Black Coffee
würde mich sehr dafür interessieren.«
»Ach ja, Dr. Carelli?« Sir Claud betonte die eigentlich rhetorische Frage so, daß Dr. Carelli mit gewissen Anzeichen der Verlegenheit wieder Platz nahm.
»Wie ich eben sagte«, fuhr Sir Claud fort, »ist dieser Explosivstoff, den ich Amorit nenne, von solcher Sprengkraft, daß man damit nicht wie bisher Tausende, sondern Hunderttausende auf einmal umbringen kann.«
»Wie entsetzlich!« rief Lucia schaudernd.
»Meine liebe Lucia«, versetzte ihr Schwiegervater mit einem dünnen Lächeln, »die Wahrheit ist nie entsetzlich, sie ist nur interessant.«
»Aber warum erzählst du uns das alles?« fragte Richard.
»Weil ich seit einiger Zeit Anlaß zu der Vermutung habe, daß jemand aus diesem Haushalt die Formel für das Amorit zu stehlen versucht. Ursprünglich hatte ich Monsieur Poirot für morgen zu einem Wochenendbesuch bei uns eingeladen, und am Montag sollte er dann die Formel mit nach London nehmen und einem Beamten des Verteidigungsministeriums persönlich übergeben.«
»Das ist doch aberwitzig, Claud«, rief Caroline Amory empört. »Es ist sogar ausgesprochen beleidigend für uns alle. Du kannst nicht ernstlich den Verdacht haben –«
»Ich bin noch nicht fertig, Caroline«, unterbrach ihr Bruder sie. »Und ich versichere dir, daß an dem, was ich gesagt habe, nichts Aberwitziges ist. Ich wiederhole, ich hatte Monsieur Poirot für morgen zu uns eingeladen, aber ich mußte meine Pläne ändern und ihn bitten, schon heute abend auf dem schnellsten Weg aus London herzukommen. Zu diesem Schritt habe ich mich entschlossen, weil...«
Sir Claud machte eine Pause. Als er fortfuhr, sprach er langsamer und mit größerem Nachdruck. »Weil«, wiederholte er, während er in die Runde blickte, »die Formel, die auf einem gewöhnlichen Blatt Papier stand und in einem länglichen Briefumschlag steckte, heute irgendwann vor dem Abendessen aus dem Safe in meinem Arbeitszimmer gestohlen wurde. Und zwar von jemandem in diesem Raum!«
Ein Chor der Empörung beantwortete diese Mitteilung des großen Wissenschaftlers. Dann redeten alle auf einmal. »Die Formel gestohlen?« machte Caroline Amory den Anfang.
»Aus dem Safe?« rief Edward Raynor. »Unmöglich!«
In dem Gewirr der Stimmen fehlte die von Dr. Carelli, der mit nachdenklicher Miene sitzen blieb. Die anderen verstummten erst wieder, als Sir Claud die Stimme hob und weitersprach.
»Ich pflege mir meiner Fakten gewiß zu sein«, versicherte er seinen Zuhörern. »Punkt zwanzig Minuten nach sieben habe ich die Formel in den Safe gelegt. Als ich mein Arbeitszimmer verließ, kam gerade Raynor herein.«
»Ich darf doch bitten, Sir Claud...« begann der Sekretär, hochrot im Gesicht vor Verlegenheit oder Zorn.
Sir Claud brachte ihn mit einer Handbewegung zum Verstummen. »Raynor ist im Arbeitszimmer geblieben«, fuhr er fort, »und saß dort immer noch bei der Arbeit, als Dr. Carelli an der Tür erschien. Raynor begrüßte Dr. Carelli und ließ ihn dann allein im Arbeitszimmer, um seinerseits Lucia Bescheid sagen zu gehen –«
»Ich muß protestieren, ich –« begann Carelli, aber auch ihn brachte eine Handbewegung von Sir Claud zum Schweigen, und der Wissenschaftler setzte seine Aufzählung fort: »Raynor kam jedoch nicht weiter als bis zu dieser Zimmertür, denn dort begegneten ihm meine Schwester Caroline und Barbara. Alle drei blieben in der Bibliothek, in die dann auch Dr. Carelli zurückkam. Caroline und Barbara sind die einzigen der hier Anwesenden, die das Arbeitszimmer nicht betreten haben.«
Barbara warf einen raschen Blick zu ihrer Tante, dann wandte sie sich an Sir Claud. »Tut mir leid, Onkel Claud, aber deine Informationen über unser Tun und Lassen stimmen nicht ganz«, sagte sie. »Ich bin aus dem Kreis der Verdächtigen nicht auszuschließen.
Erinnerst du dich, Tante Caroline? Du hast mich ins Arbeitszimmer geschickt, um mich nach einer Stricknadel suchen zu lassen, die du irgendwo verlegt hattest. Du hast gemeint, sie wäre vielleicht dort.«
Ohne auf diesen Einwurf seiner Nichte einzugehen, sprach der Wissenschaftler weiter: »Richard kam als nächster nach unten. Er ging allein ins Arbeitszimmer und blieb dort einige Minuten.«
»Mein Gott!« rief Richard. »"Wirklich, Vater, du wirst doch nicht mich verdächtigen, deine vermaledeite Formel gestohlen zu haben?«
Sir Claud sah seinen Sohn an und antwortete vielsagend: »Dieses Blatt Papier war sehr viel Geld wert.«
»Aha, verstehe.« Sein Sohn
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