Black CATS - Parrish, L: Black CATS
die sie vergossen haben mochte. »Aber an dem Abend bin ich nach Hause gegangen, habe mich volllaufen lassen, bin vor Freude nackt im Wohnzimmer rumgetanzt, und dann habe ich mit meinem Gärtner geschlafen.«
Wyatt griff nach dem Aufnahmegerät, steckte es ein und stand auf. »Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.«
Sie erhob sich ebenfalls. »Das Letzte hätte ich wahrscheinlich nicht sagen sollen. Heißt das, dass Sie nicht mehr an einem Mittagessen interessiert sind?«
Er streckte ihr die Hand entgegen und antwortete wahrheitsgemäß. »Wenn ich nicht schon vergeben wäre … «, und bis über beide Ohren verliebt , »dann hätte ich sicher gerne mit Ihnen zu Mittag gegessen, Dr. Underwood.«
Sie nickte lächelnd, schüttelte ihm die Hand und begleitete ihn zur Tür. Doch ehe Wyatt das Zimmer verließ, blieb er stehen und schaute auf das übergroße Familienfoto der Underwoods. »Nur der Neugierde halber: Welche der Frauen ist Cece?«
Judith Underwood trat an das Bild heran und beugte sich ein bisschen vor. Dann tippte sie mit einem langen, makellos gefeilten Fingernagel auf die Glasscheibe und zeigte auf eine Frau, die ein paar Schritte neben Roger Underwood stand.
Wyatt musterte die Frau eingehend. Ihm stockte der Atem. Er versuchte zu verstehen, wie die Teile des Puzzles zusammenpassten, bis er vor seinem geistigen Auge ein vollständiges Bild sah.
»Sogar hier auf dem Foto kann man sehen, wie sie ihn anhimmelt, obwohl sie genau neben ihrem eigenen Ehemann steht und ich bei Roger untergehakt bin. Ich glaube, die Frau hätte sich das eigene Herz aus dem Körper gerissen, um seines zu retten.«
Roger Underwoods Stiefschwester wäre also für ihn gestorben. Und ja, sie himmelte ihn auf dem Foto tatsächlich an, ihre Gefühle waren ihr deutlich vom Gesicht abzulesen.
Sie mochte hochintelligent sein, aber die Frau mit der strengen Frisur konnte ihre Emotionen nicht gut verbergen. Nicht einmal hinter ihrer modischen Brille mit den eckigen Gläsern.
»Auf Wiedersehen, Dr. Underwood, und haben Sie nochmals vielen Dank«, sagte er und öffnete die Tür. Sein nächstes Ziel stand bereits fest.
Wyatt wollte nicht mehr zum anderen Ende des Flurs gehen, um mit Dr. Angela Kean zu sprechen. Er wollte Cece einen Besuch abstatten – der Frau, die Jesse Boyd aus dem Gefängnis geholt hatte, um Lily aus ihrem Versteck zu locken. Der Frau, deren Job sie geradezu dafür prädestinierte, dass Roger Underwood sie zu Hilfe gerufen hatte, wenn er in Schwierigkeiten mit dem Gesetz steckte. Der Frau, die verrückt nach ihrem Stiefbruder gewesen war, für ihn ihr Leben gegeben hätte. Vielleicht sogar für ihn töten würde.
Claire Vincent.
17
Lily weigerte sich wegzulaufen.
Jackie hatte sie geschoben und an ihr gezerrt, hatte gebettelt und geschimpft, hatte versucht, Lily dazu zu bewegen, sich wenigstens zu verstecken. Aber am Ende war es Lily selbst, die zur Haustür ging und öffnete, nachdem Anspaugh die Tür beinahe eingeschlagen hätte. An den Ausdruck des Entsetzens auf seinem Gesicht, als er sie erblickte und wiedererkannte, würde Lily sich noch lange erinnern. Genau wie an das Aufblitzen unverhohlenen Begehrens, das sie wahrnahm, bevor er es verbergen konnte.
Anspaugh hatte sie immer begehrt. Doch jetzt wurde sein Verlangen von Wut überschattet. Wyatt hatte nicht übertrieben. Anspaugh nahm es ihr nicht nur übel, dass sie ihm die Karriere ruiniert hatte – er hasste sie geradezu. Womöglich besonders deshalb, weil er früher etwas für sie empfunden hatte.
Er schien völlig vergessen zu haben, dass seine Inkompetenz sie fast das Leben gekostet hätte.
»Sie können sie nicht einfach mitnehmen«, fauchte Jackie zum wiederholten Male, während Anspaugh darauf bestand, dass Lily mit ihm zum Hauptquartier kam. »Wenn Sie sie festnehmen wollen, nur zu – dann werde ich dafür sorgen, dass ein Rechtsanwalt Sie empfängt, sobald Sie die Innenstadt erreichen.«
Als Lily den Zorn in Jackies Stimme hörte, legte sie ihrer Freundin eine Hand auf den Arm. »Ist schon gut. Wir wussten ja, dass es so kommen würde, und das muss es auch. Ich muss meinen Namen wieder reinwaschen. Ich bin unschuldig, und das soll ruhig schwarz auf weiß festgehalten werden. Dann kann ich dafür sorgen, dass Jesse Boyd wieder hinter Gitter gebracht wird, wo er hingehört.«
Anspaugh grinste höhnisch. »Ja, sicherlich. Sparen Sie sich das für den Richter.«
Lily schaute ihn furchtlos an. »Ich muss nach oben und mir
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