Black Dagger 02 - Blutopfer
flüsterte sie. »Hör auf.«
Der Riese nickte.
»Sei höflich, dann kannst du bei ihr bleiben.« Die Stimme des Mannes wurde weicher, als er Marissa ansah. »Sie ist gern in deiner Gesellschaft, und sie hat wirklich etwas Glück verdient. Über Beth reden wir später.«
Mr X fuhr Billy nach Hause, nachdem sie stundenlang durch die Stadt gefahren waren und sich unterhalten hatten.
Billys Vergangenheit war perfekt, und zwar nicht nur wegen seiner gewalttätigen Neigungen. Sein Vater war ihm genau das männliche Vorbild gewesen, wie Mr X es liebte. Ein komplett Wahnsinniger mit einem Gott-Komplex. Der Mann war ein ehemaliger Profi-Footballspieler, ein Riese, aggressiv und extrem ehrgeizig. Und er hatte Billy seit seiner Geburt schikaniert.
Nichts, was sein Sohn tat, war jemals gut genug. Mr X’ Lieblingsgeschichte war die, wie Billys Mutter gestorben war. Die Frau war eines Nachmittags völlig betrunken in den Swimmingpool gefallen. Billy hatte sie mit dem Gesicht nach unten treibend gefunden. Er hatte sie aus dem Wasser gezogen und versucht, sie selbst wiederzubeleben, bevor er den Notarzt rief. Im Krankenhaus dann, als sie mit einem Zettel am Zeh ins Leichenschauhaus geschoben wurde, hatte der ehrenwerte Herr Senator aus dem großartigen Staat New York behauptet, sein Sohn habe sie getötet. Seiner Ansicht nach hätte Billy sofort einen Krankenwagen rufen müssen, anstatt selbst einen kindischen Rettungsversuch zu starten.
Nicht, dass Mr X grundsätzlich dagegen war, die eigene Mutter umzubringen. Nur, dass in diesem Fall der Sohn ein ausgebildeter Rettungsschwimmer war, und er tatsächlich versucht hatte, der Frau das Leben zu retten.
»Ich hasse dieses Haus«, murmelte Riddle und betrachtete die wunderschön beleuchtete Fassade mit den Säulen und Fensterläden voller Verachtung.
»Zu blöd, dass du überall auf der Warteliste gelandet bist. Das College wäre der Weg in die Freiheit gewesen.«
»Tja, vielleicht wäre ich ja irgendwo angenommen worden. Wenn er mich nicht gezwungen hätte, mich nur bei den Eliteunis zu bewerben.«
»Und was willst du jetzt machen?«
Billy zuckte die Achseln. »Er will, dass ich ausziehe. Mir
einen Job besorge. Es ist nur … ich weiß einfach nicht, wo ich hingehen soll.«
»Sag mal, Billy, hast du eigentlich eine Freundin?«
Er lächelte, ein zaghaftes Zucken der Mundwinkel. »Ich habe mehrere.«
Ja, das konnte Mr X sich gut vorstellen, so gut, wie der Junge aussah. »Jemand Spezielles?«
Billy verdrehte die Augen. »Sie sind gut fürs Bett. Aber sie können mich einfach nicht in Ruhe lassen. Rufen immer an und wollen wissen, wo ich bin und was ich mache. Sie wollen zu viel und ich … äh …«
»Du was?«
Billys Augen verengten sich.
»Los, Junge. Du kannst mir doch alles erzählen.«
»Ich, also, ich mag es lieber, wenn sie nicht so leicht zu haben sind.« Er räusperte sich. »Ehrlich gesagt, es gefällt mir, wenn sie abhauen wollen.«
»Du fängst sie gerne wieder ein?«
»Ich will sie nehmen. Verstehen Sie, was ich meine?«
Mr X nickte. Noch ein Punkt, der für Riddle sprach. Keine familiären Bindungen. Keine emotionalen Bindungen. Und seine sexuellen Störungen würden durch die Aufnahmezeremonie ohnehin geregelt.
Riddle legte die Hand auf den Türgriff. »Jedenfalls vielen Dank, Sensei. Das war echt super.«
»Billy.«
Riddle sah ihn erwartungsvoll an. »Ja, Sensei?«
»Was würdest du davon halten, für mich zu arbeiten?«
Billys Augen leuchteten auf. »Sie meinen in der Kampfsportschule? «
»Etwas in der Art. Ich erzähle dir mal ein bisschen, was du dort zu tun hättest, und dann überlegst du es dir.«
13
Beth rollte sich herum und tastete nach Wrath. Dann fiel ihr wieder ein, dass er nach oben gegangen war.
Sie setzte sich vorsichtig auf, darauf gefasst, dass die Schmerzen wieder einsetzen würden. Als sie nichts spürte, stand sie auf. Sie war nackt und sah an sich herab. Alles schien noch genauso zu sein wie vorher. Sie machte ein paar Tanzschritte. Ihr Körper schien zu funktionieren.
Nur, dass sie nicht besonders gut sehen konnte.
Beth ging ins Badezimmer und nahm ihre Kontaktlinsen heraus. Sie konnte perfekt sehen.
Na, das ist doch auf jeden Fall mal ein Vorteil.
Wow. Fänge. Sie hatte Fänge.
Sie beugte sich zum Spiegel vor und tippte sich gegen die spitzen Eckzähne. Mit diesen Schätzchen zu essen, würde sicher ein bisschen Übung erfordern.
Einem Impuls folgend hob sie die Hände und krümmte die Finger zu Klauen.
Weitere Kostenlose Bücher