Black Dagger 03 - Ewige Liebe
aufgetischt.
»Du brauchst nichts zu sagen. Ich hätte gar nicht davon anfangen sollen. Eigentlich wollte ich nur sagen, ich bin froh, dass du hier bist. Als Freund. Und die Fahrt in deinem
Auto hat mir wirklich sehr gut gefallen. Und es macht Spaß, einfach mit dir zusammen zu sein. Mehr brauche ich nicht von dir, ehrlich. Du bist ein echt guter Kumpel.«
Rhage sog hörbar die Luft ein. In seinem gesamten Erwachsenenleben hatte ihn noch nie eine Frau als Freund bezeichnet. Oder seine Gesellschaft aus einem anderen Grund als Sex gesucht.
In der Alten Sprache flüsterte er: »Die Worte versagen mir den Dienst, meine Angebetete. Denn kein Laut aus meinem Mund kann deiner würdig sein.«
»Was für eine Sprache war denn das?«
»Die Sprache meiner Kindheit.«
Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn. »Es klingt fast wie Französisch, aber nicht ganz. Irgendwas Slawisches scheint auch mit drin zu sein. Ist das Ungarisch?«
Er nickte. »Im Prinzip ja.«
»Und was hast du gesagt?«
»Ich bin auch gern mit dir zusammen.«
Sie lächelte und legte den Kopf auf die Lehne.
Sobald er sicher war, dass sie tief und fest schlief, öffnete er den Seesack und vergewisserte sich, dass die Waffen alle geladen waren. Dann ging er durch das ganze Haus und machte alle Lichter aus. Als es stockdunkel war, gewöhnten seine Augen sich an die Finsternis, und seine Sinne wurden noch schärfer.
Er suchte den Wald hinter dem Haus ab. Und die Wiese auf der rechten Seite. Das große Bauernhaus dahinter. Die Straße vor der Tür.
Er lauschte, folgte den Schritten der Tiere im Gras und hörte den Wind, der an den Holzschindeln entlangstrich. Als die Außentemperatur absank, siebte er das Knarren und Quietschen des Hauses heraus und forschte nach Anzeichen für einen Einbruch. Er schlich herum, von Zimmer zu Zimmer, bis er glaubte, zerspringen zu müssen.
Wieder checkte er sein Handy. Es war an, der Klingelton eingeschaltet. Empfang hatte es auch.
Er fluchte und wanderte weiter.
Der Film war zu Ende. Er startete ihn neu, für den Fall, dass sie aufwachte und wissen wollte, warum er immer noch da war. Dann machte er noch einen Rundgang durch den ersten Stock.
Als er zurück ins Wohnzimmer kam, rieb er sich die Stirn und spürte Schweiß auf seiner Handfläche. Ihr Haus war wärmer, als er es gewohnt war. Oder vielleicht stand er auch zu sehr unter Strom. So oder so war ihm zu heiß, und er zog die Jacke aus und legte seine Waffen und das Handy oben auf den Seesack.
Während er sich die Ärmel hochkrempelte, stand er über sie gebeugt und betrachtete sie und ihr langsames, gleichmäßiges Atmen. Sie wirkte so klein auf diesem Sofa, noch kleiner als sonst, da ihre starken grauen Kriegeraugen hinter Lidern und Wimpern verborgen waren. Er setzte sich neben sie und bettete sanft ihren Kopf in seine Armbeuge.
Im Vergleich zu ihm wirkte sie winzig.
Sie regte sich, hob den Kopf. »Rhage?«
»Schlaf weiter«, flüsterte er und drückte sie an seine Brust. »Ich will dich nur festhalten. Mehr mache ich nicht.«
Er sog ihr Seufzen tief in sich ein und schloss die Augen, als ihr Arm sich um seine Taille legte.
Alles war so ruhig. Ruhe im Haus. Ruhe draußen.
Er hatte den albernen Impuls, sie zu wecken und umzubetten, nur, damit er noch einmal spüren konnte, wie sie sich an ihn kuschelte.
Doch er tat es nicht. Stattdessen konzentrierte er sich auf das Heben und Senken ihrer Brust und begann, im selben Rhythmus zu atmen.
So … friedlich.
So ruhig.
20
Als John Matthew Moe’s Diner verließ, in dem er als Aushilfe arbeitete, machte er sich Sorgen um Mary. Sie war nicht zu ihrer Donnerstagsschicht bei der Hotline erschienen, was schon sehr ungewöhnlich war. Er hoffte, sie wäre heute da. Da es jetzt halb eins war, würde sie in einer halben Stunde Feierabend machen. Also konnte er sie auf jeden Fall noch erwischen. Vorausgesetzt, sie hatte gearbeitet.
Er ging, so schnell er konnte, und legte die sechs schmutzigen Straßenblocks bis zu seiner Wohnung in etwa zehn Minuten zurück. Der Heimweg verlief völlig ereignislos, und in seinem Haus war wie üblich die Hölle los. Als er vor der Tür ankam, hörte er einige Männer, die sich mit schwerer Zunge stritten. Ihre betrunkenen Beleidigungen waren anzüglich, farbenfroh und unlogisch. Eine Frau überbrüllte wummernde Musik. Die wütende, männliche Antwort klang für John nach jemandem, der Waffen zu Hause hatte.
Blitzschnell schoss er durch die Lobby und die
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