Black Dagger 01 - Nachtjagd
Aspirin hab ich übrigens neben das Telefon gelegt. Dachte mir, du schaffst es wahrscheinlich nicht bis zur Kaffeemaschine. Nimm drei Tabletten, stell das Telefon ab und leg dich schlafen. Wenn was Aufregendes passiert, komm ich vorbei und hole dich.«
»Ich liebe dich, Schatzi.«
»Dann kauf mir einen Nerz und ein hübsches Paar Ohrringe zu unserem Hochzeitstag.«
»Sollst du haben.«
Nach zwei Versuchen schaffte er es, aufzulegen und schloss die Augen. Aspirin, und noch ein bisschen schlafen. Dann würde er sich vielleicht wieder wie ein Mensch fühlen.
Beth kritzelte ihre letzten Änderungen in einen Artikel über eine Welle von identischen Diebstählen. Der Text sah aus, als würde er bluten, so viele rote Korrekturen waren es. Das wurde langsam zur Gewohnheit. Dicks große Jungs wurden immer schlampiger, weil sie sich auf sie verließen. Und das waren nicht nur sachliche Fehler. Inzwischen machten sie auch so viele Grammatik – und Satzbaufehler, als hätten sie noch nie von der Chicagoer Stilfibel gehört.
Es machte ihr nichts aus, Korrektur zu lesen, wenn sie mit jemandem zusammenarbeitete. Solange dieser jemand sich wenigstens ein bisschen Mühe gab.
Beth legte den fertigen Artikel in ihren Postausgangskorb und konzentrierte sich auf den Computerbildschirm. Sie rief eine Datei auf, an der sie schon den ganzen Tag arbeitete.
Gut, also was wollte sie noch wissen?
Sie überflog ihren Fragenkatalog.
Werde ich tagsüber noch aus dem Haus gehen können? Wie oft muss ich trinken? Wie lange werde ich leben?
Ihre Finger flogen über die Tastatur.
Gegen wen kämpft ihr?
Und dann: Hast du eine …
Wie war das Wort noch mal? Shellan?
Stattdessen tippte sie Ehefrau.
O Gott, ihr Magen krampfte sich zusammen. Was würde Wrath antworten? Und selbst wenn er keine Frau hatte, von wem trank er dann? Und wie würde es sich anfühlen? Wenn er seinem Hunger nachgab?
Sie wusste instinktiv, es würde genauso sein wie der Sex. Halb-animalisch. Überwältigend. Danach wäre sie wahrscheinlich erschöpft und ausgelaugt.
Und vollkommen selig.
»Ganz bei der Arbeit, Randall?«, ertönte Dicks schleppende Stimme hinter ihr.
Schnell klickte sie die Liste weg und rief ihren Mail-Account auf. »Wie immer.«
»Ich habe da so ein Gerücht über dich gehört.«
»Ach ja?«
»Ja. Habe gehört, du bist mit diesem Mordkommissar ausgegangen, mit diesem O’Neal. Zweimal schon.«
»Na und?«
Dick beugte sich über ihren Schreibtisch. Heute trug sie einen hohen runden Ausschnitt, also gab es für ihn nicht viel zu sehen. Er richtete sich wieder auf.
»Nichts und. Gut gemacht. Verdreh ihm ein bisschen den Kopf. Sieh zu, was du von ihm kriegen kannst. Wir könnten eine Titelgeschichte über Polizeibrutalität gebrauchen, mit ihm als Aushängeschild. Weiter so, Randall. Ich könnte glatt noch auf die Idee kommen, dich zu befördern.«
Dick verschwand hoch erhobenen Hauptes, offenbar genoss er seine Rolle als Gönner.
Was für ein Arsch.
Ihr Telefon klingelte, und sie bellte ihren Namen in den Hörer.
Kleine Pause. »Herrin? Geht es Euch gut?« Der Butler.
»Entschuldigen Sie – ja, es geht mir gut.« Sie stützte den Kopf in die freie Hand. Nach der Begegnung mit Wrath und Tohr wirkte Dicks Version männlicher Überheblichkeit völlig aberwitzig.
»Wenn ich irgendetwas tun kann …«
»Nein, nein, alles in Ordnung.« Sie lachte. »Nichts, mit dem ich nicht schon früher fertig geworden wäre.«
»Ich sollte wahrscheinlich gar nicht anrufen«, die Stimme des Butlers wurde zum Flüstern. »Aber ich wollte nicht, dass Ihr unvorbereitet seid. Der Herr hat für heute Abend ein besonderes Abendessen bestellt. Ich dachte, ich könnte Euch vielleicht abholen, und wir finden ein Kleid für Euch.«
»Ein Kleid?«
Für eine Verabredung mit Wrath?
Die Idee war großartig, aber dann erinnerte sie sich daran, dass sie lieber vorsichtig mit ihren romantischen Interpretationen sein sollte. Sie wusste eigentlich überhaupt nicht, was in seiner Umgebung geschah.
Oder mit wem sonst da etwas geschah, um genau zu sein.
»Herrin, ich weiß, das ist vermessen von mir. Er wird Euch selbst benachrichtigen – «
In diesem Moment klopfte die zweite Leitung an ihrem Telefon an.
»Ich wollte nur, dass Ihr für heute Abend bereit seid.«
Die Nummer des Anrufers erschien auf dem Display. Wrath hatte sie die Ziffernfolge auswendig lernen lassen. Sie grinste wie ein Kind am Weihnachtsabend.
»Ich würde liebend gerne ein Kleid
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