Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Agenten aus den Unterlagen, die Sie mir geschickt haben. Cole.«
Interessant, dass der junge Agent an einem Werktag zu seinem Chef nach Hause kam. Warum war Blackstone nicht ins Büro gefahren?
»Ich versuche, mich noch ein bisschen näher ranzupirschen. Als ich sehe, wie die Nachbarn zur Arbeit fahren, schleiche ich mich in den Hinterhof rechts von Blackstones Haus. Er, der blonde Kerl und die Frau sitzen draußen auf der Terrasse und unterhalten sich. Die Wand ist ziemlich hoch, deswegen kann ich sie nicht sehen, aber ich höre ihre Stimmen.«
»Konnten Sie verstehen, worüber sie gesprochen haben?«
»Nee, nichts Konkretes. Aber nach ein paar Minuten taucht noch jemand auf. Eine gut aussehende Schwarze im dunklen Hosenanzug. Anscheinend auch eine Agentin.«
Special Agent Jackie Stokes. Ihr Foto lag auf dem Schreibtisch, zusammen mit dem Rest der Akte über Blackstones Team.
»Sie klingelt an der Haustür, niemand macht auf. Dann geht sie zum Gartentor. Ich schleiche mich so dicht ran, wie es geht, um vielleicht irgendwas zu sehen oder zu hören, wenn sie das Tor öffnet.«
Er zögerte, wahrscheinlich eine Kunstpause. Trottel. Für solche Spielchen hatten sie wahrlich keine Zeit. Offensichtlich bedurfte er einer Extraaufforderung, damit er weitersprach. »Und? Jetzt erzählen Sie schon!«
»Ist ja gut. Die Frau geht also rein, bleibt aber gleich im offenen Tor stehen. Dann quiekt sie los. Ruft einen Namen. Einen Frauennamen. Ich riskiere einen Blick und sehe, wie sie zu der Schwarzhaarigen rennt, die Arme um sie wirft, und dann heulen die beiden Rotz und Wasser.«
»Sie wollen doch nicht etwa sagen … «
»Doch. Genau das will ich sagen. Den Namen, den sie gerufen hat, habe ich laut und deutlich gehört: Lily.«
»Großer Gott.«
Lily Fletcher war also wieder da.
Damit bestätigte sich der Verdacht der letzten Monate, dass Fletcher immer noch am Leben war. Der ganze Aufwand der vergangenen Wochen hatte sich gelohnt – es war das einzig Richtige gewesen. Eigentlich hätte diese Erkenntnis Genugtuung hervorrufen müssen, aber dafür war erst einmal keine Zeit, bis Lily Fletcher unter der Erde lag, und zwar diesmal endgültig.
Die größte Überraschung bei der ganzen Geschichte: Lily hielt sich bei Wyatt Blackstone auf. Beim unnachgiebigen, überkorrekten Wyatt Blackstone, der Gerüchten zufolge eine ganze Reihe anderer Agenten, darunter auch Freunde von ihm, den Job gekostet hatte, nachdem er einige rechtswidrige Vorgänge im Kriminallabor aufgedeckt hatte.
Der Herr Moralapostel versteckte in seinem Haus eine mutmaßliche Serienmörderin. Eine Frau, die ihren eigenen Tod vorgetäuscht hatte.
Ist er ihr Geliebter? Darauf hatte es bei der Hintergrundrecherche keinerlei Hinweise gegeben.
Vielleicht eher ihr Beschützer? Ihr Retter in der Not?
Dann gestaltete sich die ganze Sache etwas schwieriger. Denn irgendwen konnte man zwar immer kaufen, konnte Bestechungsgelder an Wachen zahlen, damit sie wegschauten, während ein Verdächtiger von A nach B transportiert wurde, doch in Blackstones Team gab es kein schwaches Glied. Nicht ein einziges. Und er selbst war schon gar nicht bestechlich.
Wenn Lily unter seinem Schutz stand, dann würde sie sehr schwer zu fassen sein.
Es gab zwei mögliche Wege. Lösung Nummer eins: Man konnte einem anderen FBI -Agenten einen anonymen Hinweis geben. Vielleicht jemandem, der mit Blackstone noch eine Rechnung offen hatte – solche Leute gab es ja sicher zur Genüge. Damit ließen sich eventuell gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Lily würde verhaftet werden und Blackstone eine Verwarnung bekommen; ihm würde seine Dienstmarke, sein Posten und seine Waffe entzogen werden.
Eine gute Wahl. Aber auch riskant. Lily zu töten, während sie in Untersuchungshaft saß, hatte immer als letzter Ausweg gegolten. Besser war es, sie sich jetzt vorzunehmen.
»Sind Sie noch da?«, fragte Jonesy.
»Entschuldigung. Ja. Hören Sie, das haben Sie hervorragend gemacht. Ich hätte da noch einen Auftrag für Sie.«
»Und zwar?«
»Ich möchte, dass Sie an Ort und Stelle bleiben und versuchen, ein Foto von Lily Fletcher zu machen. Meinen Sie, Sie schaffen das?«
»Könnte schwierig werden. Diese Mauer ist verdammt hoch.«
»Sie kriegen das Zweifache dessen, was ich Ihnen jetzt zahle.«
Er pfiff durch die Zähne. »Das Doppelte, was?«
»Das ist gemeint, wenn man vom Zweifachen redet, ja.«
Offensichtlich war Jonesy nicht empfänglich für Sarkasmus. »Ach so, klar. Also
Weitere Kostenlose Bücher