Black Dagger 02 - Blutopfer
sah auf und seine Kehle zog sich zusammen. Er hatte seine Eltern nicht retten können, es bereitete ihm schon Mühe, sich Beth gegenüber anständig zu benehmen. Und jetzt wollte die Jungfrau der Schrift, dass er für seine ganze verwünschte Spezies verantwortlich war?
»Was sagst du dazu, Krieger?«
Als ob er nein sagen könnte. »Wie Ihr wünscht, Jungfrau der Schrift.«
»Das ist mein Befehl, Krieger. Es ist nicht mein Wunsch und auch nicht der Gefallen, um den ich dich bitten will.« Sie stieß ein erschöpftes Seufzen aus. »Steh auf. Deine Knöchel bluten auf den Boden.«
Er erhob sich und richtete den Blick auf sie. Immer noch schwieg er, in Erwartung weiterer Bedingungen von ihrer Seite.
In scharfem Ton sprach sie weiter. »Du verspürst keinen Wunsch, König zu sein. Das ist allzu offensichtlich. Doch du hast diese Verpflichtung geerbt, und es wird Zeit für dich, dein Erbe anzutreten.«
Wrath fuhr sich mit der Hand durchs Haar, Angst stieg in ihm auf und verspannte seine Muskeln.
Die Stimme der Jungfrau der Schrift wurde weicher, zumindest ein wenig. »Sorge dich nicht, Krieger. Ich werde dich deinen Weg nicht allein suchen lassen. Du wirst zu mir kommen, und ich werde dir helfen. Deine Ratgeberin zu sein, ist Teil meiner Aufgabe.«
Und das war eine gute Sache, denn er würde ihre Hilfe dringend brauchen. Er hatte keinen Schimmer, wie man herrschte. Er konnte auf hundert verschiedene Arten töten, konnte sich in jeder Schlacht bewähren, konnte einen kühlen Kopf bewahren, wenn die ganze Welt in Flammen stand. Aber vor tausend seiner Leute zu sprechen? Sein Magen drehte sich um, wenn er nur daran dachte.
»Krieger?«
»Ja. Ich werdet mich an Euch wenden.«
»Aber das ist immer noch nicht der Gefallen, den du mir schuldig bist.«
»Was ist –« Wieder strich er sich durch die Haare. »Verzeiht. «
Sie lachte leise. »Du lernst schnell.«
»Das muss ich wohl auch.« Wenn er König würde.
Die Jungfrau der Schrift schwebte näher zu ihm heran und er roch Flieder. »Streck deine Hand aus.«
Er gehorchte.
Die schwarzen Falten bewegten sich, als sie den Arm anhob. Etwas fiel in seine Hand. Ein Ring. Ein schwerer Goldring mit einem Rubin in der Größe einer Walnuss. Er war so heiß, dass er das Schmuckstück beinahe fallen ließ.
Der Rubin der Nacht.
»Du wirst ihn deiner neuen Gefährtin geben. Und ich werde an der Zeremonie teilnehmen.«
Wrath umklammerte das Geschenk so fest, dass es ihm in die Handfläche schnitt. »Ihr erweist uns eine große Ehre.«
»Ja, aber ich komme noch aus einem anderen Grund.«
»Der Gefallen.«
Sie lachte. »Ganz recht. So ist es gut – eine Frage in Form einer Feststellung. Geh nun, Krieger. Geh zu deiner Frau. Hoffen wir, dass sie sich als die richtige Wahl erweist.«
Die Gestalt wandte sich um und entfernte sich.
»Jungfrau der Schrift?«
»Wir haben nichts mehr zu besprechen.«
»Ich danke Euch.«
Sie blieb am Brunnen stehen.
Schwarzer Stoff wogte, als sie die Hand nach dem herabstürzenden Wasser ausstreckte. Als die Seide zurückfiel, wurde ein gleißendes Licht enthüllt, als glühten ihre Knochen unter durchsichtiger Haut. Sobald sie das Wasser berührte, entsprang ein Regenbogen, der sich über den gesamten Garten erstreckte.
Wrath zischte vor Schreck, als er plötzlich ganz klar sehen konnte. Der Garten, die Säulen, die Farben, sie selbst, alles wurde plötzlich gestochen scharf. Er heftete seinen Blick auf den Regenbogen. Gelb, Orange, Rot, Violett, Blau, Grün. Die Farben leuchteten so hell wie Edelsteine, sie durchschnitten die Luft. Und doch schmerzte ihn ihre strahlende Schönheit nicht. Er trank den Anblick in tiefen Zügen, umfing ihn mit allen Sinnen, hielt ihn im Herzen fest.
Die Jungfrau der Schrift sah ihn an und ließ die Hand wieder sinken. Sofort verlöschten die Farben und sein Augenlicht schwand.
Sie hatte ihm ein Geschenk gemacht. So wie sie ihm den Ring für Beth gegeben hatte.
»Du hast recht«, sagte sie sanft. »Ich hatte gehofft, dir näher zu sein. Deinen Vater und mich verknüpfte ein enges Band. Diese einsamen Jahrhunderte waren lang und schwer für mich. Niemand betete, niemand sang, die
Geschichte wurde nicht bewahrt. Ich bin nutzlos. Vergessen. «
»Doch viel schlimmer noch«, fuhr sie fort. »Ich kann in die Zukunft sehen, und sie ist düster. Das Überleben der Unsrigen ist beileibe nicht gesichert. Du allein wirst es nicht schaffen können, Krieger.«
»Ich werde lernen, um Hilfe zu bitten.«
Sie
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