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Black Dagger 02 - Blutopfer

Black Dagger 02 - Blutopfer

Titel: Black Dagger 02 - Blutopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Tür öffnete. »Du bist alles, was mir geblieben ist, Marissa. Verlang nicht von mir, untätig mit anzusehen, wie du dich selbst zerstörst.«
    »Havers!«
    Die Tür schlug zu.

    Mit grimmiger Entschlossenheit folgte sie ihm in den Korridor. »Havers!«
    Er stand schon am Treppenabsatz und wandte sich nicht zu ihr um. Heftig wedelte er mit den Händen in der Luft, als wolle er sie verscheuchen.
    Sie ging zurück in ihr Zimmer und setzte sich vor ihre Frisierkommode. Es dauerte lange, bis sie endlich wieder richtig Luft bekam.
    Havers Wut war verständlich, doch gleichzeitig erschreckte sie die Intensität. Nie hatte sie ihren Bruder in einem solchen Zustand gesehen. Es war klar, dass es keine Aussprache geben würde, bis er sich nicht beruhigt hatte.
    Morgen würde sie mit ihm sprechen. Sie würde ihm alles erklären, selbst den neuen Mann, den sie getroffen hatte.
    Neugierig betrachtete sie sich im Spiegel und dachte daran, wie der Mensch sie berührt hatte. Sie hob die Hand hoch und spürte ihn wieder an ihrem Finger saugen. Sie wollte mehr davon.
    Ihre Fänge verlängerten sich etwas.
    Wie wohl sein Blut schmecken würde?
     
    Nachdem er Beth im Bett ihres Vaters zur Ruhe gebettet hatte, ging Wrath in seine Kammer und zog sich ein weißes Hemd und eine lange, weite weiße Hose an. Er nahm eine Kette aus großen schwarzen Perlen aus einer Ebenholzkiste und kniete sich neben seinem Bett auf den Fußboden, das Gewicht auf die Fersen verlagert. Dann legte er sich die Kette um, legte die Hände mit den Handflächen nach oben auf die Oberschenkel und schloss die Augen.
    Er atmete tief und regelmäßig, und langsam erwachten seine Sinne zum Leben. Er konnte Beth im gegenüberliegenden Zimmer hören, wie sie sich umdrehte, seufzte und den Kopf im Kissen vergrub. Der Rest des Hauses war einigermaßen still, nur leichte Schwingungen waren zu hören.
Einige der Brüder wollten sich in den oberen Schlafzimmern hinlegen, man vernahm das Schlurfen ihrer Füße.
    Er hätte wetten können, dass Butch und V immer noch über Baseball sprachen.
    Wrath musste lächeln. Der Mensch war wirklich ein ganz besonderes Exemplar seiner Spezies. Einer der angriffslustigsten Männer, denen er jemals begegnet war.
    Und was hatte es mit Marissas Gefühlen für ihn auf sich? Sie alle würden abwarten müssen, was daraus wurde. Eine Beziehung zu einem Angehörigen der anderen Spezies zu haben, war immer gefährlich. Sicher, die Brüder schliefen mit vielen menschlichen Frauen, aber da ging es immer nur um eine Nacht. Die Erinnerung konnte leicht gelöscht werden. Kamen erst einmal Gefühle ins Spiel, und es verging mehr Zeit, dann war es schon schwieriger, das menschliche Gedächtnis wieder sauber zu schrubben. Einzelheiten begannen, hängen zu bleiben. Kamen später wieder zum Vorschein und brachten Leute in Schwierigkeiten.
    Egal, vielleicht wollte Marissa nur mit dem Kerl spielen und ihn dann aussaugen. Was völlig in Ordnung war. Doch bis sie ihn tötete oder für sich behielt, wollte Wrath ein Auge auf die Sache haben.
    Wrath konzentrierte seinen Gedankenfluss und begann, in der alten Sprache zu singen und sich durch die Töne in Trance zu versetzen. Erst klang sein Gesang noch etwas eingerostet, und er stolperte über die Silben. Das letzte Mal, als er die Gebete vorgetragen hatte, war er neunzehn oder zwanzig Jahre alt gewesen. Er wurde von der Erinnerung abgelenkt, wie sein Vater neben ihm gesessen und ihm die Worte vorgesprochen hatte. Doch er zwang sich dazu, seinen Kopf von allen Gedanken zu befreien.
    Die Perlen erwärmten sich auf seiner Brust.
    Und dann fand er sich in einem Garten wieder. Die italienisch anmutende Architektur leuchtete weiß; der Marmorbrunnen,
die Marmorsäulen, der Marmorfußboden, alles war von einem blassen Schimmer überzogen. Den einzigen Farbspritzer stellte ein Schwarm Singvögel dar, die in einem weißen Baum saßen.
    Er hörte auf zu singen und stand auf.
    »Es ist lange her, Krieger.« Eine hoheitsvolle weibliche Stimme erklang hinter ihm.
    Er drehte sich um.
    Die winzige Gestalt, die sich ihm näherte, war von Kopf bis Fuß in schwarze Seide gehüllt. Kopf und Gesicht waren bedeckt, Hände und Füße, alles. Sie bewegte sich gleitend, schwebte einfach durch die stille Luft. Ihre Anwesenheit ließ Beklemmung in ihm aufsteigen
    Wrath verneigte den Kopf. »Jungfrau der Schrift, ich hoffe, es geht Euch gut?«
    »Noch wichtiger ist, wie es dir ergangen ist, mein Krieger. Du bist gekommen, um eine

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