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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ein zu groß geratenes Dorf war und etwa vierzig Kilometer südöstlich von London lag. Das große, architektonisch jedoch unbedeutende viktorianische Herrenhaus war umgeben von einer gefälligen, sanft hügeligen und stellenweise stark bewaldeten Landschaft. Vom Pförtnerhäuschen wand sich eine geschotterte Zufahrt zwischen Bäumen und dichtem Gestrüpp hindurch zum Haupteingang von Abbot's Cleve. Hinter dem Haus zog sich ein Rasen von der Terrasse abwärts zu einem leicht verwilderten Garten.
    Am Freitag abend, zwei Tage nach seinem Telefongespräch mit Hercule Poirot, saß Sir Claud im Ostflügel des Hauses in seinem Arbeitszimmer, einem kleinen, aber behaglich eingerichteten Raum im Erdgeschoß.
    Draußen verblaßte schon der Tag. Vor zwei oder drei Minuten hatte Sir Clauds Butler Treadwell, ein hochgewachsener Mann mit kummervoller Miene und untadeligen Manieren, den Gong zum Abendessen geläutet, und inzwischen versammelte sich wohl die Familie im Speisezimmer, das auf der gegenüberliegenden Seite der Eingangsdiele lag.
    Sir Claud trommelte mit den Fingern auf seiner Schreibtischplatte, wie er es immer tat, wenn er sich zu einer raschen Entscheidung durchringen mußte. Er war ein Mann von mittlerer Größe und Statur, Mitte Fünfzig, und trug das ergrauende Haar glatt von der hohen Stirn nach hinten gekämmt. Seine Augen waren von einem stechenden, kalten Blau, und in seinem Gesicht stand momentan ein Ausdruck tiefer Besorgnis, in die sich auch Ratlosigkeit mischte.
    Es klopfte diskret, und Treadwell erschien an der Tür.
    »Verzeihung, Sir Claud. Ich dachte, Sie hätten vielleicht den Gong nicht gehört...«
    »Doch, doch, Treadwell, ist schon gut. Sagen Sie den Herrschaften, ich komme gleich. Sagen Sie, ich werde noch am Telefon festgehalten. Tatsächlich muß ich noch rasch einen Anruf erledigen. Sie können ruhig schon auftragen.«
    Während Treadwell sich stumm entfernte, holte Sir Claud einmal tief Luft und zog das Telefon zu sich heran. Dann nahm er ein Adreßbüchlein aus der Schreibtischschublade, schlug kurz darin nach und nahm den Hörer ab. Er lauschte eine Sekunde, dann sagte er:
    »Market Cleve drei-null-vier. Ich brauche eine Verbindung nach London.« Er nannte die Nummer, lehnte sich zurück und wartete. Wieder begannen die Finger seiner rechten Hand nervös auf dem Schreibtisch zu trommeln.

    Einige Minuten später gesellte Sir Claud Amory sich zu den übrigen sechs Personen im Speisezimmer, die bereits am Tisch saßen. Er selbst nahm am Kopfende Platz, rechts neben ihm saß seine Nichte Barbara Amory, daneben ihr Vetter Richard, Sir Clauds einziger Sohn, und ihm zur Rechten Dr. Carelli, ein Gast aus Italien. Weiter ging es am entgegengesetzten Tischende mit Caroline Amory, Sir Clauds Schwester. Sie war eine ältliche Jungfer und führte Sir Claud seit dem Tod seiner Frau vor einigen Jahren den Haushalt. Ihr rechter Tischnachbar war Edward Raynor, Sir Clauds Sekretär, und zwischen ihm und dem Haushaltsvorstand schließlich saß Lucia, Richard Amorys Frau.
    Das hastige Dinner war in keinster Weise festlicher Natur. Caroline Amory unternahm mehrere Anläufe zu einem Gespräch mit Dr. Carelli, der zwar artig antwortete, selbst aber wenig beitrug. Als sie einmal eine Bemerkung an Edward Raynor richtete, zuckte dieser sonst so höfliche und gewandte junge Mann erschrocken zusammen, murmelte eine Entschuldigung und machte ein verlegenes Gesicht. Sir Claud war schweigsam wie immer beim Essen, eher noch etwas schweigsamer. Richard Amory warf hin und wieder einen besorgten Blick zu seiner Frau Lucia. Nur Barbara Amory schien bester Dinge und verwickelte hin und wieder ihre Tante Caroline in eine kleine Plauderei.
    Als Treadwell dann das Dessert auftrug, wandte Sir Claud sich plötzlich an den Butler und sagte so laut, daß alle am Tisch es hören konnten: »Treadwell, rufen Sie die Garage Jackson in Market Cleve an, sie soll einen Wagen an den Acht-Uhr-fünfzig-Zug aus London schicken. Mit diesem Zug kommt ein Herr, der uns nach dem Essen hier besuchen wird.«
    »Sehr wohl, Sir Claud«, antwortete Treadwell und ging.
    Er war noch nicht ganz aus dem Zimmer, als Lucia plötzlich aufstand und mit einer leise gemurmelten Entschuldigung hinauseilte, wobei sie fast noch mit dem Butler zusammenstieß, der gerade die Tür hinter sich schließen wollte.
    Lucia durchquerte eilig die Diele und betrat einen sehr großen Raum auf der Rückseite des Hauses, der an Sir Clauds Arbeitszimmer anschloß. Die

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