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Black Dagger 07 - Menschenkind

Black Dagger 07 - Menschenkind

Titel: Black Dagger 07 - Menschenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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das Gesicht, um sich zu überzeugen, dass er noch aus Fleisch und Blut bestand. Als er die Knochen seines Schädels durch die Haut spürte, musste er an Richard denken.
    Der zu Hause bei Frau und Kindern war. In Sicherheit. Van würde keinerlei Kontakt mehr zu seiner Familie haben. Niemals wieder. Aber für das Leben seines Bruders schien ihm das ein fairer Tausch zu sein. Väter waren wichtig.
    Außerdem war er doch auch für sein Opfer entschädigt worden. Sein spezielles Etwas war wieder da und bereit für einen neuen Tag.
    »Fertig?«, rief Xavier aus dem Flur.
    Van schluckte heftig. Mann, auf was auch immer er sich da eingelassen hatte – es war dunkler und tiefer als einfach nur das Leben eines Kriminellen. Er war jetzt ein Agent des Bösen, oder nicht?
    Und das hätte ihn eigentlich mehr stören sollen.
    Doch stattdessen genoss er seine Macht, und war mehr als bereit, sie auch auszuüben. »Ja, fertig.«
    Van lächelte sein Spiegelbild an. Er hatte das Gefühl, als hätte sich sein ganz spezielles Schicksal erfüllt. Und er war genau der, der er sein musste.

20
    Am darauf folgenden Abend stieg Marissa gerade aus der Dusche, als sie die Rollläden für die Nacht herunterfahren hörte.
    Sie war so müde, aber es war ja auch ein hektischer Tag gewesen. Sehr hektisch.
    Wobei es gut war, so viel zu tun zu haben. Es hatte sie davon abgehalten, ununterbrochen über Butch nachzugrübeln. Na ja, es hatte sie überwiegend abgelenkt. Okay, gelegentlich hatte es funktioniert.
    Dass er wieder von einem Lesser verletzt worden war, machte dabei nur einen Teil ihrer Sorgen aus. Sie fragte sich, wo er war und wer sich um ihn kümmerte. Ihr Bruder natürlich nicht. Aber wen hatte Butch sonst noch?
    Hatte er den Tag mit einer anderen Frau verbracht, wurde er von ihr gepflegt?
    Sicher, Marissa hatte gestern Nacht mit ihm telefoniert, und er hatte die richtigen Sachen gesagt: Er hatte ihr beteuert, dass es ihm gut ginge. Hatte nicht gelogen, was den
Kampf mit dem Lesser betraf. Hatte ihr offen und ehrlich gesagt, dass er sie nicht sehen wolle, bis er sich wieder stabiler fühle. Und er hatte ihr gesagt, er wolle sie heute beim Ersten Mahl treffen.
    Sie hatte angenommen, seine Zurückhaltung läge daran, dass er noch ziemlich mitgenommen war, wofür sie ihm keinen Vorwurf machen konnte. Aber erst, nachdem sie aufgelegt hatte, wurde ihr klar, was sie alles zu fragen versäumt hatte.
    Angewidert von ihrer eigenen Unsicherheit stopfte sie ihr Handtuch in den Wäschekorb. Als sie sich wieder aufrichtete, wurde ihr so schwindlig, dass sie auf ihren bloßen Füßen ins Schwanken geriet und sich hinhocken musste. Sonst wäre sie in Ohnmacht gefallen.
    Bitte lass diesen Hunger vorübergehen. Bitte.
    Sie atmete tief durch, bis ihr Kopf wieder klar wurde, dann stand sie langsam auf und ging zum Waschbecken. Sie spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Sie wusste, dass sie eigentlich zu Rehvenge gehen müsste. Aber nicht heute. Heute Nacht musste sie mit Butch zusammen sein. Sie musste ihn sehen und sich vergewissern, dass es ihm gut ging. Und sie musste mit ihm sprechen. Er war jetzt wichtig, nicht ihre körperlichen Bedürfnisse.
    Als sie sich wieder einigermaßen sicher auf den Beinen fühlte, zog sie sich das türkisblaue Kleid von Yves Saint Laurent an. Wie sie es hasste, dieses Kleid jetzt zu tragen. Daran hafteten so viele schlechte Erinnerungen, als wäre die Auseinandersetzung mit ihrem Bruder ein ekelhafter Geruch, der den Stoff durchdrang.
    Das Klopfen, auf das sie gewartet hatte, ertönte exakt um sechs Uhr. Fritz stand vor der Zimmertür, er verbeugte sich lächelnd.
    »Guten Abend, Herrin.«
    »Guten Abend. Hast du die Unterlagen?«

    »Wie Ihr es wünschtet.«
    Sie nahm die Mappe entgegen, die er ihr hinhielt, und ging zum Sekretär, wo sie durch die Papiere blätterte und an mehreren Stellen unterschrieb. Als sie die Mappe wieder zuklappte, legte sie die Hand darauf. »Das ist so schnell vorbei.«
    »Wir haben gute Anwälte, nicht wahr?«
    Mit einem tiefen Seufzer gab sie ihm die Vollmacht und die Mietunterlagen zurück. Dann ging sie zum Nachttisch und holte das Brillantarmband, das sie getragen hatte, als sie auf dem Anwesen der Bruderschaft eintraf. Als sie dem Doggen das glitzernde Stück reichte, schoss ihr durch den Kopf, dass ihr Vater ihr den Schmuck vor über einhundert Jahren geschenkt hatte.
    Niemals hätte er geahnt, wozu er benutzt werden würde. Der Jungfrau der Schrift sei Dank.
    Jetzt runzelte der Butler die

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