Black Dagger 01 - Nachtjagd
erinnerte. Ihr Verlangen drang süß in seine Nasenflügel. Dann verschwand der Duft ebenso abrupt wie er gekommen war.
»Du wolltest gerade Butch töten.«
Da war er sich nicht so sicher. Ein würdiger Gegner war gar nicht so leicht zu finden.
»Habe ich aber nicht.«
»Es hätte aber sein können.«
»Spielt das wirklich eine Rolle? Er atmet noch.«
»Nur, weil ich dazugekommen bin.«
Wrath stöhnte auf und zog seinen höchsten Trumpf aus dem Ärmel. »Ich bringe dich zum Haus deines Vaters.«
Ihre Augen wurden erst groß, dann verengten sie sich misstrauisch zu Schlitzen.
Wieder sah sie sich zu dem Polizisten um. Er stand jetzt wieder aufrecht, eine Hand an die Wand gestützt. Sein Kopf hing nach unten, als sei er zu schwer für seinen Hals.
»Mein Vater, was?« Ihre Stimme klang ungläubig. Und ein bisschen neugierig, so dass er wusste, er hatte sie.
»Wir haben keine Zeit mehr, Beth.«
Eine lange Pause entstand.
Der Cop hob den Kopf und sah den Weg hinunter.
Sehr bald würde der Bursche wieder versuchen, ihn zu verhaften. Seine Entschlossenheit war deutlich spürbar.
»Ich gehe jetzt«, sagte Wrath. »Komm mit mir.«
Sie umklammerte ihre Handtasche noch fester. »Nur, damit du es weißt: ich traue dir nicht.«
Er nickte. »Warum solltest du auch?«
»Und diese Orgasmen waren nicht meine ersten.«
»Warum warst du dann so überrascht darüber?«, fragte er sanft.
»Mach schon, beeil dich«, murmelte sie und drehte sich um. »Wir können uns draußen auf der Straße ein Taxi nehmen. Ich hab meins nicht warten lassen.«
16
Beth wusste, dass sie mit ihrem Leben spielte, wenn sie Wrath folgte. Es bestand eine reelle Chance, dass sie in eine Falle gelockt wurde. Von einem Killer.
Aber woher konnte er so genau wissen, was in ihr vorging?
Bevor sie um die Ecke bog, sah sie sich noch einmal zu Butch um. Er streckte einen Arm nach ihr aus. Sein Gesicht konnte sie im Schatten nicht erkennen, doch seine verzweifelte Sehnsucht überbrückte die Entfernung zwischen ihnen. Sie zögerte kurz, kam aus dem Tritt.
Wrath ergriff ihren Arm. »Beth. Komm weiter.«
Der Himmel möge ihr beistehen, sie rannte weiter.
Sobald sie die Straße erreicht hatten, winkte sie einem vorbeifahrenden Taxi. Gott sei Dank hielt es sofort an. Sie sprangen hinein, und Wrath nannte dem Fahrer eine Adresse ein paar Straßen jenseits der Wallace Avenue. Offenbar ein Ablenkungsmanöver.
Davon scheint er eine Menge auf Lager zu haben, dachte sie.
Als der Wagen losfuhr, merkte sie, dass er sie von seiner Ecke der Rückbank aus ansah.
»Dieser Bulle«, begann er. »Bedeutet er dir etwas?«
Sie zog das Handy aus ihrer Handtasche und wählte die Nummer des Polizeireviers.
»Ich habe dich was gefragt.« Wraths Tonfall war schneidend.
»Fahr zur Hölle.« Als Rickys Stimme zu hören war, holte sie tief Luft. »Ist José in der Nähe?«
Es dauerte keine Minute, bis Ricky den anderen Polizisten auftrieb, und er war schon zur Tür heraus, bevor Beth wieder aufgelegt hatte. José hatte nicht viele Fragen gestellt, aber sie wusste, die würden noch kommen. Wie, bitte schön, sollte sie ihm erklären, dass sie mit einem Verdächtigen abgehauen war?
Damit machte sie sich der Beihilfe schuldig, oder?
Beth steckte das Telefon wieder in die Tasche. Ihre Hände zitterten, und sie fühlte sich leicht benommen. Sie kam auch nicht richtig zu Atem, obwohl das Taxi klimatisiert und paradiesisch kühl war. Um frische Luft zu bekommen, kurbelte sie das Fenster einen Spalt herunter. Eine heiße, schwüle Brise wehte herein und fuhr durch ihr Haar.
Was hatte sie nur getan? Mit ihrem Körper letzte Nacht. Mit ihrem Leben in diesem Augenblick.
Was kam als nächstes? Würde sie ihre eigene Wohnung in Brand stecken?
Sie war wütend, dass Wrath ihr genau die eine Karotte vor die Nase gehalten hatte, der sie nicht widerstehen konnte. Wütend, dass er ganz offensichtlich ein Krimineller war und ihr höllische Angst einjagte. Und es machte sie rasend, dass er wusste, dass das ihre ersten Orgasmen gewesen waren. Und am zornigsten machte es sie, dass sie trotzdem immerzu daran denken musste, wie er sie geküsst hatte.
»Sie können uns hier absetzen«, teilte Wrath dem Fahrer zehn Minuten später mit.
Beth bezahlte mit einem Zwanzigdollarschein, zum Glück hatte sie noch Bargeld bei sich. Wraths Geld, dieses dicke Bündel Banknoten, lag im Gras hinter ihrem Haus. Er hätte also wohl kaum zahlen können.
Wollte sie wirklich mit zu diesem Mann
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