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Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Titel: Black CATS - Parrish, L: Black CATS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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gewusst, dass Lily den Täter auf einem Foto vermutlich nicht wiedererkennen würde.
    »Ich habe mir jetzt gedacht, dass wir vielleicht irgendwelche Mitschnitte oder Aufnahmen von der Konferenz bekommen könnten, und wenn ich mir dann die Stimmen anhöre … «
    Er begriff sofort. »Tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass das klappen wird. Das Ganze liegt Monate zurück. Du warst verwundet. Und du weißt, dass er dich unter Drogen gesetzt hat.«
    Sie nickte unbeirrt. »Wyatt, jede einzelne Nacht höre ich die Stimme dieses Mannes in meinen Träumen. Sie hat sich mir tief ins Gedächtnis eingeprägt.«
    Möglicherweise. Aber Träume konnten trügen.
    »Ich würde ihn wiedererkennen«, beharrte sie. »Vor sechs Monaten hätte ich das vielleicht nicht gekonnt. Da war mein Hirn zu vernebelt. Ich hatte zu viel Angst. Aber jetzt kann ich rational denken und sehe die Dinge völlig klar. Und ich glaube ernsthaft, dass ich diese Stimme wiedererkennen würde.« Sie schauderte leicht. »Diese kalte, spöttische Stimme.«
    Er glaubte ihr. Zwar war er nicht überzeugt, dass es klappen würde, aber er glaubte wirklich, dass sie das dachte.
    Trotzdem war es keine gute Idee. »Das könnte gefährlich für dich werden, für deine Psyche. Meinst du wirklich, dass du dazu in der Lage bist?«
    Sie beugte sich über den Tisch und stützte die Unterarme auf. »Du würdest dich wundern, wozu ich inzwischen in der Lage bin.«
    Als er ihre schmal gewordenen Augen sah, bezweifelte er, dass er sich über irgendetwas wundern würde.
    Die sanftmütige Lily, die er gekannt hatte, hatte keiner Fliege etwas zuleide tun können.
    Die Frau hingegen, zu der sie geworden war, schien zu allem fähig.
    »Also gut.«
    Ihre Gesichtszüge entspannten sich. »Danke. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich es zu schätzen weiß, dass du mich nicht wie eine zarte Blume behandelst, die beschützt werden muss.«
    »Du brauchst weiterhin Schutz«, gab er schroff zurück. »Da draußen läuft ein Mann herum, der dich umbringen will. Du kannst es dir nicht leisten, das zu vergessen.«
    »KeineSorge«flüstertesieundklangdabeimüdeundgequält.»EsvergehtkeineMinuteamTag,ohnedassichdarandenke.«
    Eigentlich durfte Jesse keine Dokumente mit in seine Zelle nehmen, wenn sie nicht eigens geprüft und genehmigt worden waren. Und er wusste, dieses hier würde er noch vor Morgengrauen gut verbergen müssen. Das war kein Problem – er kannte ein paar Verstecke, die bei den wöchentlichen unangekündigten Zellendurchsuchungen bisher nicht entdeckt worden waren.
    Wenn sie das Papier fanden, würden sie es beschlagnahmen und ihn all die kleinen Widerlichkeiten erleiden lassen, mit denen sie die Häftlinge hier gerne bestraften. Dennoch hatte Jesse es nicht über sich gebracht, das Dokument der Anwältin zurückzugeben, nachdem sie es ihm zum Lesen gereicht hatte. Unauffällig hatte er es in seinem Overall verschwinden lassen, bevor der Wärter ihn wieder in seinen Trakt zurückgebracht hatte. Er musste es einfach bei sich behalten. Musste es spüren, um zu wissen, dass es wirklich da war. Musste sich immer wieder sagen, dass das alles tatsächlich passierte. Dass es nächste Woche schon so weit sein könnte.
    Dass man ihn freilassen würde.
    Er las den Brief noch einmal durch, allein in seiner Zelle, spät in der Nacht. Die Sicherheitsbeleuchtung, die vom Korridor hereinfiel, spendete genug Helligkeit. Sein fetter, stinkender Zellennachbar, der während Jesses erster Woche hier im Bau zugeschaut hatte, wie er verprügelt worden war, schnarchte seelenruhig vor sich hin, aber trotzdem achtete Jesse darauf, nicht mit dem Papier zu rascheln oder sonst irgendein Geräusch zu verursachen. Nicht einmal einen glücklichen Seufzer stieß er aus, als er die Worte betrachtete, die er inzwischen fast auswendig konnte.
    Sehr geehrter Mr Boyd,
    vermutlich haben Sie viele Fragen bezüglich meiner Fürsprache um Ihretwillen. Daher schreibe ich Ihnen diesen Brief, den Ms Vincent Ihnen zukommen lassen wird. Mein Altruismus mag ungewöhnlich wirken, doch ich empfinde tatsächlich eine große Abneigung gegen jegliche Form von Ungerechtigkeit. Betrachten Sie mich als jemanden, der diesbezüglich seine eigenen Erfahrungen gesammelt hat, der nur die Schuldigen bestraft und die Unschuldigen beschützt sehen will. Daher bitte ich Sie, meine Unterstützung bei Ihrem juristischen Dilemma so anzunehmen, wie sie gemeint ist: mit nichts als wohlwollenden Absichten, guten Wünschen und der Hoffnung auf

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