Black CATS - Parrish, L: Black CATS
gegen die Wand prallte und daran herunterrutschte, nahm Lily zwei Dinge wahr: Stimmen, die aus dem Erdgeschoss laut wurden, und der Ausdruck mörderischer Wut in Tom Anspaughs Augen.
Wenn er wieder aufstand, bevor jemand durch die Tür hereinkam, würde er ihr richtig wehtun und sich dann irgendeine passende Ausrede einfallen lassen. Wenn stattdessen einer seiner Schergen hereinplatzte und seinen Chef auf dem Boden liegen sah, würde er sie ohne zu zögern abknallen.
»Da bleibt nur eins«, murmelte sie.
Lily musste gar nicht groß darüber nachdenken. Sie schnappte sich die Handtasche mit dem gefälschten Ausweis und ein bisschen Bargeld, die sie zum Glück auf der Kommode hatte liegen lassen, hastete zum Fenster und sprang. Nachdem sie ein Stockwerk tiefer unsanft auf dem Rasen gelandet war, rannte sie um ihr Leben.
»Ms Vincent? Ich muss mit Ihnen reden!«
»Was ist denn?« Die Anwältin, die anscheinend Jesses Nummer verloren hatte, nachdem sie ihn vor ein paar Tagen aus dem Gefängnis geholt hatte, klang ziemlich sauer, weil er sie an einem Samstagvormittag störte. Wahrscheinlich saß sie gerade mit ihrer perfekten Familie in ihrem perfekten Haus am Frühstückstisch.
»Ich muss dringend denjenigen sprechen, der Sie beauftragt hat!« Er konnte immer noch kaum fassen, was er gerade vom Fenster aus beobachtet hatte, und fügte hinzu: »Und zwar sofort.«
»Warum? Was ist passiert?«
Er wusste nicht, ob er ihr vertrauen konnte. Aber sie war schließlich seine Anwältin, oder nicht? Anwaltsgeheimnis und so weiter?
Zum Zögern hatte er keine Zeit. »Es geht um Lily Fletcher. Sie lebt, und sie ist gerade dem FBI entkommen. Ich habe alles gesehen – sie ist aus einem Fenster gesprungen und die Straße hinuntergerannt.«
»Verflucht«, zischte die Frau und klang sehr aufgebracht. Da ging ihm ein Licht auf.
Kein Wohltäter hatte Claire Vincent beauftragt. Sie hatte sich selbst beauftragt. »Sie sind es also?«
»Wo ist sie hin?«
»Sie ist ein paar Ecken weitergerannt, dann hat sie sich ein Taxi genommen.«
»Bitte sagen Sie mir, dass Sie ihr gefolgt sind.«
Höchst zufrieden mit sich selbst antwortete Jesse: »Na aber sicher. Ich sitze auch in einem Taxi und kann den Wagen vor uns sehen. Hoffe nur, dass das Miststück nicht weit wegwill. Ich kann nicht mein ganzes Geld für so eine Fahrt verschleudern.«
»Ich übernehme alle Ihre Ausgaben«, sagte die Anwältin, deren Stimme hart, bitter und verzweifelt klang.
Was auch immer Fletcher Jesse angetan hatte, Ms Vincent hatte anscheinend eine noch größere Rechnung mit ihr offen.
Plötzlich begriff er. »Scheiße, auf Sie hat sie es auch abgesehen, stimmt’s? Weil Sie mich verteidigt und aus dem Knast geholt haben?«
Seine Anwältin zögerte einen Augenblick, dann sagte sie schließlich: »Ja, Jesse. Ich fürchte, unser beider Leben ist in Gefahr. Sie müssen an ihr dranbleiben.«
Er legte den Kopf schräg und versuchte, durch die Windschutzscheibe das Auto vor ihm zu erkennen. Sein Fahrer, irgend so ein Einwanderer, hatte nicht weiter nachgefragt, warum er einem anderen Auto folgen sollte, nachdem Jesse mit ein paar Geldscheinen gewedelt hatte.
»Wir sind gerade auf dem George Washington Memorial Parkway. Sieht aus, als würde sie zum Reagan Airport wollen.«
»Folgen Sie ihr und sagen Sie mir genau, wo sie hinfährt. Ich werde dafür sorgen, dass Ihnen alle Unkosten erstattet werden. Wenn Sie in ein Flugzeug steigen müssen, rufen Sie mich sofort an, dann bezahle ich das Ticket.«
»Na ja, ich weiß nicht … «
»Aber ich weiß. Das ist außerordentlich wichtig.« Sie zögerte, dann fügte sie hinzu: »Hören Sie, ich selbst bin in der Innenstadt. Wenn es so aussieht, als würde sie auf jeden Fall zum Reagan Airport fahren, rufen Sie mich an, und dann komme ich dorthin. Sie müssen rauskriegen, wohin sie fliegt.«
»Was machen wir dann, fliegen wir ihr hinterher?«
»Wenn es sein muss. Wir dürfen nicht dasselbe Flugzeug nehmen. Beobachten Sie einfach, wohin sie fliegt, und wenn es nicht anders geht, fahren wir zum Dulles International oder zum BWI und nehmen den ersten Flug in dieselbe Richtung.«
»Irgendwie wird mir das alles ein bisschen zu heftig … «
»Wollen Sie lieber rumsitzen und darauf warten, dass sie uns aufspürt und uns beide umbringt? Hören Sie, Jesse, jetzt heißt es töten oder getötet werden. Da stecken wir gemeinsam drin.«
»Ich will nicht wieder in den Knast.«
»Ich verspreche Ihnen, wenn Sie mir helfen, Lily
Weitere Kostenlose Bücher