Black Dagger 07 - Menschenkind
wenn du nichts dagegen hättest.«
Er stellte das Wasser ab. Als sich das Becken mit einem Gurgeln leerte, war ihr ersticktes Atmen zu hören.
»Ist ja gut«, sagte er. »Du kannst ja bald gehen. Du kannst hier raus …«
»Halt den Mund!« Sie ließ die Hände lange genug sinken, um ihn anzufunkeln. »Geh einfach zurück ins Bett und ruf die Schwester, wenn du das nicht bereits getan hast.«
Er hockte sich auf die Fersen, schwindlig, aber entschlossen. »Es tut mir leid, dass du hier bei mir festsitzt.«
»Darauf möchte ich wetten.«
Er zog die Brauen zusammen. »Marissa …«
Das Geräusch der Luftschleuse schnitt ihm das Wort ab.
»Bulle?« Vs Stimme war nicht von Schutzkleidung gedämpft.
»Moment«, rief Butch. Marissa brauchte nicht noch mehr Publikum.
»Wo bist du, Bulle? Alles in Ordnung?«
Butch wollte aufstehen. Ehrlich. Aber als er sich an der Stange des Infusionsbeutelhalters festhielt und hochzog, versagten seine Beine den Dienst. Marissa versuchte noch, ihn zu halten, aber er entglitt ihr und landete mit ausgestreckten Armen und Beinen auf den Badezimmerfliesen, die Wange direkt neben der Abdichtung um den Toilettensockel. Undeutlich hörte er Marissa eindringlich sprechen. Dann kam Vs Ziegenbärtchen in sein Sichtfeld.
Butch sah seinen Mitbewohner an … und sein Blick verschwamm, so froh war er, den Kerl zu sehen. Vishous’ Gesicht war unverändert, der dunkle Bart um den Mund herum genau wie immer, die Tätowierungen an Ort und Stelle, die diamanthellen Augen immer noch leuchtend. Vertraut, so vertraut. Zuhause und Familie verpackt in einem Vampirpaket.
Aber Butch ließ keine Tränen fließen. Er lag schon hoffnungslos bewegungsunfähig neben einer Kloschüssel, liebe Güte. Jetzt noch zu flennen, würde das Fass der Peinlichkeit zum Überlaufen bringen.
Wild blinzelnd sagte er: »Wo ist denn deine beschissene Montur? Du weißt schon, der gelbe Anzug.«
V lächelte, die Augen ein wenig glänzend, als hätte auch er einen Kloß im Hals. »Keine Sorge, ich bin geschützt. Dann bist du also wieder bei uns, ja?«
»Und zu allen Schandtaten bereit.«
»So, so.«
»Aber hallo. Ich überlege, ob ich mich nicht zum Klempner umschulen lassen sollte. Wollte nur mal sehen, ob hier alles ordnungsgemäß abgedichtet ist. Ausgezeichnete Verfugung. Solltest du dir mal anschauen.«
»Wie wär’s, wenn ich dich zurück ins Bett trage?«
»Erst wollte ich mir noch die Rohre am Waschbecken ansehen. «
Respekt und Zuneigung steckten hinter Vs coolem Grinsen. »Dann lass mich dir wenigstens aufhelfen.«
»Geht schon.« Unter Stöhnen versuchte Butch, sich aufzurichten, aber dann ließ er sich wieder auf den Boden sinken. Wie sich herausstellte, war es ein bisschen zu viel für ihn, den Kopf zu heben. Aber wenn sie ihn einfach lang genug hier liegen ließen – eine Woche, oder zehn Tage vielleicht?
»Jetzt komm schon, Bulle. Gib auf und lass mich dir helfen. «
Urplötzlich war Butch zu müde, um sich zu verstellen. Als er sich ganz fallen ließ, war ihm bewusst, dass Marissa ihn unverwandt ansah. Mann, konnte man noch armseliger aussehen? Das einzig Gute an der Sache war, dass ihm keine kalte Brise über den Hintern strich. Was darauf hindeutete, dass der Kittel nicht verrutscht war. Danke, lieber Gott.
Vs massige Arme schoben sich unter ihn, und dann wurde er mit Leichtigkeit aufgehoben. Beim Gehen kämpfte er dagegen an, den Kopf an die Schulter seines Freundes zu lehnen, wenn ihm auch vor Anstrengung der Schweiß ausbrach. Als er endlich wieder im Bett lag, zitterte er am ganzen Körper, und der Raum drehte sich.
Bevor V sich wieder aufrichtete, packte Butch ihn am Arm und flüsterte: »Ich muss mit dir sprechen. Allein.«
»Was ist denn?«, fragte V in der gleichen Tonlage.
Butch warf Marissa einen Seitenblick zu, die in der Ecke stehen geblieben war.
Errötend blickte sie zum Badezimmer, dann hob sie zwei große Papiertüten auf. »Ich werde wohl mal duschen gehen. Würdet ihr mich entschuldigen?« Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern verschwand einfach nur im Bad.
Als die Tür ins Schloss fiel, setzte V sich auf die Bettkante. »Sprich.«
»Wie groß ist die Gefahr, in der sie schwebt?«
»Ich habe mich um sie gekümmert, und nach diesen drei Tagen scheint es ihr gut zu gehen. Wahrscheinlich kann sie bald gehen. Wir sind inzwischen alle ziemlich überzeugt davon, dass keine Kreuzinfektion stattfindet.«
»Aber wem oder was war sie ausgesetzt? Und wem oder was war ich
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