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Black Dagger 01 - Nachtjagd

Black Dagger 01 - Nachtjagd

Titel: Black Dagger 01 - Nachtjagd
Autoren: J.R. Ward
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Seitenmauern, als blute es aus einer Wunde im Dach; und auch das Innere sah unheilbar aus. Ekelhaftes grünes Linoleum deckte den Boden, Holzimitat die Wände und abgeblätterte Farbe den Rest. Nach vierzig Jahren war der hartnäckigste Schmutz in jede Ritze und jeden Spalt gedrungen und ließ sich höchstens noch mit einer Spritzpistole oder einer Zahnbürste entfernen.
    Und vielleicht durch einen Räumungsbefehl vom Gericht.
    Die Cops waren wirklich nett zu ihr, als sie ankam. Kaum hatte sie einen Fuß ins Gebäude gesetzt, umringten sie Beth besorgt. Sie versuchte, das Ganze etwas herunterzuspielen, ohne wieder in Tränen auszubrechen; danach ging sie zu den Jungs in der Zentrale und plauderte ein wenig mit ihnen. Ein paar Zuhälter und Dealer waren heute festgenommen
worden, ansonsten war es ein ruhiger Tag gewesen. Sie wollte gerade gehen, als Butch durch die Hintertür hereinkam.
    Er trug eine Jeans und ein Hemd und hatte eine rote Windjacke in der Hand. Beths Blick fiel auf das Pistolenhalfter, das quer über seine breiten Schultern lief. Der schwarze Kolben seiner Dienstwaffe blitzte bei jedem Schritt unter seinem Arm hervor. Sein dunkles Haar war noch feucht, als würde sein Tag gerade beginnen.
    Was nach den Ereignissen der letzten Nacht wahrscheinlich auch der Fall war.
    Er kam direkt auf sie zu. »Hast du einen Moment Zeit?«
    Sie nickte. »Ja.«
    Sie gingen zusammen in einen Vernehmungsraum.
    »Nur damit du Bescheid weißt: die Kamera und die Mikros sind aus«, erklärte er.
    »Machst du das nicht immer so?«
    Er lächelte und setzte sich an den Tisch. Verflocht seine Hände ineinander. »Ich dachte, du solltest wissen, dass Billy Riddle auf Kaution freigekommen ist. Heute Morgen ganz früh haben sie ihn entlassen.«
    Sie musste sich setzen. »Er heißt Billy Riddle? Das ist nicht dein Ernst.«
    Butch nickte. »Er ist achtzehn. Noch keine Vorstrafen nach Erwachsenenrecht, aber ich hab ein bisschen in seinem Jugendregister gestöbert. Fleißiges Bürschchen. Sexuelle Nötigung, Stalking, kleinere Diebstähle. Sein Papi ist ein großes Tier, deshalb hat der Kerl einen Wahnsinnsanwalt, aber ich habe schon mit der Bezirksstaatsanwältin gesprochen. Sie wird versuchen, dir die Zeugenaussage zu ersparen.«
    »Wenn ich muss, sage ich vor Gericht aus.«
    »Tapferes Mädchen.« Butch räusperte sich. »Und, wie geht’s dir?«

    »Ganz gut.« Sie würde sicher keinen Gefühlsstriptease vor dem Ironman abziehen. Er hatte so eine unnahbare, harte Ausstrahlung, dass sie unbedingt vor ihm stark wirken wollte. »Noch mal zu der Autobombe. Ich hab gehört, es war wahrscheinlich Plastiksprengstoff, und der Zünder ist mit in die Luft geflogen. Klingt nach einem Profi.«
    »Hast du heute Abend schon was gegessen?«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Nein.«
    In Anbetracht der Portion von heute Mittag sollte sie eigentlich sowohl auf das Abendessen, als auch auf das nächste Frühstück verzichten.
    Butch stand auf. »Prima. Ich wollte gerade zu Tullah’s.«
    Er ging zur Tür und hielt sie auf.
    Beth blieb sitzen. »Ich geh nicht mit dir essen.«
    »Wie du willst. Interessiert dich offenbar nicht, was wir auf der anderen Straßenseite gefunden haben.«
    Langsam fiel die Tür hinter ihm zu.
    Darauf würde sie nicht hereinfallen. Darauf würde sie nicht –
    Sie sprang auf und lief ihm nach.

8
    Marissa stand in ihrem makellos sauberen, in Cremeweiß gehaltenen Schlafzimmer und grübelte.
    Als Wraths Shellan konnte sie seinen Schmerz fühlen und wusste, er musste wieder einen seiner Brüder verloren haben.
    Würden sie eine normale Beziehung führen, gäbe es die Frage nicht, wie sie sich nun verhalten sollte. Sie würde zu ihm gehen, um ihm Trost zu spenden. Sie würde mit ihm sprechen oder ihn im Arm halten, oder mit ihm weinen. Ihn mit ihrem Körper wärmen.
    Denn das war es, was eine Shellan für ihren Partner tat. Und was sie gleichermaßen von ihm erwarten durfte.
    Sie warf einen Blick auf die Tiffany-Uhr auf ihrem Nachttisch.
    Bald würde er in die Nacht hinaus ziehen. Wenn sie ihn noch antreffen wollte, sollte sie sich besser beeilen.
    Marissa zögerte. Es hatte keinen Sinn, sich etwas vorzumachen: Er würde sie nicht willkommen heißen.

    Wenn es nur einfacher wäre, ihn zu unterstützen, wenn sie nur wüsste, was er von ihr erwartete. Einmal, vor langer, langer Zeit, hatte sie mit der Shellan seines Bruders Tohrment gesprochen, in der Hoffnung, Wellsie könne ihr einen Tipp geben. Was sie tun, wie sie sich verhalten
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