Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Der jedes hässliche, boshafte Wort mit angehört hatte, das ihr Ehemann über sie hatte fallen lassen.
Eines musste sie ihm allerdings lassen: Rick Young, der besagte Anwalt, hatte nicht lockergelassen – obwohl sie ihn immer wieder abgewiesen hatte.
»Ma’am ?«
Sam seufzte. Ihr war bereits klar, dass dieser Agent sich ebenso wenig abwimmeln lassen würde. Sie trat zurück und bedeutete den beiden hereinzukommen. »Also gut .« Sie gab ihnen fünf Minuten, dann würde sie sich wieder ihrer Kolumne widmen. Und vielleicht eine Eiscreme-Pause einlegen, mit freundlicher Unterstützung von Ben & Jerry’s – bis vor wenigen Sekunden noch die einzigen männlichen Wesen, die sich in den letzten Monaten in ihrer Wohnung aufgehalten hatten.
Aber schon nach den ersten paar Schritten warf die weibliche Agentin einen Blick aus dem Fenster und spähte auf die Straße, die ein Stockwerk tiefer lag. »Oh nein, wehe dir !«
Sam begriff sofort, was los war, und musste sich ein Grinsen verkneifen. Anscheinend hatte die hiesige Polizei das Rundschreiben nicht erhalten, dass sie über falsch geparkte Zivilfahrzeuge von FBI -Agenten stillschweigend hinwegsehen sollte.
»Laufen Sie! « , drängte der andere Agent. Von seiner Partnerin war schon nur noch der Rücken zu sehen. Sie war bereits aus der Tür marschiert und hatte offensichtlich vor, der Politesse das Knöllchen auszureden.
»Tja, viel Glück dabei « , brummte Sam, die selber schon so einige Bußgeldbescheide geerntet hatte. Sie war fest davon überzeugt, dass nicht einmal Gott höchstpersönlich es schaffen konnte, einen Bullen aus Baltimore davon zu überzeugen, ihn ziehen zu lassen. Höchstens David Hasselhoff mochte das gelingen, dem berühmten Sohn der Stadt. Aber sonst niemandem.
»Sie kennen das wohl aus eigener Erfahrung ?« , fragte der Agent.
»Sie machen sich keine Vorstellung. Die Politesse aus meinem Bezirk duzt mich schon. Sie winkt mir und lächelt, während sie das Knöllchen unter meine Scheibenwischer klemmt, wenn ich mal wieder vergessen habe, mein Auto für die Müllabfuhr beiseitezufahren .«
Ein amüsiertes Funkeln blitzte in den grünen Augen des Mannes auf. Mit einem Mal wirkte er gar nicht mehr so bedrohlich, sondern sehr viel sympathischer. Und auch jünger, als sie zuerst vermutet hatte – wahrscheinlich war er erst um die dreißig, also ungefähr so alt wie sie.
Nun ja, so alt, wie sie noch ein paar Tage lang sein würde. Dann würde sie ihr drittes Lebensjahrzehnt endgültig hinter sich lassen und das vierte beginnen. Gehe nicht über Los; versuche nicht so zu tun, als wärst du eigentlich fast noch neunundzwanzig.
»Da bekomme ich ja beinahe Lust, den beiden zuzuschauen. Stokes wird es sicher nicht gefallen, wenn sie ihren Willen nicht bekommt .« Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen – es wirkte freundlich, und unwillkürlich wollte Sam es erwidern.
Aber obwohl ihr das Herz in der Brust für einen Schlag aussetzte und ihr Puls sich seltsam beschleunigte, gelang es Sam, sich zusammenzureißen. So, wie sie zurzeit über Männer dachte, wäre es ihr lieber gewesen, wenn er einfach nur finster dreinblicken würde. Sie konnte es momentan nicht brauchen, sich zu jemandem hingezogen zu fühlen. Sie war ein gebranntes Kind, das das Feuer scheut.
»Was kann ich für Sie tun, Agent Lambert ?« , fragte sie höflich.
Er folgte ihrem Beispiel. Sein Körper in dem maßgeschneiderten Anzug, der besser zu einem Bankier von der Wall Street gepasst hätte als zu einem FBI -Agenten, straffte sich wieder. »Ich würde Ihnen gerne einige Schriftstücke zeigen .«
Er sah sich im Zimmer um und suchte nach einer Sitzgelegenheit. Ihr Sofa – ein geblümtes Monstrum, das ihre Mutter ihr unbedingt hatte schenken wollen, als Sam bei ihrem Exmann ausgezogen war – war über und über mit Aktenordnern und Fachzeitschriften bedeckt. Nun ja, größtenteils Fachzeitschriften. Ein paar Ausgaben von People und Vanity Fair waren auch dazwischengeraten. Ganz zu schweigen von dem kleinen Stapel frischer Wäsche, die sie vorhin erst aus dem Trockner geholt und noch nicht zusammengelegt hatte.
Auf dem Wohnzimmertisch standen in klebrigen, angetrockneten Ringen zwei leere Dosen Cola Light. Ein zerknülltes Snickers-Papier steckte in der Trinköffnung der einen Dose – wie die Botschaft eines Schiffbrüchigen, der sich keine Flasche leisten konnte. Auf dem Fernseher zeugten die DVD -Hüllen von Wie ein einziger Tag und Vom Winde verweht von Sams
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