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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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benutzen wollte.«
    Dieser Typ hatte sie beobachtet? War ihr gefolgt? Und sie hatte nichts bemerkt?
    »Ich habe auch gehört, wie du und deine Chefin euch angeschrien habt. Du hast schlimme Wörter benutzt, Amber. Ich konnte dich bis nach hinten in den Lagerraum hören.«
    Er war im Lager gewesen.
    Anscheinend sah er ihr Entsetzen und ihre Verwirrung, denn er erklärte: »Deine Chefin hätte nach der Lieferung vielleicht die Hintertür abschließen sollen.«
    Die Lieferung. Um sechs Uhr. Großer Gott, er hatte sie stundenlang beobachtet. Er hatte sich durch den hinteren Mitarbeitereingang neben den Müllcontainern in den Laden geschlichen, und sie hatten nichts mitgekriegt?
    Nun geriet sie endgültig in Panik und versuchte, um ihn herumzuflitzen, aber er sprang ihr nach, und seine Finger bohrten sich ihr schmerzhaft in den Oberarm. Er riss sie herum, griff auch nach dem anderen Arm und hielt sie fest.
    Sie wehrte sich mit aller Kraft. Ihre Tasche fiel auf den Boden, und ihr Inhalt verteilte sich auf dem Asphalt. Ein Selbstverteidigungstrick fiel ihr ein, von dem sie mal gehört hatte: Sie zwang sich, ihre Beine wegsacken zu lassen, sodass sie mit ihrem gesamten Körpergewicht an ihm hing.
    Diese Bewegung traf ihn unvorbereitet, und mit einem überraschten Grunzen ließ er sie fallen. Amber schlug mit den Knien hart auf dem Asphalt auf. Sie dachte an ihre Schlüssel, hechtete dann aber zu ihrem Handy. »Ich rufe die Bullen!«
    Er starrte auf sie herab und schien nicht im Geringsten beunruhigt. Er holte aus und schlug ihr mühelos das Handy aus den Fingern, als würde er ein Insekt verscheuchen.
    In dem Moment sah sie, was er in der anderen Hand hielt. Und aus ihrer Angst wurde Entsetzen.
    »Sie werden nicht rechtzeitig hier sein.«

6
    Am vorigen Abend war Winnie Freed gar nicht zu Hause gewesen.
    Stacey hatte sich darauf eingestellt, Lisas Mutter die schlimme Nachricht möglichst schonend beizubringen. Aber als sie und Dean zu dem kleinen Haus gefahren waren, hatten sie es leer vorgefunden. Ein Nachbar hatte ihnen erzählt, dass Winnie an den Wochenenden abends im Hotel arbeitete. Und Stan, der vor Kurzem einen zweiten Job angenommen hatte, damit sie über die Runden kamen, brachte drüben in Leesburg die Nachtschicht hinter sich.
    Stacey hatte nicht gewusst, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte. Da sie allerdings nicht der Typ war, der unangenehme Aufgaben vor sich herschob, überwog wohl ihre Enttäuschung – schließlich war die Nervosität im Vorfeld oft schlimmer als die Sache selbst.
    Dean war auch nicht besonders guter Laune gewesen. Genau genommen hatte sie gespürt, dass er sogar noch missmutiger war als sie. Als sie von ihm den Grund dafür erfuhr – dass nämlich dieser kranke, verrückte Killer sein nächstes Verbrechen plante – , konnte sie ihn auch verstehen.
    Stacey hatte erwogen, Winnie etwas ausrichten zu lassen. Da diese jedoch den ganzen Tag nicht in der Stadt gewesen war, konnten ihr noch keine Gerüchte zu Ohren gekommen sein. Und Stacey glaubte nicht, dass Winnie ihnen bei dem Fall weiterhelfen konnte. Mit Lisas Mutter wollte sie eher deswegen reden, um einer trauernden Frau Trost zu spenden – mit nützlichen Hinweisen rechnete sie nicht. Also beschloss sie, bis zum nächsten Morgen zu warten.
    Den Rest des Abends hatte sie mit Dean und seinen beiden Kollegen, den Special Agents Stokes und Mulrooney, in ihrem Büro verbracht und ihnen alle Informationen gegeben, die sie zu diesem Fall besaß. Sie mochte Jackie Stokes. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden. Vielleicht, weil sie beide wussten, wie es war, als Frau in einem von Männern dominierten Umfeld zu arbeiten.
    An Kyle Mulrooney musste man sich erst ein bisschen gewöhnen. Er war ein Angeber mit einer großen Klappe. Aber irgendetwas an dem Funkeln seiner Augen und an seinem ungekünstelten Grinsen erlaubte ihr, unter diese prahlerische Oberfläche zu blicken. Zwar hatte er, als sie den drei Agenten in ihrem Büro alles geschildert hatte, was sie über die Leute in Lisas Leben wusste, pausenlos die gleichen Witze gerissen, aber ihm war auch keine Einzelheit entgangen.
    Eines der interessanteren Dinge, auf die Mulrooney sie hingewiesen hatte, war, dass Lisa sich in einer Hinsicht von den anderen Opfern unterschied: Alle anderen waren ganz gewöhnliche berufstätige Frauen oder Studentinnen gewesen, die aus guten Verhältnissen kamen und ein normales Leben führten. Lisa jedoch gehörte zum Bodensatz der Gesellschaft.

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