Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen
dass du von mir trinken sollst. Entweder das, oder du würdest sterben.« V strich Butchs Haare zurück. »Schlaf jetzt. Bis zum Abend bist du wiederhergestellt, da du das überlebt hast.«
»Das hätte … mich umbringen können?« Na ja, klar. Er hatte auch das Gefühl gehabt, zu sterben.
»Ich hätte es dir nicht gegeben, wäre ich mir nicht sicher gewesen, dass du es aushältst. Und jetzt mach die Augen zu. Lass dich einfach fallen, ja?« Vishous ging hinaus, blieb aber in der Tür noch einmal stehen.
Als ihn der Bruder so ansah, spürte Butch etwas sehr Seltsames … ein Band zwischen ihnen, etwas, das greifbarer war als die Luft zwischen ihnen beiden. Geschmiedet in dem Feuer, durch das er gerade gegangen war, tief wie das Blut in seinen Venen … eine wundersame Verbindung.
Mein Bruder, dachte Butch.
»Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht, Bulle.«
Und Butch wusste, dass das die Wahrheit war, obwohl er sich wirklich nicht gern überrumpeln ließ. Andererseits, hätte er gewusst, was in dem Glas war, hätte er den Scheiß niemals geschluckt. Völlig ausgeschlossen.
»Was macht das aus mir?«, fragte er leise.
»Nichts, was du nicht vorher schon warst. Du bist immer noch ein Mensch.«
Erleichterte seufzte Butch auf. »Hör mal, tu mir einen Gefallen. Das nächste Mal warnst du mich vorher, wenn du vorhast, so einen Stunt abzuziehen. Ich entscheide lieber selbst.« Dann lächelte er. »Und wir beide sind immer noch kein Paar.«
V lachte kurz auf. »Schlaf jetzt, Kumpel. Du kannst mir später eine verpassen.«
»Das werde ich auch tun.«
Als der breite Rücken seines Bruders im Flur verschwand, schloss Butch die Augen.
Immer noch ein Mensch … Nur … ein … Mensch.
Dann übermannte ihn der Schlaf.
24
Am folgenden Abend zog sich Zsadist eine frische Lederhose an. Er war noch steif, fühlte sich aber unglaublich stark, und er wusste, dass Bellas Blut ihn noch nährte, ihm seine volle Kraft gab, ihn vollständig machte.
Er räusperte sich, um nicht in Tränen auszubrechen wie ein Waschlappen. »Danke, dass du mir die Sachen gebracht hast, Bulle.«
Butch nickte. »Kein Problem. Willst du versuchen, dich nach Hause zu verpuffen? Sonst habe ich den Escalade vor der Tür stehen, falls du dich noch nicht fit genug fühlst.«
Z zerrte sich einen schwarzen Rolli über den Kopf, zog Stiefel an und stapfte nach draußen.
»Z? Hallo?«
Er sah den Polizisten über die Schulter an. Blinzelte ein paar Mal. »’Tschuldige, was?«
»Soll ich dich mitnehmen?«
Zum ersten Mal, seit er vor zehn Minuten zu ihm
ins Zimmer gekommen war, sah Z Butch richtig an. Er wollte schon seine Frage beantworten, als seine Instinkte plötzlich wach wurden. Er legte den Kopf zur Seite und schnüffelte. Starrte den Menschen an. Was zum Teufel … ?
»Bulle, wo warst du, seit ich dich zuletzt gesehen habe?«
»Nirgends.«
»Du riechst anders.«
Butch wurde rot. »Neues Aftershave.«
»Nein. Nein, das meine ich nicht …«
»Was ist jetzt, willst du mitfahren?« Butchs haselnussbraune Augen bekamen einen harten Glanz, als wollte er auf keinen Fall näher auf das Thema eingehen.
Z zuckte die Achseln. »Von mir aus, ja. Und lass uns Phury noch holen. Wir fahren beide mit dir.«
Eine Viertelstunde später waren sie auf der Straße. Auf dem Weg zum Haus saß Z auf dem Rücksitz des Escalade und betrachtete die vorbeiziehende Winterlandschaft. Es schneite wieder, die Flocken stürmten waagerecht auf den über die Route 22 rasenden SUV ein. Vorne hörte er Phury und Butch leise miteinander reden, aber sie klangen weit, weit entfernt. Eigentlich fühlte sich alles so an … unscharf, zusammenhanglos.
»Da wären wir, Gentlemen«, sagte Butch, als sie in den Innenhof fuhren.
Was, sie waren schon wieder da?
Alle drei stiegen sie aus und liefen zum Haus, der frische Schnee knarrte unter ihren Füßen. Sobald sie einen Fuß in die Eingangshalle setzten, stürmten die Frauen des Hauses auf sie zu. Oder besser gesagt, auf Phury. Mary und Beth warfen ihre Arme um den Bruder und hießen ihn herzlich willkommen.
Während Phury die beiden umarmte, trat Z zurück in
den Schatten. Verstohlen beobachtete er sie und fragte sich, wie es sich wohl anfühlen würde, mitten in diesem Gewühl zu sein, wünschte sich, es gäbe auch für ihn ein herzliches Willkommen.
Eine unangenehme Pause entstand, als Mary und Beth aus Phurys Umarmung zu ihm herübersahen. Rasch wandten die Frauen den Blick ab, vermieden es, ihm in die Augen
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