Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Dagger 07 - Menschenkind

Black Dagger 07 - Menschenkind

Titel: Black Dagger 07 - Menschenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
war nicht normal.
    Die Stimme des Bleichen wurde jetzt noch tiefer. »Zuerst sagst du meinen Namen, mein Sohn.«
    Von ihm aus. Für hundert Dollar machte er sogar für einen Freak wie den hier Zungengymnastik. »Xavier.«
    »Das heißt Mr Xavier.« Der Kerl lächelte wie ein Raubtier, nur Zähne, keine Fröhlichkeit. »Sag es, mein Sohn.«
    Unverständlicherweise machte Van den Mund auf.
    Unmittelbar bevor die Worte seine Lippen verließen, hatte er eine lebhafte Erinnerung an ein Erlebnis, das er mit sechzehn Jahren gehabt hatte. Er hatte einen Kopfsprung in den Hudson River gemacht, und mitten in der Luft hatte er den riesigen Fels unter der Wasseroberfläche gesehen, auf den er gleich aufschlagen würde. Er hatte gewusst, dass er nicht ausweichen konnte. Und so war es auch gewesen, unweigerlich traf sein Kopf auf den Stein, als wäre der Zusammenstoß vorbestimmt gewesen, als läge eine unsichtbare Schnur um seinen Hals, und der Fels hätte ihn zu sich gezogen. Aber das war nicht unbedingt schlecht gewesen, zumindest nicht sofort. Kurz nach dem Aufprall war da ein Schweben gewesen, eine süße, zufriedene Ruhe, als hätte sich sein Schicksal erfüllt. Und instinktiv hatte er gewusst, dass diese Empfindung ein Vorbote des Todes war.
    Seltsam, dieselbe abgefahrene Desorientierung spürte er jetzt auch. Und dieselbe Ahnung, dass dieser Mann mit seiner papierweißen Haut wie der Tod war: unausweichlich und vorbestimmt – und speziell seinetwegen hier.
    »Mr Xavier«, flüsterte Van.
    Als der Hundertdollarschein vor ihm auftauchte, streckte er die Hand mit den vier Fingern danach aus.
    Aber er wusste, er hätte auch ohne das Geld zugehört.
Stunden später rollte sich Butch herum und sah sich als Erstes nach Marissa um.
    Sie saß in der Ecke, ein Buch lag aufgeschlagen neben ihr. Allerdings war ihr Blick nicht auf die Seiten gerichtet. Sie starrte auf die hellen Linoleumfliesen und zog das Fleckenmuster mit einem langen, vollkommenen Finger nach.
    Sie sah schmerzhaft traurig und so wunderschön aus, dass seine Augen brannten. Mein Gott, allein bei der Vorstellung, er könnte sie anstecken oder sie auf irgendeine Art und Weise in Gefahr bringen, wollte er sich die Kehle aufschlitzen.
    »Ich wünschte, du wärest nicht hergekommen«, krächzte er. Als sie zusammenzuckte, versuchte er sich zu verbessern. »Was ich meine, ist …«
    »Ich weiß schon, was du meinst.« Ihre Stimme wurde härter. »Hast du Hunger?«
    »Ja.« Mühsam versuchte er, sich aufzusetzen. »Aber vor allem würde ich gern duschen.«
    Mit einer eleganten, fließenden Bewegung stand sie auf, und es verschlug ihm den Atem, als sie auf ihn zukam. Dieses Kleid hatte exakt die Farbe ihrer Augen.
    »Lass mich dir ins Badezimmer helfen.«
    »Nein, das kann ich schon allein.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn du allein versuchst, ins Badezimmer zu gehen, wirst du stürzen und dir wehtun.«
    »Dann ruf eine Schwester. Ich will nicht, dass du mich anfasst.«
    Sie sah ihn an. Dann blinzelte sie einmal. Zweimal.
    »Würdest du mich bitte kurz entschuldigen?«, sagte sie in gleichmäßigem Tonfall. »Ich muss auf die Toilette. Du kannst die Schwester mit dem roten Knopf dort rufen.«
    Sie ging ins Badezimmer und schloss die Tür. Man hörte Wasser laufen.

    Butch streckte die Hand nach dem kleinen roten Knopf aus, hielt dann aber inne, als das Rauschen aus dem Wasserhahn weiter durch die Tür drang. Das Geräusch wurde nicht unterbrochen, nicht als würde jemand sich die Hände oder das Gesicht waschen oder ein Glas voll füllen.
    Und es ging immer weiter.
    Ächzend rutschte er vom Bett und stand auf, dann hängte er sich an die Stange des Infusionshalters, bis das Gerät vor lauter Anstrengung wackelte. Er setzte langsam einen Fuß vor den anderen, bis er die Badezimmertür erreichte. Er presste das Ohr an das Holz. Außer dem Wasser hörte er nichts.
    Aus irgendeinem Grund klopfte er leise. Dann ein zweites Mal. Noch einen Versuch, dann drehte er am Griff, obwohl sie sich beide in Grund und Boden schämen würden, wenn sie gerade auf der Toilette säße …
    Marissa saß tatsächlich auf der Toilette. Aber der Sitz war heruntergeklappt. Und sie weinte. Zitterte und weinte.
    »O mein Gott … Marissa.«
    Sie stieß ein Quieken aus, als wäre er der Letzte auf der Welt, den sie sehen wollte. »Hau ab!«
    Er stolperte herein und sank vor ihr auf die Knie. »Marissa …«
    Das Gesicht in den Händen vergraben, fauchte sie: »Ich wäre gern allein,

Weitere Kostenlose Bücher