Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen
nicht mehr. Vor einer Weile.« Phury reckte den Hals und betrachtete die Wunde. Er wirkte überrascht davon, wie schlimm sie aussah.
»Du musst dich nähren.« Der Arzt riss ein Päckchen Mull auf und bedeckte die Messerverletzung damit. Dann klebte er das weiße Quadrat fest und fügte hinzu: »Und zwar heute Nacht.«
Havers zog die Handschuhe aus und stopfte sie in einen Abfallbehälter, dann notierte er etwas in seiner Tabelle. An der Tür zögerte er. »Gibt es jemanden, zu dem du jetzt gehen könntest?«
Phury schüttelte den Kopf, während er sich das Hemd wieder anzog. »Ich kümmere mich schon darum. Danke, Doc.«
Als sie unter sich waren, fragte Butch: »Wohin soll ich dich bringen, Mann?«
»In die Stadt. Zeit für die Jagd.«
»Ist klar. Du hast doch den Mann mit dem Stethoskop gehört. Oder glaubst du, der macht Witze?«
Phury rutschte vom Behandlungstisch, die Stiefel landeten donnernd auf dem Boden. Dann wandte er sich ab und griff nach seinem Dolchhalfter.
»Hör mal, Bulle, es dauert ein bisschen, bis ich jemanden an den Start kriege«, erklärte er. »Weil ich nicht … weil ich so bin, wie ich bin, möchte ich nur zu bestimmten Frauen gehen. Und ich muss zuerst mit ihnen reden. Herausfinden, ob sie bereit sind, mich an ihre Vene zu lassen. So ein Zölibat ist kompliziert.«
»Dann mach deine Anrufe. Du bist nicht in der Verfassung zu kämpfen, und das weißt du auch.«
»Nimm einfach mich.«
Butch und Phury wirbelten zur Tür herum. Bella stand im Rahmen.
»Ich wollte nicht lauschen«, sagte sie. »Die Tür stand offen, und ich kam gerade vorbei. Mein, äh … Bruder ist gerade gegangen.«
Butch warf Phury einen Blick zu. Der Vampir war so regungslos wie ein Standbild.
»Was hat sich verändert?« Phurys Stimme war plötzlich heiser.
»Nichts. Ich möchte dir immer noch helfen. Also
gebe ich dir eine weitere Gelegenheit dazu, es anzunehmen. «
»Vor zwölf Stunden hättest du das nicht durchstehen können.«
»Doch, hätte ich. Du warst es, der Nein gesagt hat.«
»Du hättest die ganze Zeit geweint.«
Aua. Das war doch ziemlich privat.
Butch pirschte sich Richtung Tür. »Ich warte lieber draußen …«
»Bleib, Bulle«, orderte Phury. »Falls es dir nichts ausmacht. «
Butch fluchte und sah sich um. Direkt neben der Tür stand ein Stuhl. Darauf ließ er sich nieder und versuchte, möglichst gekonnt ein Möbelstück zu imitieren.
»Hat Zsadist …«
Bella schnitt Phury das Wort ab. »Es geht hier um dich. Nicht um ihn.«
Lange Zeit sagte niemand etwas. Und dann war die Luft von etwas durchdrungen, das wie dunkle Gewürze roch und Phurys Körper entströmte.
Als wäre der Duft eine Art Antwort, kam Bella ins Zimmer, schloss die Tür und krempelte sich den Ärmel hoch.
Verblüfft schielte Butch zu Phury und sah, dass der große Kerl zitterte, die Augen leuchteten wie die Sonne, sein Körper … Also sagen wir es mal so, er war offensichtlich erregt.
Da gehe ich doch mal lieber …
»Bulle, du musst hierbleiben, während wir das tun.« Phurys Stimme ähnelte mehr einem Knurren.
Butch stöhnte auf, obwohl er sehr gut wusste, warum der Bruder jetzt nicht allein mit Bella sein wollte. Er strahlte so viel erotische Hitze ab wie ein Hochofen im Körper von Brad Pitt.
»Butch?«
»Ist ja schon gut, ich bleibe.« Wobei er mit Sicherheit nicht zuschauen würde. Auf keinen Fall. Aus irgendeinem Grund erschien ihm das, als solle er in der ersten Reihe sitzen, während Phury Sex hatte.
Also stützte Butch fluchend die Ellbogen auf die Knie, legte sich die Hand auf die Stirn und starrte seine Schuhe an.
Es gab ein schabendes Geräusch, als ob sich jemand auf das Papier des Behandlungstischs setzen würde. Dann folgte ein Rascheln von Stoff.
Stille.
Mist. Er musste einfach einen Blick riskieren.
Verstohlen sah er zu den beiden Vampiren hinüber und hätte danach um nichts in der Welt die Augen wieder abwenden können. Bella saß auf dem Tisch. Die Beine baumelten seitlich herunter, ihr entblößtes Handgelenk lag auf ihrem Oberschenkel. Phury starrte sie unverwandt an, mit Hunger und einer furchtbaren, verfluchten Liebe im Blick. Dann ging er vor ihr auf die Knie. Mit zitternden Händen hielt er ihren Arm fest und entblößte die Fänge. Die verlängerten Zähne waren jetzt riesig, so lang, dass er seinen Mund nicht hätte vollständig schließen können.
Mit einem Zischen senkte er den Kopf auf Bellas Arm herab. Sie zuckte am ganzen Körper, als er zubiss, wenn auch ihre
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