Black Dagger 02 - Blutopfer
nickte. »Wir fangen ganz von neuem an, du und ich. Und wir werden uns gegenseitig helfen, so wie es sein soll.«
»So wie es sein soll«, murmelte er zaghaft.
»Ich werde heute Nacht zu dir und deinen Brüdern kommen«, sagte sie. »Und die Zeremonie wird abgehalten werden. Wir werden einen Bund für dich schließen, und er wird richtig für dich sein, mein Krieger. Und wir werden es auf die richtige Art und Weise tun. Vorausgesetzt, die Frau nimmt dich.«
Er hatte das Gefühl, als lächle die Jungfrau der Schrift.
»Mein Vater sagte mir Euren Namen«, begann Wrath. »Ich möchte ihn benutzen, wenn Ihr es wünscht.«
»Bitte.«
»Dann werden wir uns dort sehen, Analisse. Alles wird vorbereitet sein.«
16
Billy Riddle betrat das Büro von Mr X in einem dunkelblauen Poloshirt und khakifarbenen Shorts. Er sah gebräunt, gesund, stark aus.
Flott, um ein altmodisches Wort aus Mr X’ Jugend zu verwenden.
»Sensei.« Billy verneigte den Kopf.
»Wie geht es dir, mein Junge?«
»Ich habe darüber nachgedacht.«
Mr X wartete auf die Antwort, selbst überrascht darüber, wie wichtig es ihm war, wie sie ausfiel.
»Ich möchte für Sie arbeiten.«
Mr X lächelte. »Das ist gut, mein Junge. Das ist sehr gut.«
»Also, was muss ich machen? Muss ich irgendwelche Formulare ausfüllen?«
»Ich fürchte, du musst ein bisschen mehr tun. Und die Kampfsportschule wird auch nicht direkt dein Arbeitgeber sein.«
»Aber Sie sagten doch –«
»Billy, es gibt noch ein paar mehr Dinge, die du verstehen musst. Und dann gibt es da noch das winzige Detail der Initiation.«
»Sie meinen so eine Art Aufnahmeritual oder eine Mutprobe ? Das ist kein Problem, ich habe schon ein paar hinter mir. Im Footballteam zum Beispiel.«
»Ein klein wenig härter wird es schon werden, fürchte ich. Aber keine Sorge, ich habe es auch überstanden, und ich bin mir sicher, dass du es auch überstehen wirst. Ich sage dir, was du alles mitbringen musst, und ich bleibe auch an deiner Seite. Die ganze Zeit.«
Omega in Aktion zu sehen, wollte man auf keinen Fall verpassen.
»Sensei, äh, ich …« Riddle räusperte sich. »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich Sie nicht enttäuschen werde.«
Mr X verzog den Mund zu einem Lächeln. Das war wirklich das Beste an seinem Job.
Er stand auf und ging auf Billy zu. Legte ihm eine Hand auf die Schulter, drückte zu und sah ihm unverwandt in die weit geöffneten blauen Augen.
Widerstandslos verfiel Billy in Trance.
Mr X beugte sich vor und entfernte vorsichtig Billys Diamantohrring. Dann nahm er das weiche Ohrläppchen zwischen die Finger und massierte es.
Seine Stimme war tief und leise.
»Ich will, dass du deinen Vater anrufst und ihm mitteilst, dass du ausziehst. Und zwar mit sofortiger Wirkung. Sag ihm, dass du eine Arbeit gefunden hast, und dass du an einem intensiven Ausbildungsprogramm teilnehmen wirst.«
Mr X nahm Riddle die Rolex ab, dann öffnete er den Kragen seines Polohemds etwas. Er griff nach der Platinkette, die Billy um den Hals trug, öffnete den Verschluss und zog sie Glied für Glied heraus, bis sie in seiner Hand
lag. Das Metall fühlte sich warm an, weil es auf seiner Haut gelegen hatte.
»Wenn du mit deinem Vater sprichst, wirst du ruhig bleiben, ganz gleich, was er zu dir sagt. Du wirst ihm versichern, dass deine Zukunft viel versprechend ist und dass du aus vielen Bewerbern für eine wirklich wichtige Aufgabe ausgewählt wurdest. Du wirst ihm sagen, dass er dich jederzeit auf dem Handy erreichen kann, dass er dich aber nicht persönlich treffen wird, da du auf Reisen gehst.«
Mr X fuhr Billy mit der Hand über die Brust und spürte die Lebenswärme, die vibrierende Jugend. So viel Kraft in diesem Körper, dachte er. Solch fabelhafte Stärke.
»Die Kampfsportschule wirst du mit keinem Wort erwähnen. Auch meine Identität wirst du nicht preisgeben. Und du wirst ihm nicht erzählen, dass du bei mir wohnen wirst.« Mr X sprach direkt in Billys Ohr. »Du wirst deinem Vater sagen, dass dir all die schlimmen Dinge leid tun, die du getan hast. Du wirst ihm sagen, dass du ihn liebst. Und dann werde ich dich abholen und mitnehmen.«
Als Billy in friedlicher Kapitulation aufseufzte, erinnerte sich Mr X an seine eigene Aufnahmezeremonie. Einen flüchtigen Moment lang wünschte er sich, er hätte damals vor all diesen Jahrzehnten sorgfältiger über das Angebot nachgedacht, das er da annahm.
Dann wäre er jetzt ein alter Mann. Ein alter Mann mit Enkelkindern vielleicht, falls er
Weitere Kostenlose Bücher