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Black Dagger 07 - Menschenkind

Black Dagger 07 - Menschenkind

Titel: Black Dagger 07 - Menschenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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die Gucci-Schuhe über und schnappte sich den schwarzen Kaschmirmantel. »Lass uns einfach abhauen.«
    Auf dem Weg zur Tür warf Butch noch mal einen Blick über die Schulter zum Bett. Das Bettzeug war noch ganz zerknüllt von dem Moment, als er und Marissa übereinander hergefallen waren.
    Leise fluchend ging er hinaus in den Überwachungsraum, dann V hinterher durch den Einbauschrank mit dem Putzzeug. Draußen im Flur liefen sie an einem Labor vorbei und gelangten dann in die eigentliche Klinik, den Krankenzimmern nach zu urteilen. Durch jede Tür warf er einen Blick, bis er wie angewurzelt stehen blieb.
    In einem der Zimmer saß Marissa auf einer Bettkante, das pfirsichfarbene Kleid um sich herum ausgebreitet. Sie hielt die Hand eines kleinen Mädchens und sprach leise mit ihr, während eine ältere Vampirin – vermutlich die Mutter der Kleinen – aus der Ecke zusah.
    Die Mutter war es, die den Blick hob. Als sie Butch und V entdeckte, zog sie den Kopf ein, schlang die Arme fester um ihren schäbigen Pullover und blickte zu Boden.
    Butch schluckte heftig und lief weiter.
    Sie standen vor den Aufzügen und warteten, als er ansetzte: »V?«
    »Ja?«
    »Auch wenn es noch nichts Konkretes ist, aber du hast eine Ahnung, was mit mir gemacht wurde, oder?« Er sah seinen Mitbewohner nicht an. Und V sah ihn nicht an.
    »Vielleicht. Aber wir sind hier nicht allein.«
    Ein elektronisches Ding ertönte, und die Türen glitten auf. Schweigend fuhren sie hinauf.
    Als sie aus dem Haus in die Nacht hinaus traten, meinte Butch: »Eine Zeit lang habe ich schwarz geblutet, weißt du.«

    »In deiner Akte haben sie vermerkt, dass die natürliche Farbe mittlerweile zurückgekehrt ist.«
    Völlig unvorbereitet zog Butch V am Arm zu sich herum. »Bin ich jetzt zum Teil ein Lesser?«
    Da. Jetzt war es raus. Seine größte Angst, sein Grund, vor Marissa wegzulaufen, die Hölle, mit der zu leben er erst lernen müsste.
    V sah ihm direkt in die Augen. »Nein.«
    »Woher wissen wir das?«
    »Ich lehne diese Schlussfolgerung ab.«
    Butch ließ die Hand sinken. »Es ist gefährlich, den Kopf in den Sand zu stecken, Vampir. Ich könnte jetzt dein Feind sein.«
    »Blödsinn.«
    »Vishous, ich könnte …«
    Blitzschnell packte V ihn am Revers und riss ihn an sich. Der Bruder zitterte von Kopf bis Fuß, die Augen leuchteten wie Kristalle in der Nacht. »Du bist nicht mein Feind.«
    Von null auf hundert presste Butch V die Hände auf die mächtigen Schultern und zerknüllte die Lederjacke in seinen Fäusten. »Woher sollen wir das wissen.«
    V fletschte die Fänge und zischte, seine schwarzen Augenbrauen zogen sich finster zusammen. Butch stand ihm an Testosteron in nichts nach, er hoffte, betete, war bereit für eine Prügelei. Er lechzte geradezu danach, zuzuschlagen und geschlagen zu werden; er wollte Blut fließen sehen.
    Eine kleine Ewigkeit lang standen sie so ineinander verkeilt, die Muskeln angespannt, Schweiß auf dem Gesicht, auf der Kippe.
    Dann drang Vishous’ Stimme durch den Abstand zwischen ihren Gesichtern, ein krächzender Ton auf einem keuchenden, verzweifelten Luftstrom. »Du bist mein einziger Freund. Niemals mein Feind.«

    Wer wen zuerst umarmte, war hinterher schwer zu sagen, aber der Drang, auf einander einzuprügeln, verschwand und ließ nur das Band zwischen ihnen zurück. Sie umschlangen sich fest und blieben eine ganze Zeit so im kalten Wind stehen. Hölzern und verlegen lösten sie sich endlich aus der Umklammerung.
    Nach einigem Räuspern auf beiden Seiten holte V eine Selbstgedrehte aus der Tasche und zündete sie an. Er stieß den Rauch aus und sagte: »Du bist kein Lesser, Bulle. Das Herz wird entfernt, wenn man umgewandelt wird. Und deines schlägt noch.«
    »Vielleicht sind sie nicht ganz fertig geworden, vielleicht wurden sie unterbrochen?«
    »Dazu kann ich nichts sagen. Ich habe die Aufzeichnungen unserer Rasse durchforstet und habe nach etwas Vergleichbarem gesucht, nach egal was. Habe aber im ersten Durchgang nichts gefunden, also hab ich mir die Chroniken noch mal vorgenommen. Ich suche sogar in der Menschenwelt, wühle im Internet nach obskurem Quatsch.« Wieder stieß V eine Wolke türkischen Rauchs aus. »Ich kriege es schon raus. Irgendwie werde ich es rauskriegen.«
    »Hast du versucht zu sehen, was kommt?«
    »Du meinst die Zukunft?«
    »Ja.«
    »Natürlich.« Vishous ließ die Zigarette auf den Boden fallen, zertrat sie mit dem Stiefel, dann bückte er sich und hob die Kippe auf. Während er sie

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