Black CATS - Parrish, L: Black CATS
»Sie haben ihre Kleidung samt Ausweis im obersten Stock des Gebäudes gefunden, zusammen mit dem Handy. Ziemlich schnell haben sie festgestellt, dass es einem Mordopfer gehört hat. Die Polizei von Wilmington hat sie dann an uns verwiesen .«
»Das Handy von Ryan Smith « , ergänzte Alec.
Wyatt nickte.
»Dann wissen wir jetzt wohl, warum Darwin sich gestern nicht mehr im Internet hat blicken lassen « , bemerkte Jackie und schüttelte voller Abscheu den Kopf.
»Genau « , sagte Kyle, unverblümt wie eh und je. »Er hatte alle Hände voll zu tun damit, eine Telefonistin von einem Gebäude zu schubsen .«
Aber im Moment hatte der Täter wahrscheinlich nichts zu tun. Tatsächlich war es gut möglich, dass er sich gerade entspannt zurücklehnte, nachdem er seine Gelüste erst einmal befriedigt hatte. Vielleicht hatte er ein bisschen Zeit übrig. Möglicherweise genug Zeit, um sich ein wenig im Netz herumzutreiben.
Wyatt schien seine Gedanken gelesen zu haben. Es war nicht das erste Mal, dass Alecs neuer Chef ein erstaunliches Feingespür an den Tag legte. »Brandon und Lily werden uns sofort benachrichtigen, wenn er auf ihrer Homepage auftaucht .«
Alec beäugte Wyatt misstrauisch und fragte sich, ob sein Ausruf im Besprechungsraum mehr über seine Beziehung zu ihrer Zeugin verraten hatte, als ihm lieb war. »Ich weiß « , erwiderte er und beschloss, kurz bei Sam durchzurufen und sie vorzuwarnen, dass Darwin heute Morgen vielleicht wieder von sich hören lassen würde.
Aber er würde sie von unterwegs aus anrufen müssen. Sie hatten es alle eilig, den Tatort zu erreichen, bevor der Trubel dort zu groß wurde. Alec musste sich jeden Quadratzentimeter des Schauplatzes ganz genau anschauen, wenn er eine Vorstellung davon bekommen wollte, was der Professor gedacht und gefühlt hatte.
Gedacht, das ja. Gefühlt? Der Professor? Wohl eher nicht so viel. Alec vermutete, dass ihr Verdächtiger keine Gefühle hatte – dass er seinen eigenen Taten abgeklärt gegenüberstand. Er sah sich auf einer höheren Stufe als die Menschen um ihn herum, als wären sie seine Untergebenen oder Versuchskaninchen, mit denen er nach Belieben spielte und die er irgendwann beseitigte.
Alec wünschte nur, dass sie ihn hätten aufhalten können, bevor er überhaupt damit angefangen hatte, sein tödliches Spiel mit der armen Frau zu spielen, die jetzt tot und erkaltet in Baltimore auf der Erde lag.
Angesichts der letzten Tage, in denen Sam in eine Mordermittlung verwickelt gewesen war, den Tod eines liebenswerten Jungen betrauert und sich gefragt hatte, ob sie die Aufmerksamkeit eines Serienmörders auf sich gezogen hatte, hätte es sie vielleicht nicht verwundern sollen, dass sie ein wichtiges Datum vergessen hatte. Eigentlich wäre so eine Gedächtnislücke sogar zu erwarten gewesen.
Wenn es sich nicht um ihren eigenen Geburtstag gehandelt hätte.
Heute war es eigentlich noch nicht so weit. Ihr offizieller Ehrentag war morgen. Dennoch hatte ihre Mutter beschlossen, die Feier heute stattfinden zu lassen. Warum? Weil die ältere Dame am Samstagabend ein Date hatte und den ganzen Tag brauchte, um sich darauf vorzubereiten. Von wegen, Mütter wären nicht romantisch.
Wenn sie sich mit jemandem trifft, den sie im Internet kennengelernt hat, dann sperr ich sie ein und werfe den Schlüssel weg.
»Dann kommst du also zum Mittagessen ?« , fragte ihre Mutter. »Um zwanzig vor elf im Raphael’s , diesem hübschen Café auf der Charles Street ?«
Sam hätte heute Morgen nicht ans Telefon gehen sollen, als es sie vor fünf Minuten aus dem Schlaf gerissen hatte. Eigentlich wünschte sie, sie hätte den Klingelton gestern Nacht nicht wieder eingeschaltet. Entgegen aller Vernunft hatte sie gehofft, dass Alec sie vielleicht anrufen würde, um ihr zu erzählen, worum es bei diesem geheimnisvollen Gespräch mit seinem Chef gegangen war. Aber nein, der einzige Anruf war die freundliche Erinnerung ihrer Mutter an das gemeinsame Mittagessen. Wodurch die legitime Ausrede, dass Sam die Verabredung vergessen hatte, nicht mehr zählte.
»Samantha ?«
»Ich komme .«
»Wirst du es auch nicht vergessen? Ich weiß ja, wie das bei dir immer ist, wenn du mal mit dieser Computergeschichte losgelegt hast .«
Diese Computergeschichte. Ach, sie meinte ihre Lebensgrundlage?
»Ich sage doch, ich komme « , wiederholte sie. Und obwohl sie wusste, wie ihre Mutter darauf reagieren würde, fügte sie hinzu: »Ich hab auch Tricia eingeladen .«
Tricia hatte bisher
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