Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
versichern, daß sie fair behandelt werden würden.
»Ob Sie’s glauben oder nicht, unser System funktioniert«, sagte er durch die Gitterstäbe.
Ein unrasierter Schwarzer mit Sonnenbrille, Barett und schwarzer Lederjacke ließ ein Streichholz über die Zunge rollen und sagte: »Du hast’s erfaßt, Arschloch. Es funktioniert immer für die anderen.«
Kapitel 5
S obald ich aus dem Gefängnis war, kam ich mir vor wie ein Soldat, der wieder an die Front zurückkehrt und feststellt, daß sich niemand mehr auf dem Schlachtfeld befindet und jeder außer ihm kriegsmüde geworden und nach Hause gegangen ist.
Dixie Lee hatte am Tag zuvor eine Nachricht für mich hinterlassen:
Dave,
was ich Dir angetan habe, bereitet mir großen Kummer. Ich schwöre beim lieben Gott, daß dem so ist. Ich habe keine andere Entschuldigung als die, daß sich alles, was ich anfasse, prompt in Scheiße verwandelt. Für das kleine Mädchen, das bei Dir lebt, habe ich eine große Schachtel Milky Way mitgebracht. Ich habe eine tolle Sache laufen. Clete, seine Braut und ich machen uns noch heute zu neuen Ufern auf. Vielleicht läßt mich Sal später in einem seiner Casinos auftreten. Wie pflegte mein alter Herr immer zu sagen: Welche Hautfarbe man hat, ist doch ganz egal, wir müssen alle die Baumwolle des weißen Mannes pflücken. Da sollte man sie besser im Schatten neben dem Wasserfaß pflücken.
Dave, geh nicht in den Knast .
Dixie Lee
Und was war mit Harry Mapes, dem Mann, dessen Aussage mich nach Angola bringen konnte? (Noch immer hatte ich den Geruch, der im Motel von ihm ausging, in der Nase, eine Mischung aus Männerschweiß, Nuttenparfüm, Chlor, Bourbon, Tabak und Pfefferminzdrops.) Ich rief bei Star Drilling in Lafayette an.
»Mr. Mapes ist in Montana«, sagte das Mädchen am Empfang.
»Wo in Montana?«
»Wer spricht da bitte?«
»Ein alter Bekannter, der sich gern mit ihm unterhalten möchte.«
»Da müssen Sie mit Mr. Hollister sprechen. Einen Moment bitte.« Bevor ich sie unterbrechen konnte, hatte ich ihn an der Strippe.
»Ich muß wissen, wo Mapes steckt. Wann er seine Tätigkeit hier beendet hat und alles andere.«
»Was?«
»Sie haben mich verstanden.«
Es gab eine Pause.
»Sind Sie das, Robicheaux?« fragte er.
»Wenn wir es nicht von Ihnen erfahren, erfahren wir es von der Staatsanwaltschaft.«
»Das einzige, was ich Ihnen zu sagen habe, ist, daß ich Sie für einen kranken und gefährlichen Mann halte. Ich weiß zwar nicht, warum man Sie aus dem Gefängnis gelassen hat, aber von meinen Mitarbeitern halten Sie sich fern.«
»Sie haben das Zeug zum Oscar-Preisträger, Hollister«, sagte ich. Aber er hatte schon aufgelegt.
Ich arbeitete im Köderladen, beschlug Alafairs Pferd, grub den Gemüsegarten um, säuberte die mit Blättern verstopften Abflußrinnen und den meistens ausgetrockneten Wassergraben und riß schließlich die alte Windmühle ab und schaffte die Trümmer auf den Müllplatz. Ich konzentrierte mich mit großer Mühe darauf, daß die Tage in geregelten Bahnen verliefen und ich nicht zu oft an die krankmachende Angst dachte, die mir wie eine düstere Vorahnung die Brust zuschnürte. Aber in nur sechs Wochen stand meine Verhandlung an, und die Uhr lief unerbittlich.
Eines wunderschönen Vormittags war ich dann damit beschäftigt, im Laden Kartons mit Ködern in ein Regal zu stapeln, als mir plötzlich einer aus der Hand rutschte und auf dem Ladentisch aufplatzte. Ich nahm die schmalen Würmer, deren leuchtendrote Körper sich deutlich in der Mixtur aus Lehm und Kaffeesatz abzeichneten, einzeln mit den Fingerspitzen und legte sie zurück in den Karton, als sich das ungute Gefühl in der Brust wieder einstellte und ich meine innere Stimme vernahm: Sie werden es tun. In fünfeinhalb Wochen.
Zu meiner Verteidigung stand nur mein Wort zur Verfügung, das Wort eines alkoholgefährdeten Expolizisten, der schon mehrfach durch Gewalttätigkeit aufgefallen war und sich gegenwärtig in psychotherapeutischer Behandlung befand. Mein Prozeß würde nicht länger als drei Tage dauern, und dann würde man mir Handfesseln anlegen und mich in einem Gefangenentransporter nach Angola schicken.
»Was mit deim Gesicht los, Dave?« sagte Batist.
Ich schluckte und sah auf meine Hände. Eine dünne Schweißschicht glänzte darauf.
Ich ging hoch zum Haus, packte zwei Koffer, holte meinen 45er-Automatik aus der Kommodenschublade, wickelte ihn in ein Handtuch, verstaute ihn zusammen mit zwei geladenen Magazinen und
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