Black Cats 01. Was kostet der Tod
einen kleinen Fetzen zartrosa Stoff hielt, und stieß leise Grunzlaute aus. Nachdem sie einen Blick auf das Chaos geworfen hatte, das aus der Schublade ihres Kleiderschranks hervorquoll, vermutete sie gleich, dass er ihre Unterhose in der Hand hatte.
Sie schluckte ihren Abscheu hinunter und senkte den Blick. Und musste beinahe würgen.
Seine Hose war bis zu den Knien heruntergezogen. Er stand unmittelbar neben ihrem Bett und lehnte sich dagegen. Seine andere Hand umschloss einen vollständig erigierten Penis und bewegte sich heftig auf und ab. Offensichtlich hatte er vor, quer über ihre Bettdecke zu spritzen.
»Du Dreckschwein!«, knurrte Dean und klang nicht nur angewidert, sondern maßlos wütend.
Der Mann erstarrte vor Schreck und ließ die Unterhose los. Dean machte einen Satz nach vorne und streckte ihn mit zwei harten Schlägen ins Gesicht zu Boden.
Unterdessen konnte Stacey sich nicht einmal mehr bewegen. Oder irgendetwas sagen. Der Ekel und das erniedrigende Gefühl, missbraucht worden zu sein, auch wenn sie gar nicht zu Hause gewesen war, setzten sie völlig außer Gefecht.
Unter diese Gefühle mischte sich nacktes Entsetzen. Denn bevor Dean den Eindringling zu Boden geschlagen hatte, hatte sie einen flüchtigen Blick auf sein Gesicht erhascht.
Es war Rob Monroe.
16
»Der Typ ist ein krankes Schwein. Ist es möglich, dass er auch der Sensenmann ist?«
Dean erwartete von Stacey eigentlich keine Antwort; er hatte eher mit sich selbst geredet. Die beiden standen in ihrem Büro auf dem Revier, nachdem sie den Perversling festgenommen hatten, der in ihr Haus eingebrochen war. Der Kerl hatte erst protestiert, dann hatte er etwas von seinem Vater, dem Bürgermeister, gebrüllt und behauptet, dass alles nur ein Missverständnis sei. Schließlich hatte er angefangen zu weinen.
Nun ja, eigentlich hatte er die ganze Zeit geweint. Seit Deans erster Fausthieb auf seine Wangenknochen gekracht war.
»Ob das möglich ist?«, fragte sie zurück. »Klar. Alles ist möglich, oder?« Stacey, die so erschöpft wirkte, als würde sie gleich umkippen, rieb sich über die Augen. »Ob ich das glaube? Nein.«
»Du weißt, dass er den Hund deines Vaters getötet hat.«
»Er schwört, dass er sie versehentlich überfahren hat, als er sauer war und nach mir gesucht hat. Dass er das andere erst gemacht hat, nachdem Lady schon tot war.«
»Und das nimmst du ihm ab?«
Sie antwortete ihm nicht, und sie sah aus, als wollte sie die Wahrheit in diesem Augenblick auch gar nicht wissen. Möglicherweise war es leichter, diese Version zu akzeptieren. Dean vermutete, dass sie vielleicht sogar zutreffen konnte. Aber selbst wenn es stimmte – Monroe war ein krankes Arschloch.
»Auf jeden Fall glaube ich, dass er es war, der mich letzte Woche ein paarmal nachts angerufen hat.«
Dean riss die Augen auf. Davon hatte er bisher nichts gewusst. »Ganz offensichtlich ist er psychisch labil.«
Nach allem, was Monroe auf dem Rücksitz in Staceys Streifenwagen von sich gegeben hatte, war er das auch nicht erst seit gestern. Er schien zu glauben, dass er sie liebte, weil sie als Teenager den Fehler begangen hatte, einmal mit ihm auszugehen. Seit dem Tag, an dem sie wieder in die Stadt gekommen war, war er wie von ihr besessen.
Die hasserfüllte Botschaft mit dem Hund? Er wollte sie nur dafür bestrafen, dass sie mit Dean im Diner gewesen war.
Der Einbruch heute Nacht? Schlichte, kompromisslose Wollust. Seine Eltern waren nicht in der Stadt, die Zügel waren gelockert, und er hatte seinen Trieben nicht widerstehen können. Vielleicht hatte er ihr einfach nur einen Besuch abgestattet, um ihr nachzuspionieren. Und als er merkte, dass sie nicht zu Hause war, hatte er die Chance gewittert, ihr die Unterwäsche zu klauen. Wer konnte schon wissen, was der kranke Widerling sich bei alldem gedacht hatte?
»Wenn er wirklich der Sensenmann wäre – meinst du nicht, dass er mich einfach umgebracht hätte, weil es ihn so sehr genervt hat, dass ich mit dir unterwegs war? Wozu diese dummen, belanglosen Spielchen? Warum hat er mich dann nicht einfach gepackt, irgendwohin geschleppt, vergewaltigt und mir für seine Zuschauer die Kehle aufgeschlitzt?«
Herr im Himmel, er fand es unerträglich, diese müden, sachlichen Worte aus ihrem Mund zu hören. »Ich will ihm wehtun«, knurrte er. Noch immer spürte er diese schwarze Wolke aus Zorn in sich, die in ihm aufgestiegen war, als er den Mann in ihrem Zimmer entdeckt hatte. Die Vorstellung, was hätte
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