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Black Dagger 01 - Nachtjagd

Black Dagger 01 - Nachtjagd

Titel: Black Dagger 01 - Nachtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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er plötzlich zu einem Diener gekommen?
    »Herr?«
    »Ja?«, murmelte er.
    »Seid vorsichtig, Herr.«
    Wrath blieb stehen und sah über die Schulter. Fritz hielt die Kiste beinahe fürsorglich an die Brust gepresst.
    Verdammt seltsames Gefühl, wenn jemand zu Hause auf einen wartet, stellte Wrath fest.
    Er verließ das Haus und ging zu Fuß die lange Auffahrt hinunter zu der von Bäumen gesäumten Straße. Blitze zuckten über den Himmel, Vorboten des Gewitters, das er von Süden her riechen konnte.
    Verflucht, wo war Darius’ Tochter jetzt?
    Er würde es zuerst in ihrer Wohnung probieren.
    Als Wrath sich im Garten hinter ihrem Haus materialisiert hatte, sah er durchs Fenster und beantwortete das Willkommensschnurren des Katers ebenfalls mit einem Schnurren. Sie war nicht da, also setzte Wrath sich an den Gartentisch. Eine Stunde wollte er ihr einräumen, dann musste er los und die Brüder finden. Er könnte ja gegen Ende der Nacht noch einmal wiederkommen; obwohl es möglicherweise nicht die beste Idee war, sie um vier Uhr morgens zu wecken. Insbesondere nach seiner letzten Begegnung mit ihr.
    Er nahm die Sonnenbrille ab und rieb sich den Nasenrücken.
    Wir sollte er ihr erklären, was bald mit ihr passieren würde? Und was sie tun müsste, um die Wandlung zu überleben?
    Er hatte so ein Gefühl, dass sie über diese Neuigkeiten nicht gerade erfreut sein würde.

    Wrath dachte an seine eigene Transition damals. Was für ein verdammtes Chaos das gewesen war. Er war ebenfalls nicht vorbereitet gewesen, weil seine Eltern ihn immer hatten beschützen wollen. Und dann waren sie gestorben, ehe sie ihm erklären konnten, was ihn erwartete.
    Die Erinnerungen kamen mit erschreckender Klarheit zurück.
    London im 17. Jahrhundert war ein brutaler Ort gewesen, besonders für jemanden, der ganz allein auf der Welt war. Damals waren erst zwei Jahre vergangen, seit seine Eltern vor seinen Augen abgeschlachtet worden waren, und seither hatte er seine eigene Spezies gemieden. Er dachte, seine Feigheit in dieser grauenhaften Nacht wäre eine Schande, die er allein ertragen müsste.
    In der Gesellschaft der Vampire hatte man ihn als künftigen König behandelt und ihn geschützt, doch in der Welt der Menschen ging es primär um körperliche Leistungsfähigkeit, wie er bald feststellen musste. Für jemanden wie ihn bedeutete das die unterste Sprosse der sozialen Leiter. Vor seiner Wandlung war er dünn wie ein Strich gewesen, klein und schwächlich, leichte Beute für menschliche Kinder auf der Suche nach Zeitvertreib. Während seiner Jahre in Londons Slums war er so oft geschlagen worden, dass er sich an nicht funktionierende Körperteile schon richtig gewöhnt hatte. Es war nichts Besonderes, sein Bein nicht abknicken zu können, weil einem jemand einen Stein auf die Kniescheibe geworfen hatte. Oder seinen Arm nicht benutzen zu können, weil die Schulter ausgekugelt worden war, als er von einem Pferd hinterher geschleift wurde.
    Er lebte von Abfall, immer kurz vor dem Verhungern, bis er endlich eine Arbeit im Stall eines Kaufmanns fand. Wrath putzte Schuhe und Sättel und Zaumzeug, bis die Haut an seinen Händen aufplatzte, aber wenigstens hatte er genug zu Essen und ein Lager auf dem Heuboden. Das
war weicher als der harte Boden, auf dem er zuvor geschlafen hatte; er wusste allerdings nie, wann er von einem Tritt zwischen die Rippen geweckt werden würde, weil einer der Stallburschen mit einer oder zwei Mägden ins Heu kriechen wollte.
    Damals konnte er noch draußen im Sonnenlicht leben, und das Morgengrauen war das Einzige in seinem erbarmungswürdigen Dasein, auf das er sich freute. Die Wärme auf seinem Gesicht zu spüren, den süßen Duft des Morgens einzusaugen, das Licht zu genießen – diese kleinen Freuden bedeuteten ihm alles. Seine Augen waren von Geburt an schlecht gewesen, aber damals viel, viel besser als heute. Er erinnerte sich immer noch mit schmerzlicher Deutlichkeit daran, wie die Sonne ausgesehen hatte.
    Fast ein Jahr war er bei diesem Kaufmann gewesen, als plötzlich sein Leben auf den Kopf gestellt wurde.
    In der Nacht, als die Wandlung ihn überfiel, war er vollkommen erschöpft auf sein Lager im Heu gefallen. Er hatte sich schon länger nicht gut gefühlt, hatte sich mühsam durch seine Arbeitstage geschleppt. Aber das war ja nichts Neues.
    Der Schmerz war unbarmherzig in seinen schwächlichen Körper gefahren, er ging vom Bauch aus und strahlte von dort nach außen bis in die Fingerspitzen, die Zehen,

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