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Black Dagger 01 - Nachtjagd

Black Dagger 01 - Nachtjagd

Titel: Black Dagger 01 - Nachtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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wenn sein Ego einen derben Kinnhaken bekommen hatte.
    Nein, es war das Wissen, dass er es vermasselt und dadurch das Leben einer jungen Frau in Gefahr gebracht hatte. Als er wegen den Waffen angerufen hatte, hätte er zwei Beamte zum Eingang der Polizeiwache bestellen sollen. Er hatte gewusst, dass der Verdächtige besonders gefährlich war, aber er war sich so sicher gewesen, die Verhaftung allein in den Griff zu bekommen.
    Großartig hatte er das geregelt. Er war in die Mangel genommen
worden. Und Beth befand sich jetzt in der Gewalt eines Killers.
    Gott allein wusste, was mit ihr geschehen würde.
    Butch schloss die Augen und legte das Kinn auf die Knie. Sein Hals tat ihm zwar wahnsinnig weh, aber ernsthafte Sorgen machte er sich mehr um seinen Kopf. Das verdammte Ding schien einfach nicht richtig zu funktionieren. Seine Gedanken waren ohne Zusammenhang, die kognitiven Prozesse total im Eimer. Vielleicht war ihm zu lange der Sauerstoff abgeschnitten worden, und sein Gehirn war vertrocknet wie eine Walnuss.
    Er versuchte, sich zusammenzureißen, aber er versank immer tiefer im Nebel.
    Und dann plötzlich, vielleicht weil seine masochistische Seite ein großartiges Timing hatte, erhob die Vergangenheit ihr dorniges Haupt.
    Aus dem ganzen Durcheinander von Bildern in seinem Kopf nahm ein Motiv Gestalt an, das ihm die Tränen in die Augen trieb. Ein junges Mädchen, nicht älter als fünfzehn. Sie stieg in ein fremdes Auto. Winkte ihm durch das Fenster zu, als sie die Straße hinunter verschwand.
    Seine ältere Schwester Janie.
    Ihre Leiche hatte man am nächsten Morgen im Wald hinter dem Baseballfeld gefunden. Sie war vergewaltigt, geschlagen und erdrosselt worden. Aber nicht in dieser Reihenfolge.
    Nach ihrer Entführung hatte Butch aufgehört, nachts durchzuschlafen. Heute, zwei Jahrzehnte später, hatte er sich das immer noch nicht wieder angewöhnt.
    Er dachte an Beth, wie sie ihn über die Schulter hinweg anblickte, als sie mit dem Verdächtigen davonlief. Einzig, dass sie mit diesem Mörder verschwunden war, half ihm wieder auf die Füße. Er schleppte seinen zerschlagenen Körper Richtung Wache.

    »Yo! O’Neal!« José stampfte über den Weg auf ihn zu. »Was ist mit dir passiert?«
    »Wir müssen sofort eine Großfahndung einleiten.« War das etwa seine Stimme? Sie klang heiser, als hätte er bei einem Footballspiel zwei Stunden lang durchgebrüllt. »Weißer Mann, zwei Meter groß, circa hundertzwanzig Kilo. Schwarze Lederkleidung, dunkle Sonnenbrille, schulterlange dunkle Haare.« Butch stützte sich mit einer Hand an der Mauer ab. »Verdächtiger ist nicht bewaffnet. Aber nur, weil ich ihn entwaffnet habe. Hat sicher innerhalb einer Stunde wieder Nachschub geholt.«
    Als er einen Schritt nach vorn machte, geriet er ins Schwanken.
    »Du lieber Himmel.« José nahm seinen Arm und hielt ihn aufrecht.
    Butch versuchte, sich nicht auf den Mann zu lehnen, aber er brauchte Hilfe. Seine Beine wollten ihm einfach nicht gehorchen.
    »Und eine weiße Frau.« Seine Stimme versagte. »Eins fünfundsiebzig, lange schwarze Haare. Trägt einen blauen Rock und eine weiße Bluse.« Er hielt kurz inne. »Beth.«
    »Ich weiß. Sie hat angerufen.« Josés Miene zeigte seine Besorgnis. »Ich habe nicht nach den Einzelheiten gefragt. Ihrer Stimme nach zu urteilen, wollte sie nichts erzählen.«
    Butchs Knie gaben nach.
    »Hey, hey, Detective. Immer schön langsam.« José stützte ihn vorsichtig.
    Sobald sie durch die Hintertür gegangen waren, fing Butch wieder an zu torkeln. »Ich muss sie suchen.«
    »Jetzt ruhst du dich erstmal hier auf der Bank aus.«
    »Nein …«
    José lockerte seinen Griff, und Butch ging zu Boden wie ein nasser Sack. Genau als das halbe Revier wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm angerannt kam. Beim Anblick
der ganzen Meute besorgter Jungs in Dunkelblau und mit Dienstmarke war ihm zum Heulen zumute.
    »Mir geht’s prima«, fauchte er. Dann musste er den Kopf zwischen die Knie legen.
    Wie hatte er das alles zulassen können?
    Wenn am nächsten Morgen Beths Leiche auftauchen würde …
    »Detective?« José ging in die Hocke und brachte sein Gesicht vor Butchs Augen. »Wir haben einen Krankenwagen gerufen.«
    »Brauch ich nicht. Läuft die Fahndung?«
    »Ja. Ricky kümmert sich gerade darum.«
    Butch hob den Kopf. Ganz langsam.
    »Mann, was ist mit Ihrem Kopf passiert?«, fragte José atemlos.
    »Er wurde benutzt, um meinen Körper daran hochzuhalten. « Er schluckte vorsichtig ein paar Mal. »Habt

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