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Black Dagger 07 - Menschenkind

Black Dagger 07 - Menschenkind

Titel: Black Dagger 07 - Menschenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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räuspern. »Marissa, wach bitte auf.«
    Ihre Lider flatterten, und wie vom Blitz getroffen setzte sie sich auf. Ihre Augen, diese hellblauen, leuchtenden Augen, begegneten seinen. »Du wirst stürzen!«
    Gerade als sein Körper anfing zu kippen und er Übergewicht nach hinten bekam, sprang sie auf die Füße und fing ihn auf. Trotz ihres zarten Körpers hielt sie ihn mit Leichtigkeit, was ihn wieder daran erinnerte, dass sie kein Mensch und wahrscheinlich stärker als er selbst war. Sie half ihm zurück ins Bett und deckte ihn zu. Dass er schwach wie ein kleines Kind war und sie ihn gezwungenermaßen auch so behandelte, verletzte seinen Stolz.
    »Warum bist du hier?« Sein Ton war so scharf wie seine Beschämung.
    Da sie ihm nicht in die Augen sah, wusste er, dass ihr die Situation genauso unangenehm war. »Vishous sagte mir, du seiest verletzt.«

    Aha, also hatte V ihr ein schlechtes Gewissen eingeredet, damit sie hier die Florence-Nightingale-Nummer abzog. Dieser Mistkerl wusste, dass Butch völlig vernarrt in die Frau war, und dass der Klang ihrer Stimme ihn zurückbringen würde. Aber Marissa geriet damit in eine unmögliche Lage, als widerstrebende Leine des sprichwörtlichen Rettungsbootes.
    Butch knurrte, als er sein Gewicht verlagerte. Und auch wegen seines angeknacksten Stolzes.
    »Wie fühlst du dich?«, erkundigte sie sich.
    »Besser.« Vergleichsweise. Allerdings wäre vom Bus überfahren zu werden auch ein Pappenstiel gegen das, was der Lesser mit ihm gemacht hatte. »Du brauchst also nicht zu bleiben.«
    Ihre Hand rutschte langsam von der Decke, und sie machte einen langsamen Atemzug, ihre Brüste hoben sich unter dem kostbaren Mieder ihrer Robe. Als sie die Arme um sich schlang, nahm ihr Körper eine elegante S-Pose an.
    Er wandte den Blick ab, beschämt, weil ein Teil von ihm ihr Mitleid ausnutzen und sie bei sich behalten wollte. »Marissa, du kannst jetzt gehen, wenn du willst.«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    Er runzelte die Stirn und warf ihr einen schnellen Blick zu. »Warum denn nicht?«
    Ein Zischen ertönte, und ein Alien kam in den Raum spaziert. Die Gestalt trug einen gelben Anzug und eine Atemmaske. Das Gesicht hinter dem durchsichtigen Plastik war weiblich, die Züge aber verschwommen.
    Voller Entsetzen sah Butch Marissa an. »Warum zum Henker trägst du nicht auch so eine Aufmachung?« Er hatte keine Ahnung, was für eine Infektion er haben könnte, aber da das Pflegepersonal so einen Aufwand betrieb, musste sie wohl tödlich sein.

    Marissa zuckte zusammen, woraufhin er sich wie ein totaler Trottel vorkam. »Ich … nur so.«
    »Sire?«, unterbrach die Schwester sanft. »Ich würde Euch gerne Blut abnehmen, wenn Ihr nichts dagegen habt.«
    Immer noch Marissa unverwandt anstarrend, streckte er gehorsam einen Arm aus. »Du hättest doch auch so einen Anzug anhaben sollen, als du hereingekommen bist, oder? Oder?«
    »Ja.«
    »Verdammt«, bellte er. »Warum hast du nicht …«
    Als die Schwester ihm die Spritze in die Armbeuge rammte, wich Butchs Kraft aus ihm, als hätte sie einen Ballon mit ihrer Nadel platzen lassen.
    Ihm wurde schwindlig, und sein Kopf sank zurück aufs Kissen. Aber er war immer noch sauer. »Du hättest so einen Anzug anhaben sollen.«
    Marissa antwortete nicht, sie lief nur im Raum auf und ab.
    In der Stille beäugte er die kleine Ampulle, die an seiner Vene hing. Als die Schwester sie gegen eine neue austauschte, fiel ihm unweigerlich auf, dass sein Blut dunkler als normal wirkte. Viel dunkler.
    »Du lieber Himmel … was zum Teufel kommt denn da aus mir raus?«
    »Es ist schon besser als vorher. Viel besser.« Durch die Maske konnte er die Schwester lächeln sehen.
    »Dann will ich nicht wissen, wie es vorher aussah«, murmelte er. Das Zeug sah aus wie bräunlicher Schlamm.
    Als die Schwester fertig war, schob sie ihm noch ein Thermometer unter die Zunge und überprüfte die Maschinen hinter dem Bett. »Ich bringe Euch etwas zu essen.«
    »Hat sie etwas gegessen?«, nuschelte er.
    »Bitte den Mund geschlossen halten.« Man hörte ein Piepsen, dann nahm die Schwester ihm den Plastikstab wieder ab. »Viel besser. Möchten Sie irgendetwas?«

    Er dachte daran, dass Marissa aus schlechtem Gewissen ihr Leben riskierte. »Ja, dass sie geht.«
     
    Marissa hörte die Worte und blieb wie angewurzelt stehen. Sie sackte an die Wand und sah an sich herunter. Überraschenderweise passte ihr das Kleid noch. Sie fühlte sich, als wäre sie auf halbe Größe geschrumpft. Klein.

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