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Black Dagger 03 - Ewige Liebe

Black Dagger 03 - Ewige Liebe

Titel: Black Dagger 03 - Ewige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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sie nach Hause kam, schloss sie die Tür hinter sich, lehnte sich mit dem Rücken an das Holz und lauschte der Stille. Der furchtbaren, niederschmetternden Stille.
    O Gott, sie wollte zurück in das Büro der Hotline. Sie musste unbedingt die sanften Stimmen der Mitarbeiter hören. Und das Klingeln der Telefone. Und das Summen der Neonröhren an der Decke …
    Denn ohne Ablenkung tauchten schauerliche Bilder vor ihrem geistigen Auge auf: Krankenhausbetten. Nadeln. Infusionsschläuche. Plötzlich sah sie sich selbst vor ihrem inneren Auge: die Haare ausgefallen, die Haut grau und die Augen tief in den Höhlen versunken. Sie sah gar nicht mehr aus wie sie selbst; sie war nicht mehr sie selbst.

    Und sie erinnerte sich gut an das Gefühl, kein Mensch mehr zu sein. Allzu schnell war sie nach dem Beginn der Chemotherapie zu einem zerbrechlichen Wrack geworden, dem Tod näher als dem Leben, bis sie nur mehr ein armseliges, erschreckendes Mahnmal menschlicher Sterblichkeit war, eine Erinnerung an die Endlichkeit des Lebens.
    Mary schoss quer durch ihr Wohnzimmer in die Küche und riss die Schiebetür auf. Als sie in die Nacht hinausstürmte, nahm die Angst ihr den Atem, doch die eiskalte Luft verlangsamte ihren Puls etwas.
    Du weißt nicht, ob etwas nicht in Ordnung ist. Du weißt gar nicht, was los ist …
    Wieder und wieder sagte sie ihr Mantra auf und versuchte verzweifelt, die hysterische Panik einzudämmen. Sie ging zu dem kleinen Swimmingpool im Garten.
    Eigentlich war es nicht mehr als eine große Badewanne. Das Wasser, durch die Kälte dick und träge geworden, sah im Mondlicht aus wie schwarzes Öl. Mary setzte sich, zog Schuhe und Strümpfe aus und ließ die Beine in das eisige Wasser baumeln. Sie hielt sie untergetaucht, selbst als sie schon taub wurden, und wünschte, sie könnte sich überwinden hineinzuspringen und bis zu dem Gitter am Boden zu tauchen. Wenn sie sich daran nur lange genug festklammerte, könnte sie sich vielleicht vollständig betäuben.
    Sie musste wieder an ihre Mutter denken. Und wie Cissy Luce in ihrem eigenen Bett in dem Haus gestorben waren, das sie beide immer als Zuhause bezeichnet hatten.
    Jede Einzelheit dieses Schlafzimmers war ihr noch gegenwärtig : Wie das Licht durch die Spitzengardinen gefallen war und ein Schneeflockenmuster auf alle Gegenstände gezeichnet hatte. Die blassgelben Wände und der helle Teppichboden. Die Bettdecke, die ihre Mutter so geliebt hatte, die cremefarbene mit den winzigen rosa Röschen. Der Geruch von Muskatnuss und Ingwer in einer Schale. Das Kruzifix
über dem Kopfende des Bettes und die große Madonnenstatue in der Ecke.
    Die Erinnerungen schmerzten, deshalb zwang Mary sich dazu, sich den Raum vorzustellen, wie er danach gewesen war. Als alles vorbei war, die Krankheit, das Sterben, das Saubermachen, der Verkauf des Hauses. Sie sah das Zimmer vor sich, an dem Tag, als sie auszog. Ordentlich. Aufgeräumt. Die katholischen Trostpflaster ihrer Mutter entfernt, der schwache Schatten, den das Kreuz an der Wand hinterlassen hatte, überdeckt von einem gerahmten Andrew-Wyeth-Druck.
    Sie konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie kamen langsam und unaufhaltsam und tropften ins Wasser. Mary sah ihnen zu, wie sie auf die Oberfläche trafen und versanken.
    Als sie aufsah, war sie nicht mehr allein.
    Erschrocken sprang sie auf die Füße und taumelte rückwärts, doch dann fing sie sich wieder und rieb sich die Augen trocken. Es war nur ein Junge. Ein Teenager. Dunkelhaarig, blasshäutig. Völlig abgemagert, und so schön, dass er nicht menschlich wirkte.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie ohne große Angst. Vor jemandem, der so engelsgleich aussah, konnte man sich nur schwer fürchten. »Wer bist du?«
    Er schüttelte nur den Kopf.
    »Hast du dich verlaufen?« So sah er jedenfalls aus. Und es war viel zu kalt, um hier nur in Jeans und T-Shirt herumzustehen. »Wie heißt du?«
    Er hob eine Hand an den Hals und schüttelte erneut den Kopf. Als wäre er ein Ausländer und frustriert, weil er die Sprache nicht beherrscht.
    »Sprichst du Englisch?«
    Er nickte und plötzlich flogen seine Hände durch die Luft. Zeichensprache. Er benutzte Zeichensprache.

    Sofort fühlte Mary sich in ihr altes Leben zurückversetzt, als sie ihren autistischen Patienten beigebracht hatte, sich mit den Händen mitzuteilen.
    Kannst du von den Lippen ablesen, oder kannst du hören ?, bedeutete sie ihm.
    Er erstarrte, als hätte er nicht im Traum damit gerechnet, dass sie

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