Black Dagger 07 - Menschenkind
Damals war er so nervös gewesen, und den Mann neben sich zu wissen, hatte ihm ein Gefühl von Sicherheit gegeben.
Genau heute vor drei Monaten war alles zerstört worden. Vor drei Monaten waren der Mord an Wellsie und der Mord an Sarelle und Tohrs Verschwinden ausgeteilt worden wie Tarotkarten mit schlechten Nachrichten. Zack. Zack. Zack.
Und die Nachwirkungen waren eine ganz besondere Form der Hölle. Ein paar Wochen nach der Tragödie hatte John immer noch damit gerechnet, dass Tohr zurückkehren würde. Er hatte gewartet, gehofft, gebetet. Aber … nichts. Kein Lebenszeichen, kein Telefonat, kein … gar nichts.
Tohr war tot. Er musste tot sein.
Als John die flachen Stufen zum Haus hinaufstieg, konnte er den Gedanken nicht ertragen, durch die verborgene Tür in die Eingangshalle zu gehen. Er hatte absolut keine Lust auf dieses Essen. Wollte keinen sehen. Wollte nicht am Tisch sitzen. Aber so sicher wie das Amen in der Kirche würde Zsadist ihn holen kommen. Der Bruder hatte ihn in den vergangenen Tagen zu den Mahlzeiten buchstäblich ins Haus geschleift. Was für beide peinlich und ärgerlich war.
Also zwang sich John die Treppe hinauf und ins Haus. Für ihn waren die blendend bunten Farben der Halle eine Beleidigung des Auges, nicht mehr länger ein Fest für die Sinne. Mit gesenktem Kopf lief er zum Speisezimmer. Als er unter dem prächtigen Bogen hindurchschritt, sah er, dass der Tisch gedeckt war, aber noch niemand saß. Und er roch Lammbraten – Wraths Lieblingsessen.
Johns Magen knurrte gierig, aber darauf fiel er nicht herein. In letzter Zeit bekam er sofort Krämpfe, wenn er einen Bissen schluckte, egal wie hungrig er war. Selbst bei dem speziell für Vampire vor der Transition zubereiteten Essen. Und er sollte extra viel essen, um sich für die Wandlung zu stärken? Aber sicher doch.
Als er leichte, eilige Schritte hörte, wandte er den Kopf in die Richtung, aus der sie kamen. Jemand rannte über die Balustrade im ersten Stock.
Dann wehte Gelächter von oben herab. Herrliches weibliches Gelächter.
Er schielte durch den Türbogen die Freitreppe hinauf.
Bella tauchte oben auf dem Treppenabsatz auf, atemlos, lächelnd, den schwarzen seidenen Morgenmantel in der Hand gerafft. Kurz vor den Stufen verlangsamte sie ihre Schritte und blickte über die Schulter, das lange dunkle Haar schwang auf ihrem Rücken.
Das darauffolgende Stampfen war schwer und weiter entfernt, doch es wurde immer lauter, bis es klang, als fielen Felsbrocken zu Boden. Offenbar hatte Bella darauf gewartet. Sie stieß ein Kichern aus, hob ihren Morgenmantel noch höher und jagte die Treppe hinunter, ihre bloßen Füße schienen die Stufen kaum zu berühren. Unten angekommen, trat sie auf den Mosaikfußboden und wirbelte genau in dem Augenblick herum, als Zsadist oben im Flur erschien.
Der Bruder entdeckte sie und rannte direkt auf die Treppe zu. Mit den Händen umklammerte er das Geländer, schwang die Füße seitlich herum und stieß sich ab. Den Kopf voraus, die Arme ausgebreitet, flog er in die Luft – nur, dass er nicht in ein Schwimmbecken sprang, sondern ein Stockwerk tief auf den Steinboden.
Johns Hilferuf blieb stumm, ein anhaltender Luftstrom …
Der abbrach, als Zsadist sich mitten im Sprung dematerialisierte.
Ein paar Meter vor Bella, die mit leuchtenden Augen die Show bewunderte, nahm er wieder Gestalt an.
Wohingegen Johns Herz vor Schreck laut hämmerte … und dann noch aus einem anderen Grund pochte.
Bella lächelte ihren Partner an, ihr Atem ging immer noch heftig, die Hände umklammerten weiterhin den Morgenmantel, die Augen schimmerten einladend. Und Zsadist folgte dem Ruf, er schien immer größer zu werden, als er auf sie zukam. Der Bindungsduft des Bruders erfüllte die Eingangshalle, genau wie sein tiefes, löwenartiges Knurren. In diesem Moment war er … ein sehr sinnliches Tier.
»Du wirst wohl gern gejagt, Nalla.« Zs Stimme war jetzt so tief, dass sie verzerrt klang.
Bellas Lächeln wurde noch breiter, während sie in eine Ecke zurückwich. »Vielleicht.«
»Dann lauf doch noch ein bisschen.« Die Worte klangen dunkel, und selbst John nahm die erotische Drohung darin wahr.
Bella rannte los, um ihren Gefährten herum und Richtung Billardzimmer. Z verfolgte sie wie eine Beute, kreiselte herum, die Augen immer fest auf das wehende Haar und die anmutige Figur seiner Frau geheftet. Als seine Lippen sich über den Fängen öffneten, verlängerten sich die Eckzähne. Und das war nicht seine
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