Black Cats 01. Was kostet der Tod
Taggert.
»Vielleicht. Aber wenn, dann ist sie nicht weit gekommen. Denn sie starb innerhalb weniger Stunden.«
Die beiden FBI -Agenten beobachteten sie scharf. Sie schienen nicht überrascht. Nur neugierig.
»Es gibt eine Stelle im Film, an der sie direkt nach oben schaut und die Kamera auch hochschwenkt«, erläuterte sie und fühlte sich plötzlich erschöpft. »Vielleicht wollte der Scheißkerl sehen, ob es dort oben wirklich einen Gott gibt, der ihre Gebete erhört hat. Das dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, aber ich bin ziemlich sicher, den Vollmond gesehen zu haben.«
»Ja, das haben wir auch festgestellt«, stimmte Blackstone zu. »Wir haben die Datei zur Analyse an unsere Spezialisten geschickt. Ich denke, die Kollegen werden das bestätigen. Aber dass Sie etwas wahrgenommen haben, was nur so kurz zu sehen war, sagt einiges über Ihre Beobachtungsgabe.«
Unter anderen Umständen hätte sie sich möglicherweise geschmeichelt gefühlt. Jetzt allerdings, während ihr immer noch die Bilder von Lisas Tod vor Augen standen, waren ihr solche Gefühle fremd.
»Um es also zusammenzufassen … « Sie zählte an den Fingern die offenkundigen Gesichtspunkte auf. »Wir wissen, dass sie in der letzten Vollmondnacht im März um kurz vor zwei Uhr morgens zum letzten Mal gesehen wurde. Wir wissen, dass sie bei Vollmond ermordet wurde. Wir wissen, dass die Bäume noch kahl waren, während sie Knospen hätten tragen müssen, wenn es beim darauffolgenden Vollmond geschehen wäre. Und wir wissen, dass das Video im April veröffentlicht wurde.« Eine ganz einfache Schlussfolgerung. »Sie muss in derselben Nacht umgebracht worden sein, in der sie verschwand. Es muss irgendwo hier in der Nähe passiert sein, denn zwischen dem Zeitpunkt ihres Verschwindens und Sonnenaufgang lagen nur einige Stunden, und im Video ist kein Anzeichen dafür zu sehen, dass es Morgen wird. Da er eine gewisse Zeit gebraucht hat, um sie zu entführen, sie an einen vollkommen einsamen Ort zu bringen und schließlich sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, hätte er es nicht geschafft, weit wegzufahren.«
Agent Taggert lehnte sich in seinem Stuhl nach vorn. »Sie sagten, Sie wüssten vielleicht, wo sie starb. Sie haben also noch etwas entdeckt.«
»Ja, das habe ich.«
Sie warteten.
»In den Ausschnitten, in denen die Kamera über die Lichtung schwenkt, schimmert links von Lisa zwischen den Zweigen einiger Bäume etwas Silbernes durch. Das ist mir zuerst auf dem dritten der Bilder aufgefallen, die Sie mir gezeigt haben. Im Video ist es besser zu sehen.«
Taggert öffnete die Mappe, betrachtete das Bild und hielt es dann seinem Kollegen hin.
»Brandon Cole, unser IT -Spezialist, der das Video untersucht hat, hat dieses Schimmern auch gefunden. Aber er hat es nicht stark genug isolieren können, um seinen Ursprung zu bestimmen. Es war zu weit weg und zu klein. Es könnte ein Lichtstrahl von der Beleuchtung sein, ein Fleck auf der Linse der recht einfachen Kamera. Es könnte vielleicht sogar ein Reflex von einer der Klingen sein, die der Täter benutzte.« Er legte das Bild weg. »Es ist jedenfalls kein Autoscheinwerfer, falls Sie daran denken. Das haben wir in Erwägung gezogen, aber die Höhe und die Größenverhältnisse hauen nicht hin. Wir hoffen, dass uns die abschließenden Analysen des Filmmaterials weiterbringen.«
Sie hatte nicht an ein Fahrzeug gedacht. Die anderen Erklärungsansätze mochten zutreffen. Aber der erste Eindruck, den Stacey hatte, als sie das Schimmern entdeckte, ging in eine ganz andere Richtung; sie hatte an Draht gedacht. An sehr dünnen, sehr scharfen Draht, der in Schleifen lag.
Ein Bauchgefühl. Aber sie vertraute auf ihren Bauch. Das hatte sie schon immer getan.
»Ich glaube, es könnte Stacheldraht sein. Wenn man sich an Lisas Position orientiert, taucht der Schimmer ungefähr auf Höhe ihrer Hände auf.«
Um es zu demonstrieren, stand Stacey auf, hob die Arme über den Kopf und verdrängte das Bild von Lisa, die in dieser Haltung gefesselt worden war. Eigentlich musste sie sogar jeglichen Gedanken an die Lisa, die sie gekannt hatte, aus ihrem Gedächtnis verbannen, wenn sie bei dieser Ermittlung irgendwie behilflich sein wollte. Sie durfte sie nur als ein weiteres Opfer betrachten. Sonst nichts.
»Ich bin einen Meter fünfundsiebzig groß. Li… Das Opfer war gute fünfzehn Zentimeter kleiner. Ihre Hände wären ungefähr auf der gleichen Höhe wie Draht, der oben auf einem Stahlzaun gespannt ist.«
Sofort
Weitere Kostenlose Bücher