Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
dunkelhäutiges Mädchen mit schwarzen Haaren, das mich von der Veranda des kleinen Hauses aus beobachtete. Sie verschwand durch eine Glasschiebetür im Inneren, und herausspaziert kam Clete in einer Bermudahose, einem T-Shirt, das seinen imposanten Bauch betonte, einem flachen verknitterten Anglerhut und einer taubenblauen Windjacke, die seinen Revolver und das Schulterhalfter aus Nylon nicht verbarg.
Er überquerte den Rasen und kam den Abhang herunter zur Straße.
»Mann, ich kann’s kaum glauben. Haben die dich tatsächlich vom Kanthaken gelassen?« sagte er.
»Ich bin gegen Kaution draußen.«
»Draußen gegen Kaution, und dann gleich aus dem Staat raus? Das klingt nicht gut, Streak.« Er grinste mich aus der Sonne an.
»Ich kenne den Mann, der die Kaution gestellt hat.«
»Willst du hier angeln?«
»Ich muß mit Dixie Lee reden.«
»Dann bist du hier richtig. Er ist oben bei Sally.«
»Mit dir muß ich auch reden.«
»Das klingt ja wie in unsern alten Tagen im Ersten Revier.«
»Kann schon passieren, wenn man ein paar Jahre in Angola in Aussicht hat.«
»Hör schon auf, da wird nichts draus. Die Typen haben’s rausgefordert, daß du was gegen sie unternimmst. Außerdem waren’s zwei gegen einen, und was das Messer angeht, da steht deine Aussage gegen die von Mapes. Davon mal abgesehen, wirf mal einen Blick auf Mapes' Vorstrafenregister. Wenn du mich fragst, ist das ein total degeneriertes Miststück. Du brauchst bloß zu warten, bis dein Anwalt ihn ins Kreuzverhör nimmt. Der Kerl ist so liebenswert wie Scheiße auf Toast.«
»Da ist noch was anderes, was mir Sorgen macht, Cletus – woher kennst du die Kerle überhaupt?«
»Das ist kein Geheimnis, Partner«, sagte er und zog eine Schachtel Lucky Strike aus der Tasche seiner Windjacke. Der Umriß seines Revolvers zeichnete sich hart unter dem Nylonhalfter ab. »Dixie Lee hat sie ein paarmal angeschleppt. Hat denen Spaß gemacht, Sal ’n bißchen Gratiskoks aus dem Kreuz zu leiern und mit den Rockmusikern rumzuhängen, die er einfliegen läßt. Sal sammelt Rockmusiker. Vidrine war bloß ein verfetteter Schwachkopf, aber man hätte die Menschheit schon lange von Mapes befreien sollen.«
Cletes Gesichtshaut war straff, als er seine Zigarette anzündete und auf den See hinaussah.
»Hört sich an, als ob er dir persönlich was getan hat.«
»Eines Abends war er so zugeballert, daß er kaum noch geradeaus schauen konnte, und da fing er an, davon zu quatschen, wie er in irgend’nem Rattenloch ’ne Krankenschwester vom Vietcong in die Luft gejagt hat. Dann hat er versucht, Darlene anzumachen. Mitten im Wohnzimmer, als ob sie jeden drüberläßt.«
»Wen?«
»Das Mädchen, mit dem ich zusammen bin. Jedenfalls hat Sal mich gebeten, mit dem Typ ’nen kleinen Spaziergang zu machen, bis er wieder ’nen klaren Kopf hat. Als ich ihn rausgeschafft habe, hat er versucht, mir eine reinzuhauen. Ich hab ihm gewaltig was aufs Maul gegeben. Mit 'ner Münzrolle in der Faust. Dixie Lee mußte ihn nach Polson ins Krankenhaus bringen.«
»Ich finde, du solltest so schnell wie möglich dein Leben ändern.«
»Sicher, Dave. Kluge Ratschläge waren schon immer deine Stärke. Siehst du den .38er hier. Für drei Staaten hab ich die Erlaubnis, den zu tragen. Und zwar, weil ich für Sally Dio arbeite. Aber als Cop kann ich nirgendwo mehr arbeiten. Dieselben Leute, die mich nicht mal mehr als Schülerlotse anstellen, erteilen mir die Genehmigung, für Sal ’ne Kanone zu tragen. Macht dir das was klar? Wie dem auch sei, ich halte mich heutzutage an die Kurzversion von dem Gebet, mit dem du bei den Anonymen Alkoholikern um innere Ruhe gefleht hast – ›Scheiß drauf‹.«
»Läßt du mich durchs Tor?«
Er blies Zigarettenrauch in den Wind. Seine grünen Augen waren zusammengekniffen, so als ob die Sonne ihn blenden würde oder jemand ein rostiges Stück Draht tief in das weiche Gewebe seines Hirns gerammt hätte.
»Klar, komm mit hoch ins Haus. Ich muß bloß Sal anrufen«, sagte er. »Du mußt Darlene kennenlernen. Wenn du willst, kannst du mit uns essen. Ob du’s glaubst oder nicht, ich bin froh, dich zu sehen.«
Ich wollte nicht mit ihnen essen, und noch weniger wollte ich Sally Dio kennenlernen. Ich wollte nichts weiter, als daß Dixie Lee in Cletes Haus runterkam und mit mir redete, danach wollte ich wieder verschwinden. Aber es sollte ganz anders kommen.
»Die stehen grade erst auf. Sal sagt, ich soll dich in etwa 'ner Stunde zu ihm hochbringen«, sagte
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