Black CATS - Parrish, L: Black CATS
sein. Und der ganze Rest wartet auch bis Morgen früh auf uns.«
Sie nickte langsam, dankbar für die gute Absicht, auch wenn seine Worte unmissverständlich klargemacht hatten, dass es sich auf keinen Fall um ein Rendezvous handelte.
Das wusstest du schon vorher, du Dummkopf. Sie musste sich bloß immer wieder daran erinnern. Wyatt dachte nicht daran, in ihrer Beziehung mehr zu sehen als reine Freundschaft.
Selbst wenn eine leise Stimme ihr sagte, dass er es sich tief in seinem Innersten wünschte.
Bald merkte sie, dass sie sich keine leichte Aufgabe gestellt hatte. Während sie neben ihm im Auto saß, seinen unverwechselbaren Duft einatmete, den leisen Jazzklängen lauschte, die aus den Lautsprechern drangen, fiel es ihr schwer, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass sie sich lediglich die Zeit vertreiben wollten. Als sie in dem kleinen, direkt am Meer gelegenen Restaurant ein paar Dörfer weiter ankamen, in dem die Stühle nicht einander gegenüber, sondern Seite an Seite aufgestellt waren, fiel es ihr noch schwerer.
Offensichtlich war die Bestuhlung so gewählt, damit man die Aussicht auf den Strand genießen konnte – und die war wirklich wundervoll. Der Himmel war vom dämmerigen Zwielicht, das sich auf den Sand und die Wellen senkte, violett gefärbt. Unter anderen Umständen wäre Lily dankbar gewesen. Doch es war nicht leicht, Dankbarkeit zu verspüren, wenn Wyatt sie bei jeder Bewegung mit der Hose an der nackten Wade streifte oder mit dem Arm ihre Hand berührte.
Als schließlich die Vorspeise serviert wurde, zitterte sie schon ein bisschen auf ihrem Stuhl.
»Was ist los?«, fragte Wyatt, nachdem die kokette Kellnerin, die seine Bestellung mit weitaus größerem Interesse aufgenommen hatte als Lilys, wieder außer Hörweite war.
»Nichts. Ich bin nur ein bisschen nervös. Das hier ist nicht leicht für mich.«
»Früher oder später wirst du dich daran gewöhnen müssen, meinst du nicht?«
»Daran, mit dir essen zu gehen?«, fragte sie. Die Worte waren aus ihr hervorgesprudelt, bevor sie darüber nachdenken konnte – wie bei der alten Lily.
Er ließ sich nicht anmerken, wie sich das für ihn angehört haben musste – wie ein Wink, dass sie gerne mehr in dieses Abendessen hineindeuten würde als eine freundschaftliche Unternehmung. Glück gehabt.
»Ich wollte darauf hinaus, dass du dich wieder daran gewöhnen musst, unter Leute zu gehen. An so normale Dinge wie einen Restaurantbesuch.«
Eben waren ihre Worte impulsiv gewesen, nervös. Jetzt dachte sie ein bisschen nach, bevor sie antwortete. Und doch musste sie nachhaken: »An Dates, meinst du?«
Sie fragte sich, ob er diese kühle, gleichgültige Miene wohl beibehalten könnte. Sie hätte das nicht geschafft. Doch wie immer reagierte er vollkommen gelassen, als sei er so geübt darin, sich zu beherrschen, dass nichts und niemand ihn aus der Fassung bringen könnte.
»Unter anderem«, gab er zurück. Der Anflug eines Lächelns betonte die stark geschwungene Linie seiner Lippen und das Funkeln in seinen schönen Augen. »Auch wenn es dir an Dates sicher nie gefehlt hat.«
»Du wärst überrascht«, gab sie sarkastisch zurück, nahm sich eine Gebäckstange und brach sie in zwei Hälften. Dann drehte sie die eine Hälfte zwischen den Fingern wie eine überdimensionierte Zigarette. Plötzlich fiel ihr auf, dass sie seit der Nacht von Wyatts Ankunft kein Verlangen mehr nach ihrer Schachtel Zigaretten verspürt hatte.
»Mir ist klar, dass du eine sehr schwere Zeit durchgemacht hast. Aber davor hattest du doch bestimmt auch ein Privatleben. Freunde, Beziehungen. Irgendwas halbwegs Normales.«
»Hast du das denn?«, feuerte sie beinahe provokant zurück.
Er zögerte; dann wurde sein Lächeln breiter. »Erwischt.«
»Ich glaube, in unserem Beruf geht das gar nicht«, fügte Lily hinzu. Halb war sie froh, weil Wyatt gerade zugegeben hatte, dass er mit niemandem ausging und in letzter Zeit keine Beziehung gehabt hatte; halb war sie traurig, aus genau denselben Gründen. Denn das bestätigte, was sie von Anfang an vermutet hatte: Dieser Mann war ein Einzelgänger, ein Mysterium, rätselhaft und nahezu unantastbar für jeden, den er nicht freiwillig an sich heranließ.
Früher einmal hatte sie sich genau das gewünscht. Ihm nahe zu sein. Jedenfalls auf der Gefühlsebene.
Jetzt wollte sie noch näher an ihn ran. Nicht emotional – gefühlsmäßig wollte Lily sich in der nächsten Zeit noch an niemanden binden. Aber körperlich? Das schon. Seit
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