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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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verriet.
    Schnell ging er zum Arbeitszimmer, rief Hastings und Treadwell heraus und winkte sie hinter sich her zur Dielentür.
    »Ich glaube, hier gibt es heute nichts mehr für uns zu tun«, sagte er laut, nachdem er die Tür geöffnet hatte.
    »Treadwell, wenn Sie uns jetzt unsere Zimmer zeigen könnten...«
    »Selbstverständlich, Sir«, antwortete Treadwell, und sie verließen nacheinander die Bibliothek.
    Aber wenige Augenblicke später kam Poirot allein wieder zurück. Flink huschte er zur Terrassentür und versteckte sich hinter dem Vorhang. Dort brauchte er nicht lange zu warten, denn bald darauf ging erneut die Dielentür auf, und herein kam noch einmal Lucia, diesmal noch vorsichtiger und mit allen Anzeichen der Wachsamkeit. Während sie ständig den Kopf hin und her drehte, um möglichst beide Türen im Blick zu haben, schnappte sie sich wieder die Tasse, aus der Sir Claud getrunken hatte, und sah sich suchend in der ganzen Bibliothek um.
    Ihr Blick fiel auf das Tischchen bei der Dielentür, auf dem die große Zimmerpflanze stand. Schnell ging sie hin und steckte die Tasse mit der Öffnung nach unten in den Topf. Dann nahm sie, ohne die Türen aus den Augen zu lassen, eine der anderen Tassen und stellte sie vor den toten Sir Claud auf den Tisch. Schon wollte sie daraufhin zur Tür eilen, als diese aufging und Richard eintrat, hinter ihm ein hochgewachsener, rotblonder Mann von Anfang Dreißig, dessen Miene bei aller Liebenswürdigkeit eine gewisse Autorität ausstrahlte.
    Der Neuankömmling hatte eine Arzttasche bei sich.
    »Lucia!« rief Richard verdutzt. »Was machst du denn hier?«
    »Ich – bin nur meine Handtasche holen gekommen«, stammelte Lucia. »Guten Abend, Dr. Graham. Entschuldigen Sie mich«, fügte sie rasch hinzu und eilte an ihnen vorbei. Während Richard ihr noch nachsah, kam Poirot hinter dem Vorhang hervor und ging auf die beiden Männer zu, als wäre er gerade aus dem Arbeitszimmer gekommen.
    »Ah, da ist ja Monsieur Poirot. Darf ich vorstellen?
    Monsieur Poirot, das ist Dr. Graham. Kenneth Graham.« Poirot und der Arzt verbeugten sich kurz voreinander, dann ging Dr. Graham sofort zu der Leiche des Wissenschaftlers und begann sie zu untersuchen. Während Richard ihm dabei zusah, ging Poirot, von beiden nicht mehr beachtet, in der Bibliothek umher und zählte lächelnd noch einmal die Kaffeetassen. »Eins, zwei, drei, vier, fünf«, murmelte er dabei vor sich hin. »Fünf, sieh mal einer an.« In seinem Gesicht erstrahlte ein Licht reiner Freude, und er lächelte so unergründlich, wie nur er es vermochte.
    Er nahm das Glasröhrchen aus der Tasche und betrachtete es, wobei er langsam den Kopf schüttelte.
    Inzwischen war Dr. Graham mit der flüchtigen Untersuchung des Toten fertig. »Bedaure sehr«, sagte er zu Richard, »aber ich kann keinen Totenschein ausstellen.
    Sir Claud war bei bester Gesundheit, und ich halte einen plötzlichen Herzanfall bei ihm für äußerst unwahrscheinlich. Wir werden leider feststellen lassen müssen, was er in seinen letzten Stunden gegessen und getrunken hat.«
    »Um Himmels willen, muß das wirklich sein?« fragte Richard leicht erschrocken. »Er hat nichts anderes gegessen und getrunken als wir alle. Es ist doch absurd, zu unterstellen –«
    »Ich unterstelle ja nichts«, unterbrach ihn Dr. Graham ruhig, aber bestimmt. »Ich sage nur, daß von Gesetzes wegen eine gerichtliche Untersuchung stattfinden muß, und der Untersuchungsrichter wird zweifellos nach der Todesursache fragen. Im Augenblick kann ich Ihnen aber einfach nicht sagen, woran Sir Claud gestorben ist. Ich lasse die Leiche abholen und sorge dafür, daß die Autopsie wegen der Dringlichkeit gleich morgen früh vorgenommen wird. Im Laufe des Tages werde ich dann irgendwann wieder herkommen und Ihnen Genaueres sagen können.«
    Gefolgt von Richard, der weitere Einwände zu erheben versuchte, verließ Graham raschen Schrittes die Bibliothek. Poirot sah den beiden nach, dann setzte er von neuem eine verwunderte Miene auf, drehte sich um und betrachtete die Leiche des Mannes, der ihn so eilig aus London hatte herkommen lassen. »Was hast du mir sagen wollen, mein Freund? Wovor hattest du wohl Angst?« dachte er laut. »Ging es nur um den Diebstahl deiner Formel, oder hast du auch um dein Leben gefürchtet? Du hast auf Hercule Poirots Hilfe gebaut. Du hast mich zu spät gerufen, aber ich will dennoch versuchen, hinter die Wahrheit zu kommen.«
    Poirot schüttelte gedankenverloren den Kopf und

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