Black Dagger 07 - Menschenkind
Badezimmer zerrte, als sei der Teufel hinter ihm her.
»Butch! Was machst du denn?«
Er riss den Wasserhahn auf, zwang ihre Hände unter den Strahl und schnappte sich ein Stück Seife. Während er sie sauber schrubbte, weitete Panik seine Augen.
»Was zum Henker geht hier vor!«
Sowohl Marissa als auch Butch wirbelten herum. Im Türrahmen stand Havers, ohne Schutzanzug – und wütender, als sie ihn je zuvor erlebt hatte.
»Havers …«
Ihr Bruder schnitt ihr das Wort ab, indem er einen Satz machte und sie am Arm aus dem Badezimmer zog.
»Hör auf – aua! Havers, du tust mir weh!«
Was dann passierte, ging viel zu schnell für sie.
Havers ließ sie urplötzlich … los. Gerade noch zerrte er an ihr, und sie wehrte sich dagegen, im nächsten Moment drückte Butch ihn mit dem Gesicht voraus flach gegen die Wand.
Die Stimme des Ex-Cops war ein gemeines Knurren. »Mir ist scheißegal, ob du ihr Bruder bist. Du wirst sie nicht
so behandeln. Niemals.« Er drückte Havers seinen Unterarm in den Nacken, um seiner Botschaft Nachdruck zu verleihen.
»Butch, lass ihn …«
»Haben wir uns verstanden?«, übertönte Butch ihre Worte. Als ihr Bruder nach Luft schnappte und nickte, ließ Butch ihn los, ging zum Bett und wickelte sich in aller Ruhe ein Laken um die Hüften. Als hätte er nicht gerade einem Vampir die Leviten gelesen.
In der Zwischenzeit taumelte Havers durchs Zimmer und konnte sich gerade noch an der Bettkante festhalten, einen wahnsinnigen Ausdruck auf dem Gesicht, während er seine Brille wieder gerade rückte und Marissa anfunkelte. »Du verlässt sofort diesen Raum. Auf der Stelle.«
»Nein.«
Havers klappte der Kiefer herunter. »Wie bitte?«
»Ich bleibe bei Butch.«
»Auf keinen Fall!«
In der Alten Sprache sagte sie: »Wenn er mich nähme, würde ich als seine Shellan an seiner Seite bleiben.«
Havers sah aus, als hätte sie ihm eine Ohrfeige gegeben: geschockt. Und angewidert. »Und ich würde es verbieten. Hast du keinen Funken Anstand mehr im Leib?«
Butch unterbrach sie. »Du solltest wirklich gehen, Marissa. «
Bruder und Schwester sahen ihn erstaunt an. »Butch?«, fragte sie.
Das strenge Gesicht, das sie anbetete, wurde für einen Moment weich, doch dann wieder grimmig. »Wenn er dich herauslässt, solltest du gehen.«
Und nicht zurückkommen, ergänzte seine Miene.
Sie sah ihren Bruder an, ihr Kopf begann zu hämmern. »Lass uns allein.« Als Havers den Kopf schüttelte, rief sie: »Verschwinde hier!«
Es gibt Momente, in denen weiblicher Zorn alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, und das war einer davon. Butch wurde still, und Havers schien verdutzt.
Dann wandte Havers sich Butch zu und verengte die Augen zu Schlitzen. »Die Bruderschaft kommt dich abholen, Mensch. Ich habe sie angerufen und ihnen gesagt, dass du gehen kannst.« Havers schleuderte Butchs Krankenakte auf das Bett, als gäbe er auf. »Komm niemals hierher zurück. Niemals.«
Als ihr Bruder gegangen war, starrte Marissa Butch an, doch noch ehe sie ein Wort herausbekam, flehte er: »Baby, bitte versteh doch. Ich bin nicht gesund. Da ist immer noch etwas in mir.«
»Ich habe keine Angst vor dir.«
»Ich schon.«
Sie verschränkte die Arme. »Was wird geschehen, wenn ich jetzt gehe? Zwischen dir und mir?«
Keine gute Frage, dachte sie in der zwischen ihnen entstehenden Stille.
»Butch …«
»Ich muss herausfinden, was sie mit mir gemacht haben. « Er blickte an sich herab und betastete die unebene schwarze Narbe neben seinem Bauchnabel. »Ich muss wissen, was da in mir ist. Ich will mit dir zusammen sein, aber nicht so. Nicht so, wie ich jetzt bin.«
»Ich war vier Tage bei dir, und es geht mir gut. Warum jetzt aufhören …«
»Geh, Marissa.« Seine Stimme klang gequält und traurig. Wie seine Augen. »Sobald ich kann, komme ich dich suchen.«
Das wirst du nicht, dachte sie.
Gütige Jungfrau im Schleier, es war alles wieder genau wie bei Wrath. Sie wartete. Immer wartete sie, während irgendein Kerl draußen in der Welt etwas Besseres zu tun hatte.
Sie hatte schon dreihundert Jahre unerfüllte Erwartung hinter sich.
»Das werde ich nicht tun«, murmelte sie. Dann sagte sie mit etwas mehr Nachdruck: »Ich werde nicht mehr warten. Nicht einmal auf dich. Beinahe die Hälfte meines Lebens ist jetzt schon vorbei, und ich habe sie vergeudet, indem ich zu Hause herumsaß und hoffte, dass ein Mann mich abholen würde. Das kann ich nicht mehr … egal wie viel … du mir bedeutest.«
»Du bedeutest mir
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