Black Dagger 07 - Menschenkind
landete, brüllte die Menge noch lauter, wich aber vor ihm zurück. Letzte Woche war ihm einer in die Quere gekommen, und hinterher hatte der kleine Trottel einen Zahn ausgespuckt.
Die Kampfarena lag in einer verlassenen Tiefgarage, und der Besitzer dieser Betoneinöde vermittelte die Fights. Die ganze Angelegenheit war extrem zwielichtig, Van und seine Gegner waren nicht mehr als das menschliche Äquivalent zu Kampfhähnen. Aber die Bezahlung war gut, und bisher hatte es noch keine Razzia gegeben – wobei das trotzdem immer ein Thema war. Zwischen Blut und Wetten hätten die Polizeimarken nichts verloren gehabt, das hier war eine Art Privatklub, und wer quatschte, war dran. Buchstäblich. Der Besitzer beschäftigte ein halbes Dutzend Schläger, die für Ordnung sorgten.
Van ging zu dem Mann mit dem Geld, erhielt seine fünfhundert Mäuse und seine Jacke und machte sich zu seinem Pick-up auf. Sein Unterhemd war voller Blut, aber das war ihm egal. Worüber er sich Sorgen machte, waren seine schmerzenden Gelenke. Und die linke Schulter. Mist. Jede Woche schien es ihm mehr und mehr abzuverlangen, dem speziellen Etwas in sich entgegenzukommen und die anderen Kerle zu verprügeln. Andererseits war neununddreißig auch in der Welt der Kämpfer längst das Rentenalter.
»Warum hast du aufgehört?«
Bei seinem Wagen angekommen, sah Van in die Windschutzscheibe der Fahrerseite. Es überraschte ihn nicht, dass ihm der hellhaarige Mann gefolgt war. »Ich spreche nicht mit Fans, Kumpel.«
»Ich bin kein Fan.«
Ihre Blicke trafen sich auf der glatten Oberfläche der Scheibe. »Und warum kommst du dann immer zu meinen Kämpfen?«
»Weil ich dir einen Vorschlag machen will.«
»Ich will keinen Manager.«
»Und ich bin keiner.«
Van warf einen Blick über die Schulter. Der Kerl war groß und hatte die Haltung eines Kämpfers, massige Schultern und lockere Arme. Hände wie gusseiserne Pfannen, von der Sorte, die sich zu einer Faust von der Größe einer Bowlingkugel ballen konnten.
Also daher wehte der Wind. »Wenn du mit mir in den Ring steigen willst, dann kannst du das da drüben arrangieren. « Er deutete auf den Mann mit dem Geld.
»Auch darauf bin ich nicht aus.«
Jetzt drehte Van sich um, dieses Frage-und-Antwort-Spiel ging ihm allmählich auf den Sack. »Und was willst du dann?«
»Zuerst muss ich wissen, warum du aufgehört hast.«
»Er lag am Boden.«
Ein ärgerlicher Ausdruck huschte über das Gesicht des Kerls. »Na und.«
»Weißt du was? Du gehst mir auf die Nerven.«
»Schön. Ich suche einen Mann, auf den deine Beschreibung passt.«
Na, das schränkte die Suche ja schon mal ziemlich ein. Krumme Nase in einem 08/15-Gesicht mit Armeehaarschnitt. Gähn. »Viele Typen sehen so aus wie ich.«
Mal abgesehen von seiner rechten Hand.
»Sag mal«, fragte der Kerl, »hat man dir den Blinddarm entfernt?«
Van verengte die Augen und steckte die Autoschlüssel wieder in die Tasche. »Eins von zwei Dingen wird jetzt
gleich passieren, und du darfst dir aussuchen, welches. Du schiebst ab, und ich steige in meinen Wagen. Oder du redest weiter und es wird hässlich. Wie du willst.«
Der bleiche Mann kam noch näher. Du gute Güte … er roch komisch. Nach … Talkum?
»Droh mir gefälligst nicht, Junge.« Die Stimme war tief, und der Körper hinter den Worten bereit dazu, loszuschlagen.
Na, na, na … was haben wir denn da. Eine echte Herausforderung.
Van schob sein Gesicht noch näher heran. »Dann komm verflucht noch mal zur Sache.«
»Dein Blinddarm?«
»Weg.«
Der Mann lächelte. Machte einen Schritt zurück. »Hättest du Lust auf einen Job?«
»Ich hab schon einen Job.«
»Auf dem Bau. Und du verprügelst Fremde für Geld.«
»Beides ist ehrliche Arbeit. Und wie lange schnüffelst du schon in meinen Angelegenheiten herum?«
»Lange genug.« Der Kerl streckte die Hand aus. »Joseph Xavier.«
Van ließ die Hand in der Luft hängen. »Kein Interesse, Joe.«
»Für dich heißt das Mr Xavier, mein Sohn. Und sicherlich hast du nichts dagegen, dir meinen Vorschlag wenigstens anzuhören.«
Van legte den Kopf zur Seite. »Weißt du was, ich habe viel Ähnlichkeit mit einer Hure. Ich lass mich gern bezahlen, wenn einer das bekommt, was er will. Also wie wär’s, wenn du mir zuerst einen Hunderter in die Hand drückst, Joe, und dann hören wir uns mal an, was das für ein Vorschlag ist.«
Als der Mann ihn nur unbewegt ansah, spürte Van unerwartet
einen Anflug von Furcht. Mann, irgendwas an dem Kerl
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