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Black Dagger 07 - Menschenkind

Black Dagger 07 - Menschenkind

Titel: Black Dagger 07 - Menschenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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sich so verloren zu fühlen. »Ich dachte, du weißt alles.«
    »Das ist unfair, Butch.«
    »Scheiße … du hast recht. Tut mir leid.«
    »Können wir die Entschuldigung weglassen, und ich darf dir dafür auch eine ballern?«
    Beide brachen in Gelächter aus. Butch zwang sich zu einer Entscheidung und warf einen schwarzblauen Zegna-Anzug neben V aufs Bett. Dann durchwühlte er seine Krawatten. »Ich habe Omega getroffen, stimmt’s? Das Ding in mir war ein Teil von ihm. Er hat mir etwas von sich eingepflanzt. «
    »Ja. Das glaube ich zumindest.«
    Plötzlich hatte Butch das dringende Bedürfnis, in die Kirche zu gehen und für seine Erlösung zu beten. »Wahrscheinlich werde ich nie wieder ganz normal werden, oder?«
    »Vermutlich nicht.«
    Butch betrachtete versunken seine Krawattenkollektion, überwältigt von den Farben und der Auswahl. Wie er so unentschlossen dastand, musste er aus irgendeinem Grund an seine Familie in Boston denken.
    Apropos normal … sie änderten sich auch nie, blieben unerbittlich gleich. Für den O’Neal-Klan hatte es ein zentrales Ereignis gegeben, und diese Tragödie hatte das Schachbrett
der Familie hoch in die Luft geschleudert. Als die Teile wieder herunterfielen, waren die Figuren in Klebstoff gelandet: Nachdem Jane mit fünfzehn Jahren vergewaltigt und ermordet worden war, war jeder an seinem Platz geblieben. Und er war der Außenseiter am Rande, dem nicht verziehen wurde.
    Um seinen Gedankengang zu unterbrechen, zog Butch eine blutrote Ferragamo vom Krawattenständer. »Also, was liegt bei dir heute an, Vampir?«
    »Ich soll mir freinehmen.«
    »Gut.«
    »Nein, schlecht. Du weißt, dass ich es hasse, nicht zu kämpfen.«
    »Du bist viel zu verspannt.«
    »Ha.«
    Butch warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Muss ich dich an heute Nachmittag erinnern?«
    V senkte den Blick in sein Glas. »War doch nichts.«
    »Du hast beim Aufwachen so laut geschrien, dass ich dachte, du wirst erschossen. Was zum Teufel hast du geträumt? «
    »Nichts.«
    »Versuch nicht, mich zu verscheißern, das nervt.«
    V ließ den Wodka im Glas kreisen. Trank ihn aus. »Nur ein Traum.«
    »Quatsch. Ich wohne seit neun Monaten mit dir zusammen, Kumpel. Wenn du überhaupt schläfst, bist du totenstill. «
    »Kann schon sein.«
    Butch ließ das Handtuch fallen, zog schwarze Boxershorts an und zog ein frisch gestärktes weißes Hemd aus dem Schrank. »Du solltest Wrath erzählen, was los ist.«
    »Wie wär’s, wenn wir nicht darüber sprechen.«
    Jetzt zog Butch das Hemd über, knöpfte es zu, dann
nahm er die Hose mit den Nadelstreifen vom Bügel. »Ich meine ja bloß …«
    »Lass stecken, Bulle.«
    »Meine Güte, du bist aber auch ein verschwiegener Bengel. Aber wenn du mit jemandem reden willst, ich bin für dich da, okay?«
    »Halt besser nicht die Luft an, bis es so weit ist. Aber … trotzdem danke.« V räusperte sich. »Übrigens, ich habe mir letzte Nacht eines deiner Hemden geliehen.«
    »Kein Problem. Ich kann es nur nicht ausstehen, wenn du meine Socken klaust.«
    »Ich wollte deine Freundin nicht in Kampfmontur treffen. Und was anderes besitze ich ja nicht.«
    »Sie hat erzählt, dass du mit ihr gesprochen hast. Ich glaube, du machst sie nervös.«
    V nuschelte etwas wie »Das sollte wohl auch so sein.«
    Butch wandte sich um. »Was hast du gesagt?«
    »Nichts.« Blitzschnell stand V vom Bett auf und ging zur Tür. »Pass auf, ich werde heute Nacht in meinem Penthouse abhängen. Hier allein zu sein, während alle anderen bei der Arbeit sind, ist nichts für mich. Wenn du mich brauchst, weißt du ja, wo du mich findest.«
    »V.« Als sein Mitbewohner stehen blieb und sich umsah, sagte Butch: »Danke.«
    »Wofür?«
    Butch hob den Arm mit der kaum noch sichtbaren Wunde. »Du weißt schon.«
    V zuckte nur die Achseln. »Ich dachte mir, so bist du beruhigt, wenn du in ihre Nähe kommst.«
     
    John lief durch den unterirdischen Tunnel, seine Schritte hallten so laut wie ein Trommelwirbel, was ihm heftiger als alles andere bewusst machte, wie allein er war.
    Sein einziger Gefährte war seine Wut. Sie war jetzt immer
bei ihm, so nah wie seine eigene Haut, sie umhüllte ihn von Kopf bis Fuß. Mann, er konnte es kaum erwarten, bis der Unterricht heute endlich anfing, um etwas von der Wut abzureagieren. Er war fahrig, gehetzt, ruhelos.
    Aber vielleicht lag es auch zum Teil daran, dass er auf seinem Weg zum Haupthaus immer daran denken musste, wie er diesen Gang zum ersten Mal mit Tohr betreten hatte.

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