Black Dagger 08 - Vampirherz
ihm herab und versammelten sich langsam um den Abfluss.
V brach in Gelächter aus. »Sieh es mal so: Wenigstens musst du dir nicht den Rücken rasieren, wenn du alt wirst. Keine schmerzhafte Wachsbehandlung, ist doch prima.«
Er war nicht überrascht, als ein Stück Seife auf ihn zugesaust kam.
18
Eine Woche nach der Schießerei fand Van etwas sehr Wichtiges über sich heraus.
Seine Menschlichkeit war verschwunden.
Ein Stöhnen, das durch den leeren Keller hallte, lenkte seinen Blick auf den auf dem Tisch festgeschnallten Vampir. Mr X bearbeitete das Wesen, und Van sah zu. Als wäre das Ganze nichts weiter als ein Friseurbesuch.
Er hätte das für falsch halten sollen. In all seinen Jahren als Kämpfer hatte er seinen Gegnern reichlich Schmerz zugefügt; aber immer hatte er es vermieden, Unschuldige zu verletzen, und er hatte Menschen verachtet, die sich die Schwachen vornahmen. Und jetzt? Seine einzige Reaktion auf diese furchtbare Grausamkeit war Verärgerung – weil es nicht funktionierte. Die einzige Information über O’Neal, die sie bekommen hatten, war ziemlich dürftig. Ein Mensch, auf den die Beschreibung passte, war in Begleitung einiger Vampire, die möglicherweise Brüder waren, in einigen Bars in der Innenstadt gesichtet worden. Vor allem im Screamer’s
und im ZeroSum. Aber das hatten er und X ja schon vorher gewusst.
Allmählich bekam er den Verdacht, dass der Haupt- Lesser an der Kreatur auf dem Tisch vor allem seinen Frust abreagierte. Was eine solche Zeitverschwendung war. Van wollte Vampire jagen, nicht stiller Beobachter solch eines blutigen Schauspiels sein.
Noch immer hatte er keine Gelegenheit gehabt, einen dieser Blutsauger zu erledigen. Dank Mr X, der ihn immer aus der Schusslinie hielt, hatte er seit seinem Eintritt in die Gesellschaft der Lesser nichts außer anderen Lessern massakriert. Jeden Tag stellte ihn Mr X gegen einen neuen Untoten auf. Und jeden Tag schlug Van seinen Gegner erst zu Brei und rammte ihm dann das Messer in die Brust. Und mit jedem Tag regte sich Mr X mehr auf. Es war, als sei der Haupt- Lesser ständig von Van enttäuscht, obwohl bei einem Stand von sieben zu null schwer zu kapieren war, warum genau das so war.
Gurgelnde Geräusche drangen durch die angstgeschwängerte Luft zu Van durch, und er fluchte unterdrückt.
»Langweile ich Sie hier?«, fauchte Mr X.
»Überhaupt nicht. Das ist total spannend.«
Es gab ein kurzes Schweigen. Dann ein angewidertes Zischen. »Seien Sie nicht so ein Waschlappen.«
»Ist ja schon gut. Ich bin ein Kämpfer, Mann. Ich steh nicht darauf, Geiseln zu foltern, vor allem nicht, wenn es nichts bringt.«
Die ausdruckslosen, blassen Augen loderten auf. »Dann gehen Sie mit ein paar Kollegen auf Patrouille. Denn, wenn ich Sie noch länger anschauen muss, dann liegen Sie bald selbst hier auf dem Tisch.«
»Na, endlich.« Van ging zur Treppe.
Als er die erste Stufe erreichte, rief Mr X ihm verächtlich hinterher: »Ihr schwacher Magen ist wirklich eine Schande.«
»Mein Magen ist hier nicht das Problem, glauben Sie mir.« Van ging einfach weiter.
Butch stieg vom Laufband und wischte sich mit dem T-Shirt den Schweiß von der Stirn. Er war gerade achtzehn Kilometer gerannt. In fünfzig Minuten. Was einen Schnitt von gut einundzwanzig Stundenkilometern ergab. Heilige Mutter Gottes!
»Wie fühlst du dich?«, fragte V von der Hantelbank.
»Wie der verfluchte Lee Majors.«
Man hörte ein Scheppern, als dreihundert Kilo auf der Halterung zu liegen kamen. »Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann, was? Du bist ein ganz schön alter Sack, Bulle, wenn du dich daran noch erinnern kannst.«
»Na und? Ich bin eben in den Siebzigern aufgewachsen. Was dagegen?« Butch trank einen Schluck Wasser, dann wandte er plötzlich den Kopf zur Tür. Ihm stockte der Atem, und eine halbe Sekunde später kam Marissa herein.
Sie sah in der schwarzen Hose und der cremefarbenen Jacke einfach umwerfend aus – professionell-schick, und doch feminin. Und ihre hellen Augen blitzten durch den Raum.
»Ich wollte noch mal vorbeischauen, bevor ich mich auf den Weg mache«, sagte sie.
»Freut mich, meine Süße.« Er trocknete sich den Schweiß ab, so gut es ging, doch sie schien es nicht zu stören, wenn er verschwitzt war. Überhaupt nicht. Sie legte die Hand um sein Kinn, als er sich zu ihr herunterbeugte und sie begrüßte.
»Du siehst gut aus«, flüsterte sie und strich ihm mit der Hand über den Hals bis hinunter auf die nackten Brustmuskeln. Dann
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