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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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der Überraschung auslöste. »Das heißt, ja, ja, natürlich«, beeilte sich Richard hinzuzufügen.
    Poirot wandte den Blick vorübergehend von ihm ab und fragte: »Nun weiter. Wann ist Sir Claud aus seinem Arbeitszimmer in die Bibliothek gekommen?«
    »Das war, als sie die Tür zu öffnen versuchten«, sagte Richard.
    »Wer sind ›sie‹?« fragte Poirot, wobei er sich wieder zu ihm umdrehte.
    »Raynor und Dr. Carelli.«
    »Darf ich fragen, wer die Tür geöffnet haben wollte?«
    »Meine Frau, Lucia«, antwortete Richard. »Sie fühlte sich schon den ganzen Abend nicht wohl.«
    Poirots Stimme klang mitfühlend, als er antwortete: » La pauvre dame! Hoffentlich geht es ihr heute wieder besser. Ich möchte nämlich auch ihr sehr gern ein paar Fragen stellen.«
    »Das ist leider ganz und gar unmöglich«, erklärte Richard. »Sie ist nicht in der Lage, jemanden zu empfangen oder Fragen zu beantworten. Außerdem könnte sie Ihnen sowieso nichts sagen, was ich Ihnen nicht auch sagen kann.«
    »Ganz recht, ganz recht«, beruhigte ihn Poirot. »Aber Sie wissen ja, Monsieur Amory – Frauen haben die große Gabe, sich Details zu merken. Nun ja – Ihre Tante, Miss Amory, wird mir sicher ebensogut weiterhelfen können.«
    »Meine Tante liegt im Bett«, versetzte Richard prompt.
    »Der Tod meines Vaters hat sie sehr mitgenommen.«
    »Ach ja, verstehe«, murmelte Poirot nachdenklich. Sie schwiegen. Richard, der sich in seiner Haut sichtlich unwohl fühlte, stand auf und ging zur Terrassentür.
    »Lassen wir mal ein bißchen frische Luft herein«, sagte er. »Es ist so heiß hier drinnen.«
    »Oh, ihr Engländer!« rief Poirot lachend. »Die gute frische Luft, ihr könnt sie nicht draußen lassen, wo sie frisch bleibt. Nein, ihr müßt sie euch ins Haus holen!«
    »Es stört Sie doch hoffentlich nicht?«
    »Mich?« rief Poirot. »Aber gewiß nicht. Ich habe mir alle englischen Gewohnheiten angeeignet. Man hält mich sogar schon überall für einen Engländer.«
    Hastings konnte sich auf seinem Sofa ein Lächeln nicht verkneifen. »Aber erlauben Sie, Monsieur Amory – ist die Terrassentür nicht durch einen genialen Mechanismus verschlossen?«
    »Schon«, antwortete Richard, »aber der Schlüssel ist am Bund meines Vaters, und den habe ich hier.« Er zog einen Schlüsselbund aus der Tasche, löste die Verriege-lung und stieß die Terrassentür weit auf.
    Poirot entfernte sich so weit wie möglich von der offenen Tür und ging, sich demonstrativ vor Kälte schüttelnd, zur anderen Seite der Bibliothek hinüber, um sich auf den Bürostuhl zu setzen, während Richard Amory tief durchatmete und eine Weile in den Garten hinaussah. Als er zu Poirot zurückkam, machte er ein Gesicht, als hätte er einen Entschluß gefaßt.
    »Monsieur Poirot«, sagte er mit fester Stimme, »ich will nicht lange drum herumreden. Ich weiß, daß meine Frau Sie gestern abend inständig gebeten hat, hierzubleiben, aber da war sie erregt, sogar ein bißchen hysterisch, und wußte kaum, was sie tat. Ich als der Betroffene sage Ihnen freiheraus, daß mir an dieser Formel nicht soviel liegt.« Er schnippte verächtlich mit den Fingern. »Mein Vater war ein reicher Mann. Seine neue Entdeckung war sicher sehr viel Geld wert, aber mehr, als ich jetzt schon bekomme, brauche ich nicht, und ich kann einfach nicht so tun, als ob ich seine Begeisterung für die Sache selbst teilte. Explosivstoffe gibt es schon genug auf der Welt.«
    »Aha«, meinte Poirot bedächtig.
    »Was ich damit sagen will«, fuhr Richard fort, »wir sollten die Sache einfach fallenlassen.«
    Poirot riß die Augenbrauen hoch, bei ihm stets ein Anzeichen höchsten Erstaunens. »Ich soll also besser abreisen?« fragte er. »Sie möchten nicht, daß ich weiter ermittle?«
    »Ganz recht.« Richards Stimme klang unsicher, und er wandte sich halb von Poirot ab.
    »Aber der Dieb«, sprach der kleine Detektiv unbeirrt weiter, »hat die Formel doch sicher nicht gestohlen, um keinen Gebrauch von ihr zu machen?«
    »Das wohl nicht«, mußte Richard zugeben. Er drehte sich wieder zu Poirot um. »Trotzdem...«
    Poirot sprach jetzt langsam und betonte jedes Wort. »Es macht Ihnen also gar nichts aus, dieses – wie soll ich es nennen – Schandmal?«
    »Schandmal?« fuhr Richard auf.
    »Fünf Personen -« versuchte Poirot ihm zu erklären – »fünf Personen hatten Gelegenheit, die Formel zu stehlen. Solange nicht eine von ihnen überführt ist, bleibt auch die Unschuld der vier anderen

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