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Black Dagger 01 - Nachtjagd

Black Dagger 01 - Nachtjagd

Titel: Black Dagger 01 - Nachtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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jedes einzelne Haar auf seinem Kopf schien Ursache für nadelfeine Stiche zu sein. Kein gebrochener Knochen, keine Gehirnerschütterung, kein Fieber und keine Schläge waren jemals auch nur annähernd so schlimm gewesen. Er hatte sich zusammengerollt, die Augen weit aufgerissen vor Qual. Sein Atem ging nur noch stoßweise. Er war fest davon überzeugt gewesen, sterben zu müssen, und er hatte gebetet, die Dunkelheit würde endlich über ihn kommen. Alles was er sich wünschte, war etwas Frieden, ein Ende seiner Leiden.

    Und dann war ihm ein wunderschönes blondes Mädchen erschienen.
    Sie war ein Engel, gesandt, um ihn zur anderen Seite zu geleiten. Davon war er überzeugt gewesen.
    Armseliger Wicht, der er war, reckte er ihr die Arme entgegen, und als er ihre Berührung spürte, wusste er, dass das Ende nah war. Sie nannte ihn beim Namen, und er versuchte, sie dankbar anzulächeln, doch sein Mund wollte nicht gehorchen. Sanft erklärte sie ihm, dass sie diejenige sei, die ihm versprochen war. Die einen Schluck seines Blutes getrunken hatte, als er noch ein kleiner Junge war, damit sie immer wüsste, wo sie ihn finden könnte, wenn es Zeit wäre. Sie sagte, sie sei hier um ihn zu retten.
    Und dann hatte Marissa ihre Fänge in die eigenen Handgelenke versenkt und sie ihm dann an die Lippen gehalten.
    Verzweifelt hatte er getrunken, doch der Schmerz hatte nicht aufgehört. Er hatte sich nur verändert. Seine Gelenke barsten aus der Form, die Knochen verschoben sich und knackten und brachen. Die Muskeln spannten sich an, bis sie aufplatzten, sein Schädel fühlte sich an, als wollte er zerspringen. Die Augen traten aus ihren Höhlen und gleichzeitig verschlechterte sich seine Sehkraft so weit, bis ihm beinahe nichts davon übrig blieb.
    Er versuchte krampfhaft, durchzuhalten, sein rasselnder, keuchender Atem schmerzte im Hals. Endlich war er ohnmächtig geworden, nur um in neuer Pein wieder aufzuwachen. Das Sonnenlicht, das er immer so geliebt hatte, strömte durch die Spalte zwischen den Balken der Scheune, blasse Strahlen von Gold. Ein Streifen traf auf seinen Arm, und der Geruch von verbranntem Fleisch erschreckte ihn zu Tode. Panisch riss er den Arm zurück und sah sich entsetzt um. Er konnte nur noch vage Schemen erkennen, das Licht blendete ihn. Mühsam kam er auf die
Füße, fiel jedoch sofort wieder mit dem Gesicht nach unten ins Heu. Sein Körper reagierte überhaupt nicht wie gewohnt, er brauchte zwei weitere Versuche, um endlich aufrecht stehen zu bleiben. Seine Beine wackelten unsicher wie die eines neugeborenen Füllens.
    Instinktiv wusste er, dass er sich vor dem Tageslicht schützen musste, und schleppte sich in die Richtung, wo er die Leiter vermutete. Aber er hatte sich verschätzt und stürzte vom Heuboden. Unten blieb er kurz benommen liegen. Mit letzter Kraft hievte er sich schließlich hoch, um in den Getreidekeller zu fliehen. Dorthin, wo es dunkel war.
    Mit rudernden Armen und Beinen torkelte er durch die Scheune, stieß gegen Wände, stolperte über Werkzeug, versuchte verzweifelt dem Sonnenlicht auszuweichen und gleichzeitig seine widerspenstigen Gliedmaßen unter Kontrolle zu halten. Als er sich zum Hinterausgang der Scheune tasten wollte, blieb er mit der Stirn an einem Balken hängen, unter dem er sonst immer durchgegangen war. Blut lief ihm in die Augen.
    In diesem Moment war einer der Stallknechte hereingekommen und verlangte zu wissen, wer Wrath war. Wrath wandte sich der vertrauten Stimme zu, vielleicht konnte der Junge ihm helfen. Er streckte die Arme aus und wollte sprechen, doch seine Stimme klang nicht mehr wie seine eigene.
    Und dann hörte er eine Heugabel durch die Luft auf sich zuschwirren. Er wollte den tödlichen Hieb nur ablenken, doch als er den Stiel packte und wegstieß, krachte der Stallknecht mit voller Wucht ins Scheunentor. Der Junge stieß einen Entsetzensschrei aus und rannte weg, zweifellos, um Verstärkung zu holen.
    Schließlich hatte Wrath die Kellertür gefunden. Er stellte zwei riesige Säcke Hafer neben die Tür, damit niemand während des Tages in den Vorratsraum kommen musste.
Völlig erschöpft, verletzt und voller Blut kroch er in den Keller und lehnte sich mit dem nackten Rücken gegen die Erdmauer. Er zog die Knie an die Brust und bemerkte, dass seine Oberschenkel auf die vierfache Größe angewachsen waren. Mit geschlossenen Augen legte er die Wange auf seine Arme. Er zitterte, kämpfte gegen die entwürdigenden Tränen. Den ganzen Tag blieb er wach,

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