Black Dagger 02 - Blutopfer
ganze Gruppe wurde plötzlich in grelles Scheinwerferlicht getaucht.
Eine unauffällige Limousine hielt mit quietschenden Reifen an, und zwei Männer sprangen mit gezogener Waffe heraus.
»Polizei. Hände hoch. Sie da in dem Auto, aussteigen.«
Wrath beobachtete, wie die Fahrertür sich öffnete. Die Gestalt, die ausstieg, war riesengroß und gewaltig. Und unter dem Duft des Talkums sandte der Lesser den Gestank des Bösen aus.
Während er gelassen seine Hände hob, starrte er unverwandt auf die Insignien auf Wraths Jacke. »O mein Gott. Ich dachte, du wärst ein Mythos. Der Blinde König.«
Wrath fletschte die Fänge. »Nichts von dem, was du über mich gehört hast, ist ein Mythos.«
Die Augen des Lesser blitzten. »Ich bin entzückt.«
»Und mir bricht es das Herz, dass wir uns schon wieder trennen müssen. Aber wir werden dich und deinen neuen Rekruten wiedersehen. Schon bald.«
Wrath nickte Vishous zu, löschte die Erinnerung der Menschen und dematerialisierte sich.
Ehrfürchtig stand Mr X da.
Der Blinde König lebte.
Seit Jahrhunderten kursierten Geschichten über ihn, eigentlich eher Legenden, doch seit Mr X der Gesellschaft beigetreten war, hatte es keine bestätigte Sichtung mehr gegeben. Es gab sogar jede Menge Gerüchte, dass der königliche Krieger gestorben war. Gerüchte, die vor allem auf dem Zerfall der Vampirgesellschaft beruhten.
Aber nein, der König war am Leben.
Lieber Himmel. Das wäre eine würdige Trophäe für Omegas Altar.
»Ich hab euch doch gesagt, dass er kommt«, hörte er Billy eben zu den Polizisten sagen. »Er ist mein Kampfsportlehrer. Warum habt ihr uns angehalten?«
Die Beamten steckten die Waffen wieder weg, ließen Mr X aber nicht aus den Augen.
»Dürften wir einen Ausweis von Ihnen sehen, Sir?«, fragte einer.
Mr X lächelte und reichte ihm seinen Führerschein. »Billy und ich wollten bloß was essen gehen und vielleicht danach noch ins Kino.«
Der Mann verglich das Foto mit seinem Gesicht. »Hier, Mr Xavier, Ihr Führerschein. Entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten.«
»Kein Problem, Officer.«
Mr X und Billy stiegen wieder in den Wagen.
Riddle fluchte. »Was für Idioten. Warum haben die uns angehalten?«
Weil wir von zwei Vampiren überfallen wurden, dachte Mr X. Du kannst dich bloß nicht mehr daran erinnern, genau wie die beiden Trottel mit den Dienstmarken.
Vertrackte Psychospielchen. Gewitzt und vertrackt.
»Was macht denn die Polizei hier?« erkundigte sich Mr X, während er den Gang wieder einlegte.
»Mein Dad hat schon wieder eine Drohung von Terroristen bekommen, deshalb will er Washington für eine Weile meiden. Er kommt heute Abend nach Hause, und die werden sich deswegen überall hier herumtreiben, bis er wieder zurückfährt.«
»Hast du mit deinem Vater gesprochen?«
»Ja. Er wirkte sogar erleichtert.«
»Das kann ich mir gut vorstellen.«
Billy griff in seinen Seesack. »Ich habe dabei, was ich mitbringen sollte.«
Er hielt eine Keramikvase mit weitem Hals und Deckel hoch.
»Das ist gut, Billy. Die Größe ist genau richtig.«
»Was kommt denn da rein?«
Mr X lächelte. »Das wirst du schon noch früh genug erfahren. Hast du Hunger?«
Billy schüttelte den Kopf. »Ich bin zu aufgedreht zum Essen.« Dann klatschte er in die Hände und streckte seine Muskeln. »Nur damit Sie’s wissen: Ich gehe nicht so schnell zu Boden. Was auch immer heute Nacht passiert, ich schaffe das schon.«
Das werden wir noch sehen, dachte Mr X. Die Zeremonie würde in seiner Scheune abgehalten werden, und sein Foltertisch würde ihnen dabei gute Dienste leisten. So konnte er Billy besser fixieren.
Als nach und nach die Stadt hinter ihnen verschwand und sie in ländlichere Gegenden kamen, breitete sich ein Lächeln auf Mr X’ Gesicht aus.
Der Blinde König.
In Caldwell.
Mr X warf Billy einen Seitenblick zu.
In Caldwell und auf der Suche nach Billy.
Warum wohl?
21
Beth hatte wieder Wellsies Kleid angezogen. Und sie war hingerissen.
»Ich habe keine Schuhe«, meinte sie zögerlich.
Wellsie nahm eine weitere Haarnadel aus ihrem Mund und steckte sie in Beths tief im Nacken sitzenden Haarknoten.
»Du sollst gar keine tragen. Also, dann lass dich mal ansehen. «
Wellsie lächelte, als Beth durch das Zimmer ihres Vaters tanzte, den roten Satin des Kleides um sich schwingend wie lodernde Flammen.
»Ich werde weinen müssen.« Wellsie bedeckte ihren Mund mit der Hand. »Ich weiß es jetzt schon. Sobald er dich sieht, werde ich
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