Black Dagger 03 - Ewige Liebe
Jahre töten zu können, hatte er geglaubt zu wissen, was er aufgab und was er dafür bekam. Der Deal war ihm mehr als fair erschienen.
Und noch drei Jahre lang war es dabei geblieben. Die Impotenz hatte ihn nicht weiter belastet, denn die eine Frau, die er wollte, war tot. Nicht zu essen und zu trinken war gewöhnungsbedürftig gewesen, aber er war auch nie besonders verfressen oder versoffen gewesen. Und seine alte Identität loszuwerden, kam ihm damals gerade recht, da die Polizei nach ihm fahndete.
Die Habenseite war ihm absolut überzeugend erschienen. Die neue Körperkraft hatte seine Erwartungen sogar noch übertroffen. Als er noch als Türsteher zu Hause in Sioux City gearbeitet hatte, war er schon ein beinharter Schläger gewesen. Doch als Omega mit ihm fertig gewesen war, hatte O eine unmenschliche Spannkraft in Armen, Beinen und Brust gespürt. Und er hatte es genossen, sie einzusetzen.
Ein weiterer Vorteil war die finanzielle Unabhängigkeit. Die Gesellschaft gab ihm alles, was er benötigte, um seine Arbeit zu machen. Sie deckte die Kosten für Haus, Truck, Waffen und Kleidung sowie seine elektronischen Spielzeuge. Er konnte unbelastet seine Beute jagen.
Zumindest war das in den ersten Jahren so gewesen. Als Mr X das Kommando übernahm, hatte diese Autonomie ein Ende gefunden. Jetzt gab es morgendliche Appelle. Eskadrons, Quoten.
Und Besuche von Omega.
O stieg in die Dusche und wusch sich das Zeug aus den Haaren. Während er sich abtrocknete, ging er wieder zum
Spiegel und musterte sein Gesicht. Seine Iris, einst braun wie seine Haare, wurden langsam grau.
In etwa einem Jahre wäre alles, was ihn einmal ausgemacht hatte, verschwunden.
Er räusperte sich. »Mein Name ist David Ormond. David. Ormond. Sohn von Bob und Lilly Ormond. Ormond.«
Gott, der Name klang seltsam aus seinem Mund. Und in seinem Kopf hörte er immer nur Mr Xs Stimme, die ihn Mr O nannte.
Ein überwältigendes Gefühl überkam ihn, Furcht und Trauer gleichzeitig. Er wollte zurück. Er wollte … zurück, ungeschehen machen, ausradieren, was ihm geschehen war. Das Geschäft mit seiner Seele war nur scheinbar gut gewesen. In Wirklichkeit war es eine besondere Form der Hölle. Er war ein lebendes, atmendes, mordendes Gespenst. Kein Mensch mehr, sondern ein Ding.
Mit zitternden Händen zog O sich an und sprang in seinen Truck. Als er in der Innenstadt ankam, war er schon jenseits von logischem Denken. Er parkte auf der Trade Street und wanderte durch die Gassen. Es dauerte eine Weile, bis er gefunden hatte, was er suchte.
Eine Hure mit langem, dunklem Haar. Die, solange sie den Mund nicht aufmachte, eine gewisse Ähnlichkeit mit seiner Jennifer hatte.
Er steckte ihr fünfzig Mäuse zu und zog sie hinter einen Müllcontainer.
»Ich will, dass du mich David nennst«, begann er.
»Aber klar doch.« Sie lächelte, machte ihre Jacke auf und zeigte ihm ihre nackte Brust. »Wie willst du mich denn –«
Er presste ihr eine Hand auf den Mund und fing an zuzudrücken. Er hörte nicht auf, bis ihre Augen fast aus dem Kopf traten.
»Sag meinen Namen«, befahl er.
Dann lockerte O seinen Griff und wartete. Als sie nichts
weiter tat als zu hyperventilieren, nahm er sein Messer heraus und hielt es ihr an die Kehle.
»Sag meinen Namen.«
»David«, flüsterte sie.
»Sag mir, dass du mich liebst.« Als sie zögerte, ritzte er die Haut an ihrem Hals mit der Klinge. Blut quoll hervor und rann an dem schimmernden Metall herab. »Sag es.«
Ihre Hängebrüste, so ganz anders als die von Jennifer, hoben und senkten sich. »Ich … ich liebe dich.«
Er schloss die Augen. Die Stimme war völlig falsch.
Das war einfach nicht das, was er brauchte.
Os Wut steigerte sich, bis er sie nicht mehr kontrollieren konnte.
16
Rhage stieß die Hantel von der Brust ab, Zähne gefletscht, zitternd, schweißüberströmt.
»Und zehn«, rief Butch.
Schnaufend setzte Rhage das Gewicht auf der Aufhängung über ihm ab, sie ächzte unter dem Gewicht der scheppernden Scheiben.
»Pack noch mal fünfzig drauf.«
Butch beugte sich über die Stange. »Du hast doch schon fünf fünfundzwanzig drauf, Mann.«
»Und ich brauche noch fünfzig.«
Haselnussbraune Augen verengten sich. »Immer locker, Hollywood. Wenn du deine Brustmuskeln schreddern willst, bitte sehr, aber reiß mir dann nicht den Kopf ab.«
»Sorry.« Er setzte sich auf und schüttelte die brennenden Arme. Es war neun Uhr morgens, er und der Cop waren seit sieben an den Gewichten. Es gab kein
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