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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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und sagte langsam und schleppend: »Ich habe noch immer den Geschmack von diesem Kaffee im Mund.«
    Er gähnte.
    Die Uhr auf dem Kaminsims begann zu schlagen, und es wurde vollkommen still. Alle sahen zur Uhr und lauschten. Sir Claud drehte sich langsam um und schaute unverwandt zu seinem Sohn Richard. Beim neunten Schlag ging unvermittelt das Licht aus, und es war stockdunkel in der Bibliothek.
    Hier und da wurde vernehmlich nach Luft geschnappt, und von den Frauen kamen ein paar erstickte Ausrufe.
    Dann ertönte klar und deutlich Caroline Amorys Stimme: »Das will mir überhaupt nicht gefallen!«
    »Sei doch still, Tante Caroline«, befahl Barbara. »Ich versuche etwas zu hören.«
    Ein paar Sekunden lang war es wieder völlig still, dann hörte man schweres Atmen, dann Papiergeraschel.
    Wieder Stille, und plötzlich vernahmen alle ein metallisches Klimpern, als nächstes Reißgeräusche und schließlich einen lauten Knall wie von einem umgekippten Stuhl.
    Plötzlich rief Lucia: »Sir Claud! Sir Claud! Ich halte das nicht mehr aus. Ich brauche Licht! Bitte, kann nicht jemand...«
    Es blieb dunkel. Man hörte lautes Atemholen, dann ein Klopfen an der Dielentür. Wieder rief Lucia, und wie zur Antwort ging plötzlich das Licht an.
    Richard stand jetzt bei der Tür, sichtlich unentschlossen, ob er sie zu öffnen versuchen sollte oder nicht. Edward Raynor stand neben seinem umgekippten Stuhl.
    Lucia war auf dem ihren nach hinten gesunken, als wollte sie gleich in Ohnmacht fallen.
    Sir Claud saß reglos und mit geschlossenen Augen in seinem Lehnstuhl. Plötzlich zeigte sein Sekretär auf den Tisch. »Da!« rief er. »Die Formel.«
    Auf dem Tisch neben Sir Claud lag ein länglicher Umschlag, wie er ihn zuvor beschrieben hatte.
    »Gott sei Dank!« rief Lucia. »Gott sei Dank!«
    Ein Schlüssel wurde im Schloß gedreht, und langsam ging die Tür auf. Alle starrten wie gebannt hin, als Treadwell einen Fremden hereinführte und sich sofort wieder zurückzog.
    Der eingetretene Fremde war ein Mann von höchst ungewöhnlichem Aussehen, kaum größer als einen Meter sechzig, aber von ausgesprochen würdevoller Haltung. Er hielt den Kopf, der vollkommen eiförmig war, ein wenig schief, wie ein neugieriger Terrier. Sein Schnurrbart war gezwirbelt und gewachst, seine Kleidung überaus korrekt.
    »Hercule Poirot, zu Ihren Diensten«, sagte der Fremde mit einer Verbeugung.
    Richard Amory streckte ihm die Hand entgegen.
    »Monsieur Poirot«, sagte er.
    »Sir Claud?« fragte Poirot. »Aber nein, dafür sind Sie natürlich zu jung. Vielleicht der Sohn?« Er ging an Richard vorbei bis in die Zimmermitte. Hinter ihm war unauffällig ein zweiter Mann eingetreten, groß und von militärischer Haltung. Er stellte sich neben den Detektiv, der sagte: »Mein Kollege, Captain Hastings.«
    »So ein schönes Zimmer«, sagte Hastings, als Richard Amory ihm die Hand gab.
    Richard wandte sich wieder an Poirot. »Ich bedaure, Monsieur Poirot«, sagte er, »aber daß wir Sie haben herkommen lassen, war leider ein Mißverständnis. Ihre Dienste werden nicht mehr benötigt.«
    »Ach nein?« erwiderte Poirot.
    »Es tut mir leid, daß wir Sie den weiten Weg von London haben machen lassen«, fuhr Richard fort.
    »Selbstverständlich wird Ihr Honorar – Ihre Spesen –ich meine – äh – das wird natürlich geregelt –«
    »Verstehe vollkommen«, sagte Poirot. »Allerdings gilt mein Interesse im Augenblick weder meinem Honorar noch meinen Spesen.«
    »Nein? Was – äh ...«
    »Wofür ich mich sonst interessiere, Mr. Amory? Ich will es Ihnen sagen. Es ist nur eine Kleinigkeit und sicherlich ganz ohne Belang. Aber Ihr Herr Vater hat mich hierherbestellt. Warum also schickt nicht er mich wieder fort?«
    »Ach so, natürlich. Entschuldigung«, sagte Richard und drehte sich zu Sir Claud um. »Vater, würdest du Monsieur Poirot bitte sagen, daß wir seine Dienste nicht mehr benötigen?«
    Sir Claud antwortete nicht.
    »Vater!« rief Richard. Mit ein paar schnellen Schritten war er bei Sir Clauds Lehnstuhl. Er beugte sich über ihn, dann fuhr er aufgeregt herum. »Dr. Carelli!« rief er.
    Miss Amory sprang schreckensbleich auf. Carelli ging rasch zu Sir Claud und fühlte ihm den Puls. Stirnrunzelnd legte er die Hand auf Sir Clauds Herz, dann schüttelte er den Kopf.
    Poirot ging langsam zum Lehnstuhl und blickte auf die reglose Gestalt des Wissenschaftlers hinunter. »Jaaa - ich fürchte...« sagte er leise, wie zu sich selbst. »Ich fürchte

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