Black Dagger 02 - Blutopfer
sie beruhigen.
Doch sie raffte ihr Kleid, als wollte sie gehen.
Mist, das hätte er nicht sagen sollen. Wenn sie die Braut eines dieser Gangster da drin war, würde sie erst recht verschwinden, wenn sie ihn für einen Gesetzeshüter hielt.
»Aber ich bin nicht dienstlich hier«, sagte er. »Keine Waffe, keine Marke.«
Sie ließ das Kleid wieder sinken und straffte die Schultern, als müsse sie Mut sammeln. Dann trat sie in einer flüssigen, anmutigen Bewegung vor. Butch hielt den Mund und versuchte krampfhaft, kleiner, weniger bedrohlich zu wirken.
»Normalerweise lässt er euch nicht hier herein«, sagte sie.
Ja, das konnte er sich lebhaft vorstellen, dass in diesem
Haus nicht oft Polizisten anzutreffen waren. »Ich warte auf … eine Freundin.«
Ihr Kopf neigte sich zur Seite. Als sie näher kam, wurde er von ihrer Schönheit fast geblendet. Ihre Gesichtszüge waren makellos, der Körper schlank und geschmeidig. Und dieses Parfüm – es drang in seine Nase, in seinen Geist. Sie roch so gut, dass seine Augen feucht wurden.
Sie war vollkommen unwirklich, dachte er. So rein. So schön.
Er hatte das Gefühl, sich erst die Zähne putzen und sich rasieren zu müssen, bevor er auch nur ein weiteres Wort zu ihr sagte.
Was, zum Henker, hatte sie hier bei diesen Ganoven zu suchen?
Butchs Herz verkrampfte sich bei der Vorstellung, wie wertvoll sie für diese Gangster sein könnte. Mein Gott, auf dem Sexmarkt konnte man tausende und abertausende von Dollars für nur eine Stunde mit einer solchen Frau verlangen.
Kein Wunder, dass die Bude so protzig eingerichtet war.
Marissa traute dem Menschen nicht, besonders in Anbetracht seiner Größe. Sie hatte schon so viele Geschichten über diese Spezies gehört. Darüber, wie sie die Vampire hassten und sie gnadenlos jagten.
Aber dieser hier schien sich die allergrößte Mühe zu geben, ihr keine Angst einzujagen. Er bewegte sich nicht; er wagte kaum zu atmen. Er starrte sie nur an.
Was etwas irritierend war, und zwar nicht nur, weil sie das nicht gewohnt war. Seine haselnussbraunen Augen glänzten in einem markanten Gesicht; er musterte sie eindringlich. Ihm entging nichts.
Dieser hier war klug. Klug und … traurig.
»Wie heißen Sie?«, fragte er leise.
Seine Stimme gefiel ihr. Tief und ruhig. Etwas rau an den Kanten, als wäre er immer ein bisschen heiser.
Sie war jetzt sehr nahe bei ihm, nur wenige Meter entfernt, daher blieb sie stehen.
»Marissa. Ich heiße Marissa.«
»Butch.« Er tippte sich auf die breite Brust. »Ähm … Brian O’Neal. Aber die Leute nennen mich Butch.«
Er streckte ihr die Hand entgegen. Dann zog er sie wieder zurück, rieb sie heftig an seiner Hose und bot sie ihr erneut an.
Sie verlor die Nerven. Ihn anzufassen war dann doch zu viel; sie machte einen Schritt zurück.
Langsam ließ er seine Hand wieder sinken. Er wirkte überhaupt nicht überrascht, dass sie ihn zurückgewiesen hatte, und er starrte sie immer noch an.
»Warum siehst du mich denn so an?« Sie hob die Hände an ihren Ausschnitt und versuchte, die Blöße zu bedecken.
Eine leichte Röte überzog seinen Hals bis hinauf zu den Wangen. »Entschuldigen Sie. Sie haben es vermutlich satt, immer von Männern angestarrt zu werden.«
Marissa schüttelte den Kopf. »Kein Mann sieht mich an.«
»Das fällt mir schwer zu glauben.«
Es stimmte. Alle hatten furchtbare Angst davor, was Wrath mit ihnen machen würde, wenn sie nur länger als einen Augenblick zu ihr hinsahen. Gott, wenn all diese anderen nur geahnt hätten, wie wenig sie von Wrath gewollt wurde.
»Weil …« Die Stimme des Menschen verlor sich. »O Mann, weil Sie einfach so … wahnsinnig … schön sind.«
Plötzlich hüstelte er trocken, als hätte er die Worte am liebsten wieder zurückgenommen.
Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn. Etwas lag
in seiner Stimme, was sie nicht genau zuordnen konnte. Ein schmerzlicher Unterton.
Er vergrub die Hand in seinem dichten, dunklen Haar. »Und jetzt halte ich einfach mal meine große Klappe. Bevor ich Sie noch mehr in Verlegenheit bringe.«
Sein Blick ruhte immer noch auf ihrem Gesicht.
Er hatte wirklich schöne Augen, fand sie. So warm. Und in ihnen lag eine sehnsüchtige Einsamkeit. Als wünschte er sich etwas, das er nicht bekommen konnte.
Dieses Gefühl kannte sie nur allzu gut.
Der Mensch lachte, ein Geräusch, das tief aus seiner Brust kam. »Und vielleicht höre ich auch mal auf, Sie so anzustarren. Wie wäre das zur Abwechslung?« Betreten
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