Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Pick-up, der Motor unter der Haube schnurrte wie ein Kätzchen, und in der Fahrerkabine glühte das purpurrote Licht der Abenddämmerung.
    Wir fuhren in die schwarze, regengepeitschte Nacht hinein, bis der Himmel weit hinten im Panhandle aufklarte und das silberne Speichenrad des Mondes über der Hochebene durch die Wolken brach. Am nächsten Tag kaufte ich uns kurz hinter Raton, New Mexico, eine Riesenportion Brathähnchen, die wir am Ufer eines Baches aßen, der durch ein Pappelwäldchen floß, und anschließend schliefen wir vier Stunden auf einer im Gras ausgebreiteten Decke. Dann ließen wir das Tafelland hinter uns, und es ging über Trinidad, Colorado, hinauf in die mächtigen Ketten der blaugrünen Rocky Mountains, durch Pueblo und Denver und schließlich von Süden her nach Wyoming hinein, wo die kühle Abendluft nach Salbei duftete und das von Wasserläufen durchschnittene Land mit seinen Spitzkuppen im Sonnenuntergang aussah wie ein Kupferstich. Die Nacht verbrachten wir in einem Motel, das von Indianern geführt wurde. Am Morgen regnete es, und man konnte Speck riechen, der irgendwo in einer Räucherkammer hing.
    Hinter der Grenze von Montana, die wir südlich von Billings überquerten, begann sich die Landschaft zu verändern. Um uns herum war es grün und hügelig, die Flüsse, deren Ufer von Pappeln und Weiden gesäumt waren, plätscherten gemächlich dahin, und in der Ferne erhoben sich scharfgezackte Berge. Als wir uns der Wasserscheide des Kontinents näherten, wurden die Flüsse durch das Schmelzwasser aus den Bergen breiter, und mit reißender Strömung überfluteten sie nun die Bäume an ihrem Ufer, und die Berge im Hintergrund türmten sich höher und höher dem Himmel entgegen. Auf den Gipfeln lag noch Altschnee, und die Hänge waren dicht mit Ponderosa-Kiefern, Douglastannen und Blaufichten bewachsen. Als ich in der Nähe von Butte den höchsten Punkt passierte und mich an die lange Talfahrt nach Westen, hinunter nach Missoula machte, schlief Alafair auf dem Beifahrersitz neben mir über einem Comic-Heft. Weißschwanzhirsche grasten im Schatten der tiefstehenden Sonne am Straßenrand, und als ich an ihnen vorbeibrauste, fuhren ihre Köpfe zu mir herum. Zu Füßen der Berge waren aus Stämmen errichtete Ranchhäuser mit der Rückseite an den Fels gesetzt, in den Fenstern brannte Licht, und aus den steinernen Schornsteinen stieg Rauch auf.
    Ich folgte dem Lauf des Clark Fork River, der tief unten im Hellgate Canyon das Bergmassiv durchschnitt, und plötzlich breitete sich in der Talsohle unter der dunklen Himmelskuppel das Lichtermeer der Stadt aus. Missoula war ein Zentrum der holzverarbeitenden Industrie wie auch eine Universitätsstadt. Sie war voller Bäume und Blumen, Ziegelbauten aus vergangener Zeit, Parkanlagen, dazwischen etliche Flüsse, die aus der Ferne wie Neon glänzten, dazu Zellstoffabriken und eine unüberschaubare Zahl Bars, vor denen Rockerhorden herumlungerten und aus deren Türen Musik auf die Straße dröhnte. Meine geschwollenen Hände schmerzten vom Druck des Lenkrads, und von den endlosen Stunden im Fahrtwind waren meine Ohren fast taub. Als ich Alafair, die fest in meinen Armen schlief, die Stufen zum Motel hinauftrug, schaute ich zum Fluß, der in der Nacht funkelte, zu den Bergen, die die Stadt umschlossen und fast bis zu den Gipfeln mit Bäumen bestanden waren, und in diesem Moment fragte ich mich, ob ich eine Chance hätte, jemals wieder ein normales Leben zu führen, ein gewöhnlicher Mensch zu sein, in einer gewöhnlichen Stadt wie dieser zu leben und nicht jeden Morgen mit einer quälenden Angst aufzuwachen, die mir wie eine grauenhafte Dämonenfratze auf der Brust hockte.
    All meine augenblicklichen Schwierigkeiten hatten mit Dixie Lee begonnen, folglich mußte die Lösung auch bei ihm ihren Ausgang nehmen. Doch zunächst mußte ich für Alafair und mich ein paar Dinge des täglichen Lebens regeln. Wenn man katholisch ist, hat man den Vorteil, dem größten Privatclub der westlichen Welt anzugehören. Nicht alle seine Mitglieder zählen unbedingt zu den fähigsten und sympathischsten Menschen, aber manche eben schon. In einem Arbeiterviertel am Fluß mietete ich uns ein kleines Haus aus gelbem Backstein, in dessen Vorgarten Ahornbäume und Birken standen und das nur zwei Straßen von einer katholischen Kirche und einer Grundschule entfernt war. Der Pfarrer rief den Direktor von Alafairs Schule in New Iberia an, bat ihn, ihm ihre Zeugnisse zuzuschicken, und

Weitere Kostenlose Bücher