Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen
zu sehen.
»Wrath ist oben«, sagte Beth dann. »Er und die Brüder warten auf euch.«
»Irgendwelche Neuigkeiten von Tohr?«, wollte Phury wissen.
»Nein, das macht alle völlig fertig. Vor allem John.«
»Ich sehe später nach dem Jungen.«
Ein letztes Mal drückten Mary und Beth Phury an sich; dann gingen er und Butch zur Treppe. Z folgte ihnen.
»Zsadist?«
Beim Klang von Beths Stimme blickte er über die Schulter. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, neben ihr stand Mary mit ähnlich angespannter Miene.
»Wir sind froh, dass du es geschafft hast«, sagte die Königin.
Z runzelte die Stirn, er wusste, das konnte nicht stimmen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihn gerne um sich hatten.
Doch dann sprach Mary weiter. »Ich habe eine Kerze für dich angezündet. Und gebetet, dass du sicher nach Hause kommst.«
Eine Kerze … für ihn angezündet? Nur für ihn? Als ihm das Blut ins Gesicht schoss, fühlte er sich armselig, dass diese Freundlichkeit ihm so viel bedeutete.
»Danke.« Er verneigte sich vor ihnen und rannte dann die Treppe hinauf. Sein Gesicht musste die Farbe eines Rubins haben. Mein Gott … Vielleicht würde
er diesen ganzen Beziehungskram noch mal lernen. Eines Tages.
Als er allerdings in Wraths Büro ankam und die Augen aller Brüder auf sich spürte, dachte er, vielleicht auch nicht. Er konnte die fragenden Blicke nicht ertragen; es war zu viel für ihn. Seine Hände begannen zu zittern, und er schob sie in die Hosentaschen und trottete in seine übliche Ecke, weit weg von den anderen.
»Heute Nacht wird niemand rausgehen und kämpfen«, verkündete Wrath. »Wir sind alle viel zu sehr in Gedanken, um effektiv zu sein. Und ich will, dass ihr alle spätestens um vier Uhr morgens wieder im Haus seid. Sobald die Sonne aufgeht, beginnt der Trauertag für Wellsie. Bis dahin seid ihr alle gestiefelt und gespornt. Was ihre Schleierzeremonie betrifft, können wir die nicht ohne Tohr abhalten, also liegt das auf Eis, bis er wieder auftaucht.«
»Ich kann nicht fassen, dass niemand weiß, wo er ist«, sagte Phury.
Vishous zündete sich eine Selbstgedrehte an. »Jede Nacht sehe ich in seinem Haus nach, aber es gibt noch immer keine Spur von ihm. Seine Doggen haben ihn weder gesehen, noch von ihm gehört. Seine Dolche hat er nicht mitgenommen, genauso wenig wie seine Waffen, seine Kleider, oder die Autos. Er könnte überall sein.«
»Was ist mit dem Training?«, fragte Phury. »Machen wir damit weiter?«
Wrath schüttelte den Kopf. »Ich würde gern, aber wir sind schwer unterbesetzt, und ich will euch das nicht auch noch aufbürden. Besonders, da ihr euch noch erholen müsst …«
»Ich kann doch helfen«, warf Z ein.
Alle Köpfe drehten sich zu ihm um. Das ungläubige Staunen auf ihren Mienen wäre zum Brüllen komisch gewesen, hätte es nicht so wehgetan.
Er räusperte sich. »Ich meine, Phury wäre natürlich der Chef, und er müsste auch den Theoriekram machen, weil ich nicht lesen kann. Aber ich bin gut mit dem Messer. Und auch mit den Fäusten. Feuerwaffen. Sprengstoff. Ich könnte beim Training selbst und beim Waffenunterricht aushelfen.« Als keine Reaktion kam, senkte er den Blick. »Oder eben nicht. Muss nicht sein. Wie ihr meint.«
Das folgende Schweigen machte ihn völlig kribbelig. Er scharrte mit den Füßen. Schielte zur Tür.
Ich Volltrottel. Er hätte die Klappe halten sollen.
»Das fände ich großartig«, begann Wrath langsam. »Aber bist du dir sicher, dass du das hinkriegst?«
Z zuckte mit den Schultern. »Ich könnte es ja mal versuchen. «
Wieder Stille. »Gut … dann sei es so. Und danke für das Angebot.«
»Klar. Kein Problem.«
Eine halbe Stunde später, als das Treffen beendet war, verließ Z als Erster den Raum. Er wollte nicht mit den Brüdern darüber sprechen, was er angeboten hatte, oder wie er sich dabei fühlte. Er wusste, sie waren alle neugierig, wahrscheinlich suchten sie nach Anzeichen, dass er Erlösung gefunden hatte oder so was.
Er ging in sein Zimmer, um sich zu bewaffnen. Eine schwere Aufgabe lag vor ihm, eine lange, schwere Aufgabe, und er wollte sie hinter sich bringen.
Doch im Schrank fiel sein Blick auf den schwarzen Morgenmantel, den Bella so oft getragen hatte. Vor einigen Tagen hatte er ihn in den Müll geworfen, aber Fritz musste ihn wieder herausgeholt und aufgehängt haben. Nun berührte Z den Stoff, nahm ihn vom Bügel, legte ihn sich über den Arm und streichelte den weichen Satin. Er hielt ihn sich an
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