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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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einer Schachtel Hohlspitzmunition in einer Seitentasche des Koffers und rief den Mann in Lafayette an, der meine Kaution hinterlegt hatte. Ich kannte ihn seit fünfundzwanzig Jahren. Er hieß Butter Bean Verret und war kaum größer als ein Hydrant. Er trug Tropenanzüge und Krawatten mit aufgemalten Palmen, hatte an sämtlichen Fingern Ringe stecken und war an jedem Tag, den der Herrgott ihm schenkte, im selben Restaurant anzutreffen, wo er Schweinshaxe mit Wachsbohnen in sich hineinschaufelte.
    »Wie läuft’s denn so, Butter Bean? Ich brauch mal wieder Auslauf«, sagte ich.
    »Wohin soll’s gehen?«
    »Montana.«
    »Was gibt’s denn da oben, was wir nicht haben?«
    »Was hältst du davon?«
    Er zögerte einen Moment mit der Antwort.
    »Du läßt mich hier unten doch nicht im Stich? Du wirst dich zwischendurch mal melden, oder? So alle vier, fünf Tage vielleicht, wenn du weg bist.«
    »Du hast’s erfaßt.«
    »Dave?«
    »Was?«
    »Du hast dich hier in Louisiana ganz schön in die Scheiße geritten. Mach’s da oben nicht schlimmer.«
    Ich sagte Batist, daß ich ihm und Clarise das Geschäft, mein Haus und die Tiere anvertrauen und alle paar Tage anrufen würde.
    »Was machst du mit Alafair?« sagte er.
    »Meine Cousine in New Ibera wird sie aufnehmen.«
    Er tat so, als wolle er den Ladentisch mit einem Lappen abwischen. Sein Arbeitshemd aus blauer Baumwolle trug er offen, und über der Gürtelschlaufe wölbten sich die Bauchmuskeln. Er steckte sich ein Stück Fruchtgummi in den Mund und schaute, als ob ich nicht anwesend wäre, aus dem Fenster auf den Bayou hinaus.
    »Also gut, was ist los?« sagte ich.
    »Mußt du das fragen?«
    »Ich muß es tun, Batist. Man wird mich ins Gefängnis stecken. Mir stehen zehneinhalb Jahre bevor. Bei guter Führung.«
    »Dadurch wird’s nich richtiger.«
    »Was soll ich denn machen?«
    »Ihr ganzes Leben lassen die Menschen sie allein, Dave. Ihre Mama, Miss Annie, und jetzt du im Gefängnis. Sie erträgt’s nich mehr, wirklich nich.«
    Ich tankte den Pick-up an der Anlegestelle auf und wartete dann bei der Galerie auf den Schulbus. Um vier hielt er im Schatten der Laubbäume neben dem Briefkasten, und Alafair kam mir durch die Pecanobäume entgegen, und ihre blecherne Frühstücksdose klapperte im Takt ihrer Schritte. Im Schatten ließ ihre Sonnenbräune sie dunkel erscheinen. Wie immer konnte sie mir die beunruhigenden Gedanken am Gesicht ablesen, ganz gleich, wie sehr ich mich bemühte, sie zu verbergen.
    Ich erklärte ihr, daß ich wegfahren müsse, aber bald zurückkäme, und daß man eben manchmal Dinge zu tun habe, die man nicht machen mochte.
    »Tante Tutta ist doch immer nett zu dir, oder?« sagte ich.
    »Ja.«
    »Sie geht mit dir in den Zirkus und in den Park, genau wie ich, oder nicht?«
    »Ja.«
    »Batist wird dich auch ab und zu holen, damit du auf Tex reiten kannst. Das wird schon klappen, oder nicht?«
    Diesmal gab sie keine Antwort. Statt dessen setzte sie sich stumm neben mich auf die Stufen und warf mit versteinertem Gesichtsausdruck einen Blick auf die Kaninchenställe, bevor sie Tripod zusah, der unter einem Pecanobaum seinen Freßnapf leerte. Dann bildeten sich plötzlich weiße Flecken auf ihren Wangen, und sie verzog den Mund. Ich legte ihr einen Arm um die Schultern, wich aber ihrem Blick aus.
    »Weißt du, kleines Kerlchen, manchmal müssen wir alle sehr tapfer sein«, sagte sie. »Ich habe ein paar ganz schlimme Probleme, um die ich mich kümmern muß. So ist es nun mal.«
    Aber dann empfand ich es plötzlich als unsagbar anmaßend und dumm, daß ich so mit ihr über Tapferkeit und Duldsamkeit sprach. In ihrem kurzen Leben hatte sie Verluste hinnehmen und Gewalt erleiden müssen, wie sie den meisten Menschen nur in ihren schrecklichsten Alpträumen widerfahren.
    Jenseits der Straße sah ich einen Blaureiher aus dem Bayou ans Sonnenlicht emporsteigen.
    »Hast du schon mal Schnee gesehen?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Ich möchte wetten, daß in Montana noch Schnee liegt. Zwischen den Kiefern und den Fichten, hoch oben in den Bergen. Ich hab mit 'nem Freund aus der Army mal ’nen Ausflug dorthin gemacht. Ich meine, wir beide sollten uns die Gegend mal näher anschauen, kleines Kerlchen.«
    »Schnee sehen?«
    »Kannst dich drauf verlassen.«
    Ihre weißen Zähne blitzten auf, und vor lauter Grinsen kniff sie fast die Augen zusammen.
    Am selben Abend noch düsten wir durch die Pinienwälder von Osttexas, ein warmer Wind blies durch die offenen Fenster des

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