Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen

Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen

Titel: Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
Wasser zu halten. Warum hatte er den Sklaven nicht einfach losgelassen?
    Nur ein Blutsband konnte eine solche Selbstlosigkeit hervorbringen.

    »Ihr seid mein Bruder?«, murmelte der Sklave durch die zerstörte Lippe. »Ich bin wirklich und wahrhaftig von Eurem Blut?«
    »Ja. Ich bin dein Zwillingsbruder.«
    Plötzlich begann der Sklave wieder zu zittern. »Das ist unwahr. «
    »Es ist wahr.«
    Eine seltsame Furcht befiel den Sklaven und ließ ihn erschauern. Trotz der offenen Wunden an seinem ganzen Körper rollte er sich zusammen. Nie war ihm der Gedanke gekommen, er könne etwas anderes als ein Sklave sein, er könnte eine Möglichkeit gehabt haben, ein völlig anderes Leben zu führen … als Mann, nicht als Eigentum.
    Vor und zurück schaukelte sich der Sklave dort im Staub. Als er damit aufhörte, sah er wieder den Krieger an. Was war mit seiner Familie? Warum war das geschehen? Wer war er? Und …
    »Wisst Ihr, ob ich einen Namen hatte?«, flüsterte der Sklave. » Gab man mir einen Namen?«
    Der Atem des Kriegers rasselte, als wäre jede einzelne seiner Rippen gebrochen.
    »Dein Name ist Zsadist.« Sein Atem ging immer schwerer und schwerer, bis er die Worte her vorbrachte: »Du bist der Sohn des … Ahgony, eines großen Kriegers. Du bist der geliebte Sohn unserer … Mutter Naseen.«
    Dann stieß der Krieger ein klägliches Schluchzen aus und ließ den Kopf in die Hände sinken.
    Er weinte, und der Sklave sah zu.
     
    Zsadist schüttelte den Kopf und dachte an die stillen Stunden, die darauf gefolgt waren. Phury und er hatten die meiste Zeit damit verbracht, einander schweigend zu betrachten. Beide waren sie in schlechter Verfassung gewesen, doch Phury war der stärkere von beiden, trotz des fehlenden Beins. Er hatte Treibholz und Seetang gesammelt
und daraus notdürftig ein klappriges, wenig vertrauenswürdiges Floß gebaut. Als die Sonne untergegangen war, hatten sie sich aufs Meer geschleppt und waren an der Küste entlang in die Freiheit getrieben.
    Freiheit.
    Ja, klar. Er war nicht frei; er war nie frei gewesen. Die verlorenen Jahre waren bei ihm geblieben, die Wut über das, was man ihm gestohlen und was man ihm angetan hatte, war lebendiger als er selbst.
    Er hörte Bella wieder sagen, dass sie ihn liebte. Und er wollte laut schreien.
    Stattdessen machte er sich auf den Weg zur Höhle von Butch und Vishous. Er besaß nichts, was ihrer würdig war, außer seiner Rache. Also würde er sich verdammt noch mal wieder an die Arbeit machen. Alle Lesser würden zermalmt zu seinen Füßen liegen, aufgestapelt im Schnee wie Holzscheite, als Ausdruck der einzigen Gabe, die er ihr zu bieten hatte.
    Und was den betraf, der sie mitgenommen hatte, den, der ihr wehgetan hatte: auf ihn wartete ein ganz besonderer Tod. Z hatte Bella keine Liebe zu geben. Doch sein Hass würde für sie strömen, bis der letzte Atemzug seine Brust verließ.

5
    Phury zündete sich seinen roten Rauch an und beäugte misstrauisch die sechzehn Dosen Aqua Net, die auf dem Wohnzimmertisch aufgereiht standen. »Was habt ihr mit dem Haarspray vor? Wollt ihr in einen Transenschuppen zu ’ner Party?«
    Butch hielt das PVC-Rohr hoch, in das er gerade ein Loch stanzte. »Kartoffelkanone, mein Junge. Ein Riesenspaß. «
    »Wie bitte?«
    »Warst du nie im Sommerlager?«
    »Körbe flechten und Holzmännchen schnitzen ist was für Menschen. Nimm’s mir nicht übel, aber wir haben unserem Nachwuchs Wichtigeres beizubringen.«
    »Ha! Man hat doch nicht richtig gelebt, wenn man nicht mal bei einem mitternächtlichen Unterhosenbeutezug mitgemacht hat. Jedenfalls steckt man hier eine Kartoffel rein, füllt die Kammer mit Haarspray …«
    »Und dann zündet man es an«, ließ sich V aus seinem
Zimmer vernehmen. Er kam im Bademantel heraus und rubbelte sich die Haare trocken. »Ein geiles Geräusch.«
    »Geiles Geräusch«, echote Butch.
    Phury sah seinen Bruder an. »V, hast du so was schon mal gemacht?«
    »Ja, gestern Nacht. Aber die Kanone hat blockiert.«
    Butch fluchte. »Die Kartoffel war zu groß. Verdammte Idaho-Zucht. Heute probieren wir es mal mit einer kleineren Sorte. Das wird großartig. Wobei natürlich die Flugbahn echt knifflig sein kann …«
    »Aber im Prinzip ist es wie Golf«, sagte V und ließ das Handtuch auf einen Stuhl fallen. Er zog sich einen Handschuh über die rechte Hand, um die geweihten Tätowierungen zu verdecken, die sich von der Innenfläche bis zu den Fingerspitzen und über den gesamten Handrücken zogen. »Ich meine,

Weitere Kostenlose Bücher