sich in ihr festgesetzt hatte. Solange er ihre Hand hielt, konnte sie heil und unversehrt aus diesem Geflecht hinausgelangen.
    »Es kommt mir vor, als würde ich dich schon ewig kennen«, gestand sie leise.
    »Geht mir genauso.«
    Er beugte sich zu ihr hinüber, und es war das Natürlichste auf der Welt, dass sie sich gegen ihn lehnte und ihren Kopf auf seine Schulter legte. Sie spürte, wie ein zarter Kuss ihre Schläfe streifte, und dieser Kuss tröstete sie. Bot ihr Sicherheit und Frieden.
    Vielleicht waren es diese simple Berührung und die Stille, die nur vom Zirpen der Grillen unterbrochen wurde, die ihr die Zunge lösten. Irgendetwas weckte in ihr das Bedürfnis, ihm zu erklären, dass sie die Entscheidung, hierher zurückzukommen und an diesem Ort zu bleiben – wo sie seiner Überzeugung nach nicht hingehörte – , nicht aus Furcht getroffen hatte. Sondern aus Trauer.
    »Ich bin gerade Streife gefahren, als der erste Funkspruch kam«, flüsterte sie.
    Er schwieg, aber seine Hand drückte ganz vorsichtig zu.
    »Der Funkverkehr überschlug sich geradezu. Es kamen Berichte, im Wohnheim wäre ein Student erschossen worden. Dann, dass der Schütze schon längst über alle Berge sei. Dann, dass die ganze Uni angegriffen wurde. Niemand wusste, was überhaupt vor sich ging.«
    Er küsste ihr wieder das Haar. Und während sie weitersprach, schloss er seine Hand noch fester um ihre.
    Sie redete immer schneller. Die Worte hatten sich lange in ihr angestaut. Die meisten Leute kannten die Geschichte in Grundzügen, aber sie hatte nie erzählt, wie es sich angefühlt hatte, dabei zu sein, es mitzuerleben. Und nachdem sie einmal angefangen hatte zu erzählen, konnte sie fast nicht mehr aufhören.
    Als sie geendet hatte, waren ihre Wangen tränennass. Nein, sie schluchzte nicht laut, wie sie es Samstagnacht getan hatte. Diesmal war es eine leise, stille Trauer, die von ganz tief unten kam, direkt aus ihrem Herzen.
    Irgendwann zwischendurch hatte er die Hand ausgestreckt und sie einfach von ihrem Sitz auf seinen Schoß gezogen. Sie legte die Arme um seine Schultern, er seine um ihre Hüfte. Ihre Lippen lagen an seiner Kehle, und die Worte sprudelten weiter hervor.
    Bis sie ihr schließlich ausgingen.
    Er hatte zärtliche und beruhigende Laute geraunt, hatte sie festgehalten, ihr Gesicht geküsst, ihr die Tränen abgewischt. Er unterbrach sie nicht, stellte keine sinnlosen Fragen. Er kam nicht mit irgendwelchen abgedroschenen Phrasen, dass das Leben weiterginge oder wie sehr es ihm für die Familien leidtäte.
    Stattdessen streifte er ihr mit den Lippen über die Wange und flüsterte fünf Worte, die sie überhaupt nicht erwartet hatte.
    »Du bist nicht mehr allein.«
    Sie drangen in ihr Bewusstsein und setzten sich tief in ihrem Innersten fest. Die Gewissheit, dass er es ernst meinte, erfüllte sie mit Hoffnung und mit Staunen.
    Ihr Kopf schmiegte sich in seine Halsbeuge, und sie schlief langsam ein. Als sie wieder erwachte, waren nur ein paar Minuten vergangen, wie sie mit einem Blick auf die Uhr feststellte. Dennoch war es spät – schon nach drei. Und in wenigen Stunden mussten sie wieder an die Arbeit.
    Sie richtete sich auf und sagte: »Ich schätze, wir sollten beide ein

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